Hanse Sail 2017

Bis um das Kap Arkona herum weht es noch sehr verhalten, der schwache Wind ist sehr achterlich und die Kreidefelsen schirmen gut ab, so dass das Wasser ganz glatt ist.

Kap Arkona

Kap Arkona

Aber der angekündigte Wind aus SO mit 4-5 Bft kommt, es geht immer besser voran. Bald segeln wir mit 7 Knts ca 60 Grad am Wind, sehr gut, so hatten wir uns das gewünscht. Mild ist es auch, die Sonne scheint, ein großer Pulk Yachten nutzt wie wir den günstigen Wind um nach Westen voran zu kommen. Am frühen Vormittag erreichen wir Hiddensee und aus dem Fahrwasser Strelasund kommen viele weitere Yachten hinzu. Unsere Segel werden mit zulegendem Wind immer kleiner, aber bei diesem Kurs sind wir schnell und schon bald zeigen wir allen das Heck. Eine Dehler Yacht hält mit, aber da sie reffen muss, weil sie immer wieder in den Wind schießt, hängen wir sie gnadenlos ab. Nur eine holländische Yacht schaffen wir nicht, wir segeln auf gleicher Höhe, sind aber nicht schneller. Sie trägt immer noch Vollzeug, wir haben Groß-und Vorsegel gerefft, wahrscheinlich ist es ein Langkieler. Nachdem wir den Darß erreicht haben, geht es immer höher an den Wind, da uns der Strom nach aussen drückt. Kräftige Böen lassen das Schiff ordentlich krängen, der Skipper geht nun selbst Ruder, da er besser reagieren kann als der Autopilot. Über Warnemünde ist der Himmel bewölkt und wir befürchten, dass es ein paar Tropfen geben könnte, aber es bleibt trocken. Dann legt sich der böige Wind etwas, was uns beim Anlegemanöver in der Marina Hohe Düne entgegenkommt. Zu unserem Erstaunen ist es dort nicht voller als gewöhnlich, obwohl am Wochenende die Hanse Sail stattfindet. Nur unübersichtlicher ist es, weil einige Stege nur für Dauerlieger reserviert sind. Viele Boxen sind wie immer rot gekennzeichnet, das kennen wir bereits, es wird kein Schiff kommen, das sie belegt. So ist das hier, schlecht organisiert, der Hafenmeister, so es dann einen gibt, am Stuhl angewachsen. Wir suchen uns eine grüne Box aus und legen in aller Ruhe an. Ein freundlicher Dehler Segler nimmt die Vorleinen an. Dann läuft eine alte Bekannte ein, die holländische ‚Grand Cru‘, mit der wir vor Jahren im Sturm in Ramsgate gelegen haben. Angelo hilft beim Anlegen und plauscht etwas mit der Crew, sehr nett. Von Freitag bis Sonntag, also während der HanseSail, wird das Hafengeld verdoppelt. Wahrscheinlich deshalb bleiben viele Boxen leer, viele Skipper sehen es wohl nicht ein, dass sie das bezahlen sollen. Eine seltsame Politik wird in der Hohen Düne betrieben!? Wäre es nicht geschäftstüchtiger, einen kleinen Aufschlag von 20-30% zu erheben und den Hafen voll zu haben? Die Dame an der Rezeption, darauf angesprochen, zieht sofort den Kopf ein und beginnt zu flüstern, möchte gern, dass ihr Chef unsere Kritik nicht hört. Nachdem Angelo mit seinem lauten Organ den Raum verlassen hat, sagt sie mir ganz leise, dass sie uns als kleinen Trost den Zugang zu den Sanitärhäuschen auf dem Steg freigeschaltet hat. Zu diesen hat man als Passant seit dieser Saison keinen Zugang mehr. Prima, da gehen wir erstmal gepflegt duschen! Wir haben auch überlegt, nach Kübo weiter zu segeln, aufgrund des doppelten Hafengeldes, aber dort liegen sie in Päckchen. Egal, wir bleiben und gönnen uns die Hanse Sail, wenn wir mal hier sind. Am Donnerstag ist es noch schön leer und sonnig, wir setzen mit der Fähre über zum alten Strom, bummeln, kaufen ein, lecker Fisch bei Min ❤️zig. Der Womo Stellplatz ist voll, einige der Tall Ships sind schon eingelaufen: die Mir, die Cisne Branco aus Brasilien, ein Marineschiff, 2 Kreuzfahrer liegen am Kai, deren Passagiere sich am alten Strom tummeln. Die nächsten Tage werden leider wettermäßig schlechter, der Freitag ist regnerisch, am Samstagmorgen gießt es, immerhin ist es von 12 bis 17 Uhr trocken, wenngleich grau. Eigentlich wollten wir mit der Bahn nach Rostock fahren, um dort Schiffe zu gucken, bei dem Wetter sparen wir uns das.

Hanse Sail 2017

Hanse Sail 2017

Wir können die Schiffe auch von unserem Ufer der Warnow aus beobachten, was wir eifrig betreiben. Am Kongresscenter der Hohen Düne wurden eine Bierbude und ein Grillstand mit Sitzplätzen aufgebaut und die Thüringer Rostbratwurst schmeckt ausgezeichnet. Windig ist es, wenigstens etwas Gutes, so rauschen die alten Segler unter Vollzeug aus der Warnowmündung, ein toller Anblick! Es wird gehupt, geprötet und Dampf abgelassen, es gibt viel zu sehen. Am Samstagabend wird ein großes Feuerwerk auf der Mole abgebrannt, eines, das man auch ein Feuerwerk nennen kann. Sonntag bessert sich das Wetter, wir planen, nochmal mit der Fähre zum alten Strom überzusetzen. Die Schlange vor der Fähre macht unseren Plan zunichte, wir bleiben auf unserer Seite und spazieren dort. Am Montagmorgen ist alles vorüber, die Reihen lichten sich, wir schaffen unter Motor so gerade mal die 12 NM bis nach Kübo, denn der Skipper hatte eine furchtbare Nacht. Übelkeit, höllisches Sodbrennen, Darmparasiten, Kopfschmerzen. Der Montag ist gelaufen, er muss sich auskurieren; Gelegenheit für mich, ausgiebig in meinem ‚Lieblingskaufhaus im Norden‘ bummeln zu gehen.__/)__