Der Sonne entgegen

6 Wochen verbringen wir daheim, viel ist zu tun. Erst ist das Wetter noch passabel, wir genießen unsere schöne Heimatstadt. Aber bald wird es grau und uselig, es regnet jeden Tag, der Herbst hält Einzug. Wir sehnen den Tag der Abreise herbei. In der letzten Woche verbringen wir noch einen gemütlichen Abend mit den Nachbarn Anja&Ulli von gegenüber, dann stehen noch zwei Events mit der Familie an. Am Freitagmorgen befreien wir das Morchen aus der Halle und beginnen mit dem Packen für die lange Abwesenheit. Am Samstagabend sind wir klar, das Reisemobil ist tiefer gelegt mit Utensilien und wir schlafen die letzte Nacht in unserer Wohnung. Früh endet die Nacht, letzte Dinge werden erledigt, die Wohnung winterfest zurück gelassen; dann geht es zum Brunch anlässlich des Geburtstages von Angelos Vater. Ein geselliger Abschied von der Familie, wir haben Spaß zusammen. Um 15 Uhr sind wir auf der Bahn und rollen R’tung Trier. Am Sonntag ist es gut zu fahren, mit ein paar kleinen zähflüssigen Stellen kommen wir über den Rhein. Um 19 Uhr erreichen wir den Stellplatz Treviris, alle Plätze ohne Satellitenempfang aufgrund der Bäume sind noch frei. Fledermäuse segeln um uns herum, ich bin begeistert von den kleinen Vampiren. Rasch ist das Womo versorgt und wir sind unterwegs in der Vollmondnacht, sternenklar, wunderschön. Die Mosel glitzert im Dunkeln, ein romantischer Spaziergang.

Trier bei Nacht

Trier, Moselbrücke

Gleich am nächsten Morgen fahren wir zügig weiter durch die noch sehr grüne Eifel, über Luxemburg, wo wir einen Tankstop einlegen. Unser Ziel ist wieder Mâcon an der Saône. Ein Franzose ist schneller als wir und schnappt uns unseren Lieblingsplatz dort weg, wir nehmen wieder den schrägen Platz am Rondell ein, einen der wenigen, auf dem man Satellitenempfang hat. Dann geht’s flott los, zum Einkaufen in dem riesigen Auchan Markt und zum Lidl. Leider müssen wir unsere BBQ Pläne aufgeben, denn es ist windig, wie schon die ganze Anreise über. Wir trösten uns mit köstlichem Baguette, kleinen Pastetchen und einer Flasche Rotwein. Am nächsten Morgen hat, wie angesagt, ergiebiger Regen eingesetzt. Wir warten ab und, zum Mittag hin, lässt der Regen nach. Wir starten Richtung Süden, an’s Mittelmeer. Über den Bergen hängen die tiefen Wolken, aber es wird immer sonniger. Nur der böige Wind bleibt uns erhalten, fast wie Segeln, nur ohne Boot. Der Chauffeur muss das Lenkrad gut festhalten, die Böen sind kräftig. Wir fahren durch Lyon, Großstadt, unser persönlicher Alptraum. Aber es läuft gut, dann erwischt es uns doch: hinter Lyon ein Unfall, kilometerlanger Stau. Von dreispurig auf einspurig, anderthalb Stunden. Alle Verkehrsinformationen nur auf französisch, wir verstehen nur wenige Brocken. Endlich haben wir die Unfallstelle passiert und erreichen zügig Marseillan Plage, wo wir uns mit Christina und Herbert treffen. Lange haben wir uns nicht gesehen, dementsprechend viel gibt es zu erzählen bei leckeren Häppchen und französischem Wein im gemütlichem Womo der beiden. Das Treffen ist so schön! Später wollen wir eine Pizzeria aufsuchen, die geöffnet haben soll, ein Flop! Marseillan ist ausgestorben, alles geschlossen, Bürgersteige hochgeklappt. Na ja, haben wir halt noch einen schönen Spaziergang gemacht bis ans Meer. Auf dem Rückweg finden wir tatsächlich noch ein geöffnetes Lokal, ganz nah am Stellplatz.

