In den Westschären

Endlich am Sonntagmorgen verlassen wir nach über einer Woche den gastlichen Hafen von Donsö bei schönem Wetter, Wind Nord, Windstärke kaum messbar. Nach einer Woche Starkwind liegt nun eine windarme Woche vor uns mit viel Motorgebrummel, was wir garnicht mögen. Aber es hilft nicht, unsere Reise wäre sonst hier zu Ende. Und wir sind unglaublich erleichtert: wir lagen richtig, die Zwiebeltüte war der Übertäter. Der Motor läuft wieder normal, auch die uns aufgefallenen unüblichen Vibrationen sind weg. Wir hatten einen Schutzengel, der dafür gesorgt hat, dass sich die Tüte von allein vom Propeller löst. Das hat uns viel Unannehmlichkeiten erspart. Entspannt fahren wir durch die Schären, der Himmel bleibt nicht blau, dunkle Wolken bilden sich, aber es ist nicht kalt, nur ganz vereinzelt bekommen wir kaum spürbar ein paar Tropfen Regen mit. Wir fahren an einigen kleinen Schärenhäfen vorbei bis zur Insel Källö-Knippla. Unsere Erwartungen an den Hafen sind nicht hoch, doch wir werden positiv überrascht. Der Hafen bietet viel Platz und ist recht leer, wir legen längsseits an einem ordentlichen Holzsteg an. Der Ort auf der kleinen Insel ist sauber und gepflegt und bietet alle Möglichkeiten wie Sitzplätze mit Grill, einen Coop, Café, Pizzeria, saubere Sanitäranlagen. Leider geht es hier immer bergan, die Felsen empor. Aber das bisschen Schnappatmung war es wert: oben gibt es eine Plattform mit Bank, noch nicht ganz fertig, aber der Blick über den Schärengarten wirklich atemberaubend.

Ausblick über die Schären

Ausblick über die Schären

Gerne würden wir den Grill auspacken, aufgrund widersprüchlicher Vorhersagen und einer drohenden pechschwarzen Wolke über Knippla lassen wir davon ab.

der Regen zieht vorbei mit einem großen Regenbogen

der Regen zieht vorbei mit einem großen Regenbogen

Es gibt Hamburger aus der Pfanne. Hätten wir es doch riskiert, es bleibt tatsächlich trocken. Einziger Kritikpunkt an dem netten Inselchen ist, dass man sein Auto auf der Fähre mitbringen kann. Wir finden, auf so einer winzigen Insel muss das nicht sein. Am Montagmorgen legen wir ab und versuchen Richtung Marstrand zu segeln. Der Nordwind ist wie erwartet wenig kooperativ, meist schiebt der Wind aus dem Tank. Die Strecke ist kurz und wir wussten es ja, tröstlich ist, dass die Schären und die kleinen Orte gut anzusehen sind.

Marstrand

Marstrand

Wir haben wenig Hoffnung, im mondänen Marstrand einen Platz zu finden und so ist es auch. Alles reserviert, Hochsaison und Regattazeit. Die Rennziegen liegen überall, wäre nett gewesen, Marstrand ist der Hotspot an der Westküste wie Sandhamn im Osten. Wir fahren wieder, wie schon im letzten Sommer, durch den engen Kanal auf Marstrand zu und der Anblick ist schon wirklich einmalig. Wer hier an dem Kanal eine Datsche hat, ist auf der Sonnenseite, ohne Frage! Weiter geht’s, da kommt Åstol, eine winzige Insel, nur 3 NM von Marstrand entfernt, in Sicht. Wir können mit der Genoa darauf zusegeln und wollen es dort versuchen. Unsere Segelfreundin Maj hat uns die Insel empfohlen, der Hafenmeister soll engagiert und toll sein. Schön ist es, noch ein bisschen zu segeln, viel zu schnell sind wir da. Im Hafen steht schon der Hafenmeister mit einem Sprachrohr, ruft uns und weist uns einen Platz zu.

Åstol

Åstol

Damit wir dort anlegen können, müssen 2 Schiffe vor uns aufrutschen. Die Leinen werden angenommen, schon sind wir fest. Toll und absolut wünschenswert wie hier organisiert wird, so gehen doppelt so viele Schiffe in den Fjord. Denn eigentlich ist der Hafen ein natürlicher Einschnitt in die Insel. Die Insel ist winzig, dennoch wohnen hier 300 Menschen. Die Häuser wirken nicht typisch schwedisch, viele aus Stein und weiß.

Åstol

Åstol von oben

Schnell ist man einmal rum gelaufen, kann von den Felsen runterschauen, den natürlichen Schwimmbassin in den Felsen ansehen. Es gibt einen Lebensmittelladen, ein Café, ein Fischrestaurant mit Räucherei. Irgendwie haben wir das Gefühl, jetzt so richtig in Schweden angekommen zu sein. Der Hafenmeister flitzt unermüdlich um das Hafenbecken und weist Plätze zu, spät bekommen wir ein deutsches Schiff zur Seite, eigentlich zu klein, aber es kommt kein Großes mehr. Und dann kommen wir noch so richtig ins Staunen: an der MY hinter uns hat eine Océanis 38 angelegt. Sehr ungepflegt, das bemerken wir als erstes. Aber dann, es kommen Leute an Bord, immer mehr! Wir zählen 18 Erwachsene und eine Handvoll Kinder! Der Wasserpass sinkt immer tiefer ein, es wird gefeiert, die Weinbox kreist. Hoffentlich saufen sie nur, und nicht auch noch ab! Am nächsten Morgen segeln wir bei nordöstlichem zarten Windchen von 3 Bft. von achtern weiter durch die Schären, blankgeschrubbt und knubbelig von den beständigen Westwinden im Winter. Die kleinen Ortschaften auf den Inseln sind idyllisch und schön anzusehen. Im letzten Sommer hat uns Gullholmen so