Im Oslofjord

Leider ist das Wetter, als wir am Mittwochmorgen in den Oslofjord aufbrechen, nicht so schön. Es ist recht kühl, grau in grau, aber wider der Vorhersage bleiben wir vom Regen verschont. Der Wind kommt aus dem Süden bis ein klein wenig aus SSW, mit 3-4Bft. Das Segeln ist beschwerlich, man muss sehr aufpassen um nicht unfreiwillig eine Halse zu machen. Bald wird es uns zu gefährlich und der Skipper setzt einen Bullenstander, um den Großbaum auf einer Seite zu halten. Dennoch müssen wir oft schiften, das heißt, mal fahren wir den Baum auf der Backbordseite, mal an Steuerbord. Gut voran geht es immer, wenn wir ein bisschen höher an den Wind können, aber oft müssen wir genau vor den Wind. Dann segeln wir Schmetterling, den Baum auf der einen Seite, die Genoa auf der anderen. So segeln wir auf der östlichen Seite, wie es vorgeschrieben ist, den Sund hoch. Die Ufer sind sehr hoch, dicht bewaldet und da heute keine Sonne scheint, wirken sie dunkel.

im Oslofjord im Oslofjord

Der Oslosund ist dicht besiedelt, terrassenförmig wurden die Häuser an den Hang gebaut, nicht nur Holzhäuser, auch große Mietshäuser mit vielen Wohnungen. Der oft beschriebene dichte Bootsverkehr bleibt aus, außer einem Transporter begegnet uns kein Schiff. Unten am Wasser gibt es einige kleinere Häfen, wo die Einheimischen ihre Schiffe vertäuen, auf Gäste ist man hier nicht eingestellt. An der engsten Stelle des Fjords liegt eine Festung, alte Kanonen stehen auf den Felsen. Von dort aus wurde im 2. Weltkrieg ein deutsches Kriegsschiff versenkt und so dem norwegischen König die Flucht ermöglicht. Heute steht neben den Kanonen eine Besuchergruppe, als wir mit wehender deutscher Nationale vorbeirauschen. Ob sie dasselbe denken wie wir!? Weiter gen Norden liegen einige hübsche Inseln mit klassischen Holzhäusern, blanken Felsen und Booten an den Anlegern. Als Oslo schon in Sicht ist, wird der Bootsverkehr dichter, Fähren, Transporter, Ausflugsdampfer und viele Motorboote sind unterwegs. Schon passieren wir den großen Yachthafen Frognerkillen, unser Ziel aber ist die Aker Brygge Marina. Peter von der Le Corse hat dort angerufen und nach einem Liegeplatz für unsere beiden Schiffe gefragt und die Antwort bekommen, dass nur Platz aussen am Steg ist. Das schmeckt uns nicht, sofort kommen Erinnerungen an unseren folgenschweren Crash in Nynäshamn hoch. Nun denn, mal sehen, wir rollen die Segel ein, starten die Maschine und bereiten das Anlegemanöver vor. An der einen Seite der Marina liegt man auf dem Wind, hinter der Marina ist kein Platz, also am südlichen Steg angelegt. Und schon geht es los: der Schwell und die Wellen von den vorbeifahrenden Fähren und Schiffen ist unbeschreiblich. Die Pretty, keine ‚leichte Dame‘, tanzt wie ein Spielball in den Wellen. Hier bleiben wir auf gar keinen Fall. Dann trifft die Le Corse ein und legt an, sie wird noch mehr hin und her geworfen. Wir halten Kriegsrat und Peter ruft in Frognerkillen an. Dort hat man keinen Platz für uns, obwohl in den Handbüchern steht, für Boote bis 70 Fuß. Andere Häfen sind zu weit vom Centrum entfernt, dahin wollen wir auch nicht. Dann marschieren unsere Skipper los, um im Hafen nach Plätzen zu suchen, wir ‚Capitanas‘ halten derweil Fenderwache. Die beiden kehren zurück und haben, in Absprache mit dem Hafenkapitän, zwei Boxen für uns ausgemacht. Die sind zwar ein bisschen kurz, eine Heckleine können wir nicht ausbringen, aber mit Vor-und Achterspring funktioniert das Festmachen. Die Boxen sind weit vorne, so dass wir rückwärts auch wieder rauskommen werden. Muss man auch dran denken. Erst ist die Le Corse dran, abgelegt und in die Box verholt. Geschafft, der Wind hat mittlerweile ordentlich aufgefrischt, was er immer macht, wenn wir Hafenmanöver planen. Dann die Pretty abgelegt, wobei uns ein netter Segler unbedingt helfen will. Auf dem Weg in den Hafen bringen wir die Fender und Leinen passgerecht an und nehmen dabei einem Polizeischlauchboot die Vorfahrt. Sie verharren eine Weile, wir denken, jetzt werden sie uns kontrollieren!, aber dann fahren sie doch weiter.

PB am Liegeplatz Aker Brygga PB am Liegeplatz Aker Brygga

Wir legen in der Box an und nun ist alles gut. Die Wellen kommen zwar auch im Hafen an, aber nicht zu vergleichen mit dem Steg ausserhalb. Hier liegen wir sicher und fühlen uns wohl. Später trinken wir ein Ankommens- Sektchen an Bord der Le Corse und bekommen sogar noch die Sonne zu Gesicht. Die schönen Tage in Oslo können beginnen!

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