Ausweichmanöver

Frohen Mutes verlassen wir den schönen C’platz in Argelès am Samstagmorgen, um überzusetzen nach Spanien zur Playa Mont-Roig. Aber erst wollen wir einen Abstecher nach Palamós machen, falls dort etwas frei sein sollte, würden wir in dem hübschen Ort gerne einen Tag verbringen. Doch unsere Fahrt findet ein jähes Ende: gleich am ersten Kreisel in Le Boulou staut der Verkehr, es gibt kein Durchkommen. Überall LKWs, soweit das Auge reicht. Haarscharf kommen wir an den parkenden LKWs vorbei, ich schließe die Augen, so eng ist es! Dann sehen wir, was los ist; die A9 Richtung Barcelona ist geschlossen, überall Guardia Civil. Gott sei Dank können wir wieder zurückfahren und finden am Straßenrand eine Lücke zum Anhalten. Ratlos überlegen wir, was wir nun machen sollen.

Stau Richtung Spanien

Stau Richtung Spanien

Sämtliche Verkehrsinformationen auf Französisch, wir verstehen nur ein paar Brocken. Aber wir wissen, dass es in Barcelona Krawalle gibt. Zurück zum C’platz? Eigentlich nicht…..wir beschließen, umzukehren und nach Narbonne zurückzufahren. Dann wollen wir weiter über Toulouse und die Pyrenäen, ein Umweg von 400 km. Aber so entgehen wir den Krawallen in Barcelona, unberechenbar! und einem nahenden Unwetter mit heftigen Regenfällen und Sturm an der Küste. Das scheint uns die bessere Alternative zu sein. Zweiter Anlauf, die Gegenfahrbahn ist kilometerlang dicht, der Stau erscheint unendlich. Aber wir rollen gemütlich Richtung Narbonne, nach einer kleinen Zähflüssigkeit an einer Auffahrt, kommen wir gut durch. Bald lassen wir Toulouse östlich liegen und fahren Richtung Pau. Wir folgen einem Tipp unseres Nachbarn Wolli und steuern den kleinen Ort Sauvagnon an, wo wir ganz allein auf einem ausgewiesenen Parkplatz vor dem Gemeindehaus stehen.

alleine vorm Gemeidehaus

alleine vorm Gemeidehaus

Es gibt Wasser, Entsorgung und sogar ein WC, alles kostenlos, nur leider keinen Einkaufsladen, den man fussläufig erreichen könnte. So ist es bekanntlich mittlerweile in vielen ländlichen Orten. Die kleine Stadt ist ordentlich, sauber und zu unserer Freude hat man an einigen alten Häusern große Fototafeln angebracht, die das Leben hier vor Jahrzehnten abbilden. Interessant!

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Souvagnon

Am Sonntagmorgen starten wir und nehmen die Pyrenäen in Anlauf, unser Ziel ist Saragossa. Erst noch ein Einkaufsstopp in einem Lidl, der Sonntags geöffnet hat, tanken und los geht’s. Die Strecke lässt sich gut fahren, die Serpentinen sind alle entschärft worden, wir haben selten Gegenverkehr. Die Landschaft ist wunderschön, ähnlich den Alpen, kleine Bergdörfer mit uralten Häusern, eher Hütten, Schaf-und Ziegenherden, die Bahnstrecke, die sich durch die Berge schlängelt.

über die Pyrenäen

über die Pyrenäen

Es gibt viel zu sehen und da wir hier sowieso langsam fahren müssen, ist auch genug Zeit dazu. Das Highlight ist der Somport Tunnel, 8km lang durch die schroffen Felsen gebohrt. Teilweise sind wir auf 1200 Metern Höhe, dort ist es 6 Grad kalt. Die Fahrt ist interessant und wird uns nicht lang. Das letzte Stück, die Ebro Ebenen bis Saragossa, gibt nichts her, öde trockene Landschaft, unzählige graue Schweinemastfarmen. Keine Felder, wenig Bewuchs, rote Felsen.

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Ebro-Ebene

Wir durchqueren eine Terrassenlandschaft, flache bröckelige Mauern, wahrscheinlich sehr alt. Bald erreichen wir die Stadt Saragossa, Hauptstadt von Aragon, und finden den Stellplatz in einem modernen Viertel nahe der Universität. Auf dem eigentlichen Platz sind die Parkboxen zu kurz für uns, eh alle belegt. Aber vor den Sportstätten gibt es große Plätze, wo auch schon Reisemobile eingeparkt sind.

Saragossa

Saragossa

Dort stellen wir uns dazu. Auch dieser Platz ist kostenlos, man hat Frischwasser und Entsorgung. Nur ein kurzer Weg führt zu einem Carrefour Supermarkt, ein Shoppingcenter ist nicht weit. Wir verbringen 3 Tage hier, das Wetter ist besser als angekündigt, nur der dritte Tag, der Dienstag, fällt vollständig ins Wasser. Die Regenmenge und der Wind bleiben moderat, wir sind zufrieden mit unserer Entscheidung, Unruhen und Unwettern auszuweichen. Als wir am Mittwoch aufbrechen wollen, erleben wir eine Überraschung: nach 3 Tagen ohne Landstrom, fällt dem Einfahren der Hubstützen die Spannung unter 10,8 V, der Hauptschalter springt raus. Morchen hat keinen Strom mehr! Tür manuell entriegeln, Motor gestartet und die Sicherung wieder eingedrückt. Der dritte Tag, gänzlich ohne Sonne, deshalb kein Strom von den Solarzellen, hat unsere vorgeschädigten Verbraucherbatterien geschafft. Nun aber losfahren, damit sie geladen werden. Unser Weg führt zurück zur Küste, die Schlechtwetterfront ist vorüber, wir können zu unserer ursprünglichen Route zurückkehren. Es geht durch Aragon, eine eher langweilige Gegend. Bald sieht die Landschaft wieder bekannt aus, Weinreben auf den Feldern, Berge und landwirtschaftliche Flächen, wir nähern uns der Küste. Ein paar Kilometer fahren wir eigentlich zurück, denn wir haben noch genug Zeit, um noch ein bisschen zu tingeln. Moncofa ist unser Ziel, ein Stellplatz zwischen meist unbewohnten Häuserblocks, nah am Meer, aber kein Traumziel, dafür wieder kostenlos. Sofort werden wir von einem Paar mit einem Morelo in Beschlag genommen. Wir erfahren ihre Lebensgeschichte und alle Erfahrungen, die sie mit ihrem Reisemobil gemacht haben. Ein Mercadona, unsere Lieblingssupermarktkette in Spanien, ist nicht weit und wir gehen ausgiebig einkaufen. Dann einmal zum Meer und einen Moment nicht aufgepasst: eine dicke Welle erwischt uns, bis zu den Knien sind wir naß. Ist egal, es ist ja warm.

am Strand von Moncofa

am Strand von Moncofa

Am Abend fällt uns etwas Lustiges auf: der Stellplatz ist dunkel, zwar Leuchten vorhanden, aber nicht angeschlossen, während ein benachbarter leerer PKW Parkplatz hell beleuchtet ist! Das macht Sinn. Am nächsten Morgen wollen wir rasch los, da erwischt uns wieder der Morelo Besitzer, das dauert. Endlich verlassen wir den Stellplatz, füllen noch den Tank und kaufen Trinkwasser im Mercadona ein. Dann geht’s zum Bonterra Park nach Benicàssim, wo wir einen guten Platz bekommen. Angelo parkt das Morchen perfekt ein,

Bontera Park, Benicàssim

Bonterra Park, Benicàssim

rasch richten wir uns ein und schon sitzen wir bei super Wetter und einem ‚Anlegealster’ unter der Markise.

🚐💨💨