Endspurt

Das Ende unseres Sommertörns 2019 läuft leider nicht wunschgemäß. Komisch, schon im letzten Jahr war das so, im August ist scheinbar die Luft raus. Geplant war, das windige Wochenende in Heiligenhafen zu verbringen und dann Anfang der Woche noch einen kleinen Schlag nach Neustadt und Grömitz zu starten. Der Wind weht die ganze Woche aus Süd bis West, meist mit 5-6 Windstärken, nur einige wenige Fenster gibt es mit schwächerem Wind. Das bedeutet ab Kellenhusen ginge es immer gegenan, Wind auf die Nase. Der Skipper weigert sich gegenan zu kreuzen bzw. zu motoren. In diesem Sommer mussten wir schon so oft den Motor anwerfen, er hat genug vom Gebrummel. Also verbringen wir eine Woche in H’hafen.

Heiligenhafen

Heiligenhafen

Letztlich ist es auch uninteressant, wo man liegt, wir haben eine geschützte Box an Steg 9. Langeweile haben wir nicht, das Wetter ist deutlich besser als angekündigt, oft scheint die Sonne, es ist warm und wir haben viele Möglichkeiten, uns die Zeit zu vertreiben. Am Sonntag besuchen uns Anja&Ulli aus Plön, gemeinsam essen wir Currylümmel bei Erika und verbringen ein paar gesellige Stunden. Wir gehen shoppen im „Kaufhaus des Nordens“, essen Pizza und Backfisch, bummeln auf der neuen Promenade zur Seebrücke. Die neue Brücke für Traditionsschiffe ist fertig und es wurde nicht gespart, edel sind die verarbeiteten Materialien. Der Donnerstag wird verregnet, am Freitag segeln wir bei schönem sonnigen Wetter nach Burgtiefe. So richtig glauben können wir es nicht, dass die paar Seemeilen die letzten des Jahres sein sollen. Viel zu schnell sind wir da, finden eine grüne Box, die letzte vor dem Kopfsteg, also mit Seitenanleger. Rückwärts fahren wir sie an, das Manöver klappt gut, bis Angelo aufstoppen und dazu von rückwärts in den Vorwärtsgang schalten will. Der Vorwärtsgang lässt sich nicht einlegen und wir touchieren den Steg, der Gott sei Dank aus Holz ist. Er ärgert sich furchtbar über die Macke, zum dritten Mal ist das nun aufgetreten, dass man nicht von rückwärts in den Vorwärtsgang schalten kann. Noch in H’hafen hat Angelo versucht, das Problem ausfindig zu machen und immer, wenn wir versuchen, das Problem zu simulieren, funktioniert das Schalten. Im kommenden Jahr muss auf jeden Fall das Problem behoben werden. Nachdem wir uns wieder beruhigt haben, versorgen wir zuerst das Schiff und marschieren dann bei schweißtreibender Temperatur entlang des Binnensees nach Burgstaaken um unseren PKW, den Granny, aus der Halle zu holen. Wenigstens er gibt keinen Grund zur Klage und springt nach 3 Monaten Standzeit sofort an. Nun sind wir wieder mobil. Rasch geht es zurück an Bord, es wird recht windstill und wir beeilen uns, um die beiden Vorsegel trocken und sauber abzuschlagen. Mit der Transportkarre fahren wir sie zum Parkplatz, legen sie zusammen und auf die Rückbank des Granny, in dem es mächtig warm ist. Da kann die vielleicht noch vorhandene Restfeuchte ausdunsten. Spät wird es und wir machen uns auf nach Burg, um uns beim Griechen mit einem leckeren Bifteki zu stärken, denn außer beim Frühstück war heute der Teller leer. Am Sonntagmorgen gelingt es uns in einer Regenpause, das Großsegel runter zu bekommen, da sind wir aber froh. Nun können wir am Montag die Segel trocken zum Segelmacher bringen, damit er sie kontrolliert und einwintert. Am Dienstag kommt er an Bord, um unsere in die Jahre gekommene Sprayhood zu begutachten. Das Resümee fällt gut aus, er kann sie nachnähen und gibt grünes Licht. Für uns gehen die Arbeiten zur Vorbereitung auf das Kranen der Pretty am Donnerstag weiter, jeden Tag ein bisschen. Aussen am Kopfsteg legt ein nettes holländisches Paar mit seiner MY an und, obwohl wir nicht so auf MY stehen, die ist wirklich schön. Kein Plastikracer mit Flybridge, so ein schönes großes Schiff zum gemütlichen Tuckern.

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Ein besonderer Hingucker ist eine Bank auf dem Vorschiff mit dem Abbild der beiden, handangefertigt vom Schwager, erfahren wir im Gespräch. Das Paar ist einnehmend und freundlich, lange unterhalten wir uns angeregt. In uns reift der Gedanke, mal wieder ein paar Tage in Holland zu verweilen. Am Mittwoch sehen wir auf der Webcam, dass in Burgstaaken endlich ein Platz frei wird und fahren eilig rüber. Dort ist das Ausladen viel einfacher: den Granny auf dem Kai direkt neben dem Schiff verschwinden die Taschen und Fahrräder in Null Komma nichts im PKW. Vor uns liegen Holländer mit ihrer SY, die auch am Donnerstag kranen wollen, die Unterhaltung ist nett und angeregt. Am späten Nachmittag essen wir Fisch auf der Terrasse vom gegenüber liegenden Gasthaus, leider ist er zu trocken gebraten. Der war schon mal besser! Die Nacht wird unruhig, auf dem seitlich zu uns liegenden Angelkutter wird laut gefeiert. Um 7 Uhr legen die Angelkutter ab und wir können uns unter den Kran legen, wo wir sofort den Motor winterfest machen.

  • Krantermin

    Krantermin

    Um 8 Uhr erscheinen die Mitarbeiter von Weilandt, nun geht es in gewohnter Weise Schlag auf Schlag: Mast gelegt, wir klarieren ihn selbst, Pretty aus dem Wasser gehoben. Auf dem Trailer fährt sie Richtung Halle. Zu unserer Überraschung ist das Unterwasserschiff frei von Seepocken. Im letzten Jahr war das anders! Bald haben wir den Mast klar und er wird ins Mastenlager gebracht. Wir machen uns auf zur Halle, in der die Pretty schon auf uns wartet. Erstmal ein belegtes Brötchen vom Café Kontor in der Sonne, dann die letzten Sachen ausgeräumt und die Liste durchgesehen, dann gehen wir von Bord, etwas melancholisch, und treten die Heimreise an, die uns viel Stau bescheren soll. Nur zwei Lichtblicke gibt es unterwegs: eine Wiese voller Kraniche und die blühende Heidelandschaft.

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