Comeback

Von Fünens Spitze segeln wir mit Westwind, 3 Bft., entlang der Küste, vorbei an Kerteminde durch den Großen Belt. Das Wetter ist sonnig, bei halbem Wind machen wir gute Fahrt. 30NM, sollten kein Problem sein. Die Große Belt Brücke müssen wir wieder in der Mitte passieren, sonst ist die Durchfahrt zu flach.

Große Beltbrücke

Große Beltbrücke

Wir sind hin und hergerissen, nach Nyborg, dann müssen wir 8 Meilen gegenan motoren, entlang der Brücke, bis in den Hafen. Oder weitersegeln, 13 NM nach Lundeborg? Hinter der Brücke wird der Wind, wie so oft, merkwürdig abgelenkt, so würde es nicht funktionieren. Ein Stückchen weiter ist er wieder auf Kurs, wir können segeln. Immer höher geht es an den Wind, wir schieben ordentlich Lage, mittlerweile weht es mit 5 Bft. Ein kleines Segelboot, das mit uns in Korshavn vor Anker gelegen hat, hält gut mit, dadurch dass es die Brücke ganz nah an der Küste passieren konnte, ist es gleichauf mit uns. Bald erreichen wir die Einfahrt nach Lundeborg, streichen die Segel und hoffen, einen Platz zu finden. Eng ist es im Hafen, nur deutsche Flaggen wehen an den Hecks der Yachten. Sehr voll, kein Raum, schon warne ich den Skipper: pass auf, dass wir uns nicht in eine Lage manövrieren, aus der wir nicht mehr herauskommen. Da entdecke ich die Helmsman 49 am Kai. Das ist unsere Chance, da legen wir wieder an. Gesagt, getan.

ein guter Platz an der Helmsmann

ein guter Platz an der Helmsmann

Der Eigner erscheint und verkündet, dass er am nächsten Morgen um 4 Uhr ablegen will, für uns kein Problem, wir werden wach sein. Nun wird die Konversation schon flüssiger, wahrscheinlich brauchen die beiden etwas, um warm zu werden. Unser Boot wird als Wohnschiff bezeichnet, der Ausdruck entwickelt sich bei uns zu einem geflügelten Wort: die Pretty, unser Wohnschiff. Damit können wir gut leben. Lundeborg ist nett, alt, klein, eben dänisch hyggelig.

Lundeborg

Lundeborg

Es gibt einen Kaufmannsladen, der von ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt wird, einen Gemüsestand, ein Fischrestaurant. Die Hafenmeisterin kommt zum Kassieren des Hafengeldes, natürlich nur in bar. Man kann Brötchen für den nächsten Morgen bestellen, die übrigens super sind. Am Montagmorgen stellen wir uns den Wecker, als er um 4 Uhr klingelt, ist das Nachbarschiff dunkel und ruhig. Wir drehen uns um und schlafen weiter. Um 7 Uhr klopft der Nachbar, sie wollten uns doch nicht stören… wir stehen auf, ziehen uns an und legen ab. Als die Helmsman abgelegt hat, legen wir uns zurück an den Kai, ich hole unsere Brötchen ab und wir frühstücken gemütlich. Danach tanken wir an der gegenüber liegenden Tankstelle und motoren, wieder mal kein Wind!, ohne Hast nach Svendborg. Der Svendborg Sund begeistert uns wie bei unserem ersten Besuch, traumhaft schöne Anwesen, Höfe, Villen, Holzhäuser, einfach ein toller Ort.

im Sventborgsund

im Svendborgsund

Schweinswale jagen, später erfahre ich, dass sich von diesen der Name Svendborg ableitet. Am Längssteg finden wir einen Liegeplatz; da die Strömung stark ist, ist das Anlegen etwas tricky, aber unsere Leinen werden von freundlichen Seglern angenommen und schon liegen wir sicher und fest. Svendborg hat eine recht große Fußgängerzone mit vielen Geschäften und man kann gut einkaufen.

