Heckanker-Premiere

Die Ausfahrt aus Sandhamn ist am Samstagmorgen voll mit Booten, hauptsächlich kleinere und grössere Motorboote. Noch nie haben wir so viele riesige Motoryachten gesehen, ausser vielleicht im Süden von England. Fähren und Transportschiffe kommen uns entgegen oder verlassen auch den Hafen. Ein unglaublicher Tumult, man muss wirklich aufpassen. Das Segeln zu der ausgeguckten Bucht gestaltet sich wieder schwierig, wenig Wind, meist achterlich, wir quälen uns mal mit den Segeln als Schmetterling aufgestellt, mal unter Motor die 18 Seemeilen voran. Die Einfahrt in die Bucht von Grönskärsfladen ist tricky, erst die Felsen umrunden, dann hinein. Es liegen schon einige schwedische Yachten an den Felsen, wir gehen vor Anker und verbringen einen ruhigen Abend bei herrlichem warmen Wetter und einem leckeren Braten vom Grill. Am Sonntagmorgen nach dem Frühstück starten wir nach Utö. Erst ist das Segeln wieder schwierig, die hohen Schären halten den Wind gut ab, obwohl 4 Bft. aus Ost gemeldet sind. Als das Wasser offener wird, geht es gut ab, wir segeln fast am Wind mit 8 Knoten. Utö ist so schnell erreicht und wir fahren durch das enge betonnte Fahrwasser hinein, ahnungslos, was uns erwartet. Es ist voll und an der favorisierten Stelle ist kein Platz frei. So müssen wir weiter hineinfahren und einen Platz hinter dem Fähranleger suchen. Die Schiffe liegen am Heckanker, unser ist nicht klar zum Fallen und noch unbenutzt. Ausserdem stört das Gummiboot. Ich versuche die Pretty auf Kurs zu halten im engen Hafen, der Skipper macht den Anker klar, eine Fähre kommt in den Hafen und ich werde ein wenig unruhig, Angelo muss das Ruder übernehmen. Dann, erster Versuch, wir quetschen uns in eine Lücke zwischen 2 kleinere Schiffe, stellen fest der Heckanker liegt zu nah, hält nicht. Also, wieder raus. Wir machen es wie die Skandinavier, lassen uns überhaupt nicht beeindrucken oder hetzen. Der Skipper einer deutschen Yacht hat Angst um seine Achterleine, ansonsten sitzen sie gaffend in ihrem Cockpit. Ein Engländer versucht uns zu sich auf die andere Seite des Hafens zu locken, er meint es gut, aber schnell sitzen wir fest, zu flach. Ausserdem würde unser Heckanker im Fahrwasser der Fähre zum Liegen kommen, davor wird eindrücklich gewarnt. Es wird eng, ein Schiff will raus, eine Bavaria steht hinter uns und will auch einen Platz. Wir fahren in eine sich neu aufgetane Lücke und diesmal klappt es, Angelo lässt den Anker eher fallen und ein netter Holländer hilft mir mit den Vorleinen. Wieder mal bezeichnend, Engländer und Holländer helfen immer! Wir liegen fest und können nun mit dem Aufklaren unseres mittlerweile chaotischen Cockpits beginnen. Es ist warm und das obligatorische Ankunftsbier zischt in der trockenen Kehle. Der Skipper schraubt an seiner Heckankerwippe, die er nun ungeplant ausprobieren musste und ändert noch ein paar Kleinigkeiten, ist aber ganz zufrieden, hat alles funktioniert! Manchmal muss man gezwungen werden…..dem ersten Sightseeing und einem entspannten Abend auf der geschichtsträchtigen Insel steht nichts mehr im Wege.__/)__