Defekte

Der Weg von Donsö nach Långedrag ist kurz und wird unter Motor rasch bewältigt, natürlich wieder aufgrund von Mangel an Wind. Noch vor 12 Uhr sind wir da und finden eine grün gekennzeichnete lange Box mit Seitensteg. Der erfüllt unsere Erwartungen nicht, zu schmal und zu wackelig um seitlich abzusteigen. Eine nette Schwanenfamilie mit Zwillingsküken begrüßt uns und der Vater zeigt mit lautem Zischen gleich an, dass er seine Familie beschützen wird. Wir vertäuen das Schiff und starten sofort zur Straßenbahn um den SeaSea Bootszubehör Laden aufzusuchen um nach einem neuen AIS Gerät zu sehen. Der junge Mitarbeiter dort ist ein richtiger Wikinger, vollbärtig, schlank, hoch gewachsen, der englischen Sprache mächtig und dazu noch kompetent. Rasch ist das passende Gerät auf dem Ladentisch und mit Kreditkarte bezahlt. Mit der Neuanschaffung in der Tasche gehen wir zum Hemköp Lebensmittelmarkt und kaufen ein. Dann flott in die Straßenbahn und zurück zum Hafen, wo viele Ausbildungskurse für die Segeljugend stattfinden und reges Gewusel herrscht. Auch der ausgelegte Schwimmpontoon ist, wie schon im letzten Sommer, gut besucht: Geschrei, Gejauchze, Rangeleien und Geplansche sind im vollen Gange. In der zweiten Box neben uns versucht derweil eine 12 Meter Malö mit irischer Flagge am Heck anzulegen. Die Box zu lang, die Achterleine zu kurz und den verkehrten, denn den Wind abgewandten, Pfahl belegt. Angelo will helfen, aber eine Vorleine ist nicht klar. Dann fummelt der Skipper eine Leine aus der Backskiste und die Bordfrau gibt sie an Angelo ohne sie am Schiff zu belegen. Was machen die beiden bloß? Angelo schlägt vor, weiter in den Hafen zu fahren und einen günstigeren Platz zu wählen, aber sie antworten, dass Ihnen diese Box zugewiesen wurde. Für eine Luvleine ist es eh zu spät, da kommen sie nicht mehr ran, Gott sei Dank ist es windstill. Der irische Skipper läuft später zum Hafenbüro und am Abend kommen zwei Helfer in einem Holzboot und bringen die Leine aus. Also, alles wie gehabt im königlichen Yachtklubben von Långedrag, kein Service, kein Internet, die Studenten, die den Hafen zu organisieren haben, sind nicht in der Lage dazu. So bleibt die rot gekennzeichnete Box neben uns, wie so manch weitere, natürlich in den kommenden zwei Nächten leer, keiner kommt. Aber die Sanitäranlagen sind schön sauber und gepflegt, da kann man nicht meckern. Am Donnerstag springen wir wieder in die Straßenbahn, leider ist der Fahrscheinautomat außer Betrieb und so werden wir ungewollt zu Schwarzfahrern.

in Göteborg

in Göteborg

Wir schlendern durch die Altstadt von Göteborg, die Haga und durch die Einkaufsmall ‚Femman’. In den Lautsprecherdurchsagen hört sich das wie Fehmarn an, wie lustig!

Lidl in Göteborg

Lidl in Göteborg

Als ich ein dringendes Bedürfnis verspüre, suche ich die Toalett auf und grabe schon in der Tasche nach einer 10 Kronar Münze. Aber wir sind in Schweden, natürlich bezahlt man das Piseln mit Kreditkarte! Es gibt einen Lidl Supermarkt und wir beschließen, uns mit Thüringer Bratwurst einzudecken, bald fühlen wir uns wie auf dem Basar. Ich glaube, ich bin die einzige Frau ohne Kopftuch. Unser Weg führt uns weiter zum Stadthafen Lilla Bommen mit dem markanten Wahrzeichen, dem Hochhaus, liebevoll Läppstift, der Lippenstift, genannt.

Lilla Bommen

Lilla Bommen

Der Hafen ist noch nicht voll, aber sehr unruhig, durch den Schwell, den die großen Fähren verursachen. Nun reicht uns der Trubel, bei unserem ersten Besuch in Göteborg war uns nicht so aufgefallen, dass es hier sooo viele Ausländer gibt. Schweden sind klar in der Minderheit, so entsteht wahrscheinlich auch der Rechtsdruck im Land. Auf dem Rückweg können wir in der Straßenbahn auch zahlen und springen nochmal in den Bootszuhörladen, um eine Halterung für die Antenne des neuen AIS Geräts zu kaufen. Das Gerät hat Angelo gestern eingebaut und es funktioniert prima. Wir kaufen gleich noch ein Paar Aussenlautsprecher, denn unsere sind schon lange kaputt. Die Sonne hat den Kunststoff mürbe gemacht und sie zerbröseln zunehmends. Die neuen sind gut gemacht und die einzigen fast Passenden, die wir bis jetzt gefunden haben. Eigentlich sind sie uns zu teuer, aber wir möchten die Baustelle doch gern fertigstellen. Deshalb Kreditkarte raus und durch. Wieder auf dem Schiff gibt es erstmal eine dicke Kanelbulle, das muss sein um über die schlechte Wettervorhersage zu trösten. Nach den windarmen Wochen mit reichlich Motorgebrummel steht uns nun eine stürmische mit Windböen bis 8 bevor. Wir beratschlagen, wo wir die abwettern wollen, auf jeden Fall nicht hier. So legen wir am Freitagmorgen ab, um zurück nach Donsö zu segeln, nicht ahnend, welch ein Schreck uns gleich in die Glieder fahren soll. Auf Donsö werden wir alles haben, Internet, Waschmaschine, Ica Supermarkt, Pizzeria, Fischbude, Grillplatz und können längsseits liegen mit dem Westwind auf der Nase. Wir lösen die Leinen und machen uns auf den Weg.

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