in der Fußgängerzone von Svendborg

in der Fußgängerzone von Svendborg

Wir würden gern noch einen Tag bleiben, aber die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes. Der Südwest Wind soll zulegen, wir wollen nach Ærøskøbing. Am Dienstag soll der Wind noch mit 3-4 Windstärken wehen, dann drohen Gewitter. Bei 3 Bft. kann man noch gut gegenan motoren, mehr Wind macht es immer unangenehmer. Also legen wir am Dienstag Mittag ab und fahren unter der Svendborgbrücke hindurch R’tung Ærø. Dann klappt es doch noch, hoch am Wind können wir segeln. Wir erreichen den Fischereihafen gleichzeitig mit der Fähre Svendborg- Ærøskøbing und verdrücken uns ganz an den Rand des Fahrwassers. An einer engen Stelle schaffen wir es, das Großsegel einzurollen. Als wir in die Einfahrt zum Hafen hinein fahren wollen, kommt ein großer Frachter heraus, wir müssen zurück und ausweichen. Dann endlich können wir hinein fahren und am Kai anlegen. Ein holländischer Botter will gerade ablegen, ganz knapp kommt er an uns vorbei, wir rücken weiter am Kai vor, ganz in die Ecke. Ein bisschen Leinengezuppel und wir liegen fest. Ærøskøbing ist die Märchenstadt mit den kleinen Gassen, den knuffigen Häuschen, sehr malerisch und gemütlich.

Ærøskøbing

Ærøskøbing

Wir durchstreifen die kleine historische Stadt und sie gefällt uns sehr gut. Drohende Gewitter und Starkwind sitzen wir hier aus, gehen im Nettomarkt einkaufen und grillen auf dem Grillplatz direkt vor unserem Schiff. Das Wetter wird besser als erwartet, wir sind zufrieden. Am frühen Nachmittag treffen unsere Segelfreunde Ute&Udo mit ihrem Neuerwerb, einer Bavaria 31, ein; zufällig sind wir am Steg in der Marina. Endlich haben wir die Gelegenheit, ihr Schiff zu begutachten. Was wir sehen, gefällt uns gut, sie haben einen guten Kauf gemacht. Mit einem Bierchen stoßen wir auf die SY Liberté an. Später sitzen wir an Bord der Pretty und berichten von unserem Törn an die westschwedische Küste. Am Mittwoch fahren wir mit dem kostenlosen Bus über die Insel Ærø nach Søby. Interessant ist die Fahrt durch die kleinen Dörfer, die spätsommerliche Landschaft, den Blick über die Ostsee. In Søby geht ein Gewitter nieder, wir können gleich im Bushaltehäuschen sitzen bleiben. Dann wird es für kurze Zeit trocken, so dass wir den Hafen erkunden und einen Rundgang durch den kleinen Ort machen können. Der Hafen ist ok und das Herzstück des Ortes, außer einer Kirche, einem kleinen Supermarkt gibt es nichts Nennenswertes. Mit dem nächsten Bus fahren wir zurück, zufrieden, dass wir uns ein Bild vom Hafen gemacht haben. Jetzt wissen wir, dass wir dort anlegen könnten. In Ærøskøbing spazieren wir zum Strand, zu den alten Strandhütten, einige über 100 Jahre alt.

Ærøskøbing Strand

Ærøskøbing Strand

Bunt sind sie und stehen unter strengem Schutz, weder Strom noch Wasser darf dort installiert werden. Obwohl das Wetter recht schlecht gemeldet war, bleibt es ganz schön. Warm ist es, nur ab und zu gibt es einen Schauer mit den dazugehörenden Windböen. Damit können wir leben. Gerne wollten wir noch durch die dänische Südsee segeln, aber der Wind soll in den kommenden Tagen kräftig aus Südwest wehen. Deshalb legen wir am Freitagmorgen früh ab und segeln, solange das noch geht, vorbei an Marstal und Bagenkop bis nach Heiligenhafen. Der Wind weht aus West mit 3 Bft, erst segeln wir 60 Grad am Wind und schaffen bei mitschiebendem Strom 7 Knts. Dann müssen wir immer höher an den Wind, der schwächer wird. An der Südwestspitze von Fehmarn „Flüggesand“ schläft er vollständig ein und geht langsam auf Ost, zu schwach zum Segeln. Die letzten zwei Stunden kommt der Wind also aus dem Tank, vorbei geht es an der Westküste von Fehmarn, den Graswarder entlang in den Hafen von Heiligenhafen, wo wir eine passende Box am Steg 9 finden.

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