die Ladys

die Ladys

Wir kehren ein und essen Pizza und Salat; der Tischnachbar, ein Belgier, empfiehlt belgisches Bier. Wir sind so in uns und unsere Gespräche vertieft, dass wir drumherum nicht viel wahrnehmen, essen und trinken, was wir aufgetischt bekommen. Zurück an Bord gönnen wir uns noch ein Gläschen Wein und fallen todmüde in die Kissen. Am nächsten Morgen, immer noch ist uns der Gesprächsstoff nicht ausgegangen, stehen wir zwischen den Reisemobilen zusammen und plaudern. Der Abschied fällt schwer, wir fahren nach Argelès sur Mer, die beiden nach Bezièrs. Später fragen wir uns, warum sie nicht mit uns gefahren sind, Zeit wäre genug gewesen? Unser Weg führt zum C’platz Criques des Porteils, wo wir ein hübsches Plätzchen einnehmen.

Campingplatz

Campingplatz Criques des Porteils

Mit dem Golfcaddy wird Angelo zur Parzelle gefahren, dort kann er schauen, ob sie passt. Ein Mitarbeiter schneidet ein paar tiefhängende Äste von den Bäumen, dann können wir einparken, eine großzügige Parzelle mit tollem Blick über unseren persönlichen Weinberg und auf die Berge nach achtern.

Weinberge

Weinberge

Vorne liegt das Mittelmeer, leider kein freier Blick. Dennoch wunderschön hier oben, wir sind so begeistert, dass wir gleich 3 Tage bleiben. Am ersten Tag schlendern wir auf dem C’platz und besuchen die Steilküste, den Badesteg, die kleinen idyllischen Strände.

Steilküste

Steilküste

Am zweiten Tag laufen wir zum Städtchen Collioure, durch die Weinberge, immer bergan. Jetzt wissen wir, warum dort oben Bänke stehen. Die kleine Stadt ist so hübsch, schmale Gassen, alles blüht in bunten Farben, Kunstateliers, hübsche Dinge, eine schöne Atmosphäre.

in

in Collioure

Wir wollen heute unbedingt den Grill anwerfen, deswegen suchen wir den kleinen Carrefour Laden auf. Zurück geht es nur bergab, das geht auch in die Beine. Das Grillen wird lecker, die Charolais Steaks munden, dazu ein süffiger einheimischer Roter. Collioure hat uns so gefallen, dass wir am nächsten Tag nochmal hingehen. Heute ist es kühler, das ist angenehm. Wir durchstreifen die Gassen, heute haben wir Zeit. Es ist wirklich idyllisch, so wie ein Deutscher sich Südfrankreich vorstellt. Direkt am Hafenbecken kehren wir ein, der Blick auf die Bucht und das Kloster ist einfach traumhaft.

Collioure

Collioure am Hafen

Eine Tapasplatte zum lokalen Wein ist lecker und nicht zu schaffen, Schinken und Chorizo wandert in die Tasche für das Frühstück am Samstagmorgen.

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Lange sitzen wir dort, die zahmen Strassentauben unter dem Tisch. Fast alle anwesenden weiblichen Restaurantbesucher lassen unauffällig ein paar Brocken fallen, so wie ich natürlich auch. Der Weg zurück wird beschwerlich, erst ein Anstieg, auf der Bank verschnaufen, dann nur noch abwärts. Zurück auf unserem Platz sind wir erledigt, Beine hoch legen und den Ausblick genießen. Später schlendern wir doch noch ein bisschen zum Meer und sind uns einig: hier kommen wir nochmal her, auf den idyllischen Platz hoch über dem Meer bei Collioure.

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