Christiansø (Dänemark)


Am Montag morgen segeln wir mit achterlichem Wind zu den Ertholmenen, den “ Erbsen „Inseln. Es ist schön warm in der Sonne und bei 4 Bft. haben wir die Segel zum Schmetterling aufgestellt. Wir legen als erste Yacht an der langen Mole von Christiansö an, eine Fussgängerbrücke verbindet die Seefestung mit der noch kleineren Insel Frederiksö. Im Fernsehen bei Mare TV haben wir die Inseln gesehen, nun sind wir selbst hier! Es ist ein idyllisches Fleckchen Erde, die Gemäuer wurden 1654 von König Christian V gebaut und stehen allesamt unter Denkmalschutz, auch die Natur ist streng geschützt. Etwa 90 Menschen leben hier; hier gibt es alles Lebensnotwendige. Sie haben eigenes Wasser, Strom, einen kleinen Inselladen, eine Gastwirtschaft, Kiosk, eine Schule, einen Lehrer, einen Arzt, einen Gemeinschaftsraum. Liebevoll werden die Befestigungsanlagen und die schöne Natur in Stand gehalten, zehn Handwerker leben hier und sind ständig damit beschäftigt. Wir stellen es uns schon schwierig vor, gerade für junge Menschen, hier in dieser Abgeschiedenheit zu leben. 710x430m misst die Insel und man ist schnell rum gelaufen, selbst in den Ritzen der Festungsmauer sprießt und grünt es; Goldlack steht überall in voller Blüte, Grasnelkenfelder wiegen sich im Wind, Fliederhecken blühen gerade auf.


An kleinen steinernen Hütten haben die Bewohner Gemüsefelder angelegt, um sich mit Vitaminen zu versorgen. Viele ehemalige Regenwasserspeicher sind noch vorhanden, dort quaken die Frösche. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein, man fühlt sich ins Mittelalter zurückversetzt. Gelebte Geschichte, man kann nicht anders und überlegt immer wieder, wie es wohl gewesen ist, das harte Leben hier vor vielen Jahren mitten auf der Ostsee auf dem winzigen Eiland! Nun ist es romantisch unter dem blauen Himmel in der Sonne zu sitzen und die frische Luft zu atmen, aber vor Hunderten von Jahren….die Fähre spuckt jeden Tag Scharen von Touris aus, die überall herumlaufen und den Bewohnern bei allem zusehen. Wir stellen es uns schon lästig vor, unter ständiger Beobachtung. Aber die Menschen sind es hier wohl gewohnt, ebenso wie ein einzelner Basstölpel, der seit 2012 im Hafen an einem Stromkasten lebt und täglich hunderte Male fotografiert wird.


Zahlreiche Eiderenten leben hier und sind erstaunlich zahm, sie wissen, dass sie hier sicher sind. Viele nisten am Wegesrand und einige führen schon ihre so niedlichen Küken aus. Geschützte sonnige Plätzchen in den Klippen gibt es überall und Seevögel liegen auf den Felsen in der Sonne. Von der geschützten Insel Graesholm hört man das Geschrei der zahlreichen Seevögel, die dort nisten. Ein Felsen im Meer vor Christiansö ist der östlichste Punkt Dänemarks; es ist schon eine ganz besondere Atmosphäre hier, die viele Segler, so wie wir, auch suchen. Obwohl noch früh im Jahr liegen wir am Abend in Vierer Päckchen an der Kaimauer, zwei polnische Charteryachten mit je acht! Personen an Bord haben an uns festgemacht, aussen dran noch eine kleine Beneteau aus Kröslin, ein kleiner Vorgeschmack auf das, was hier in der Sommersaison los sein mag. In der Nacht wird es windig und es regnet, wir liegen geschützt hinter den alten Kasernenhäusern. Der nächste Tag bringt wieder blauen Himmel und Sonnenschein, Zeit für eine Umrundung der traumhaften Erbseninseln, Ertholmenen.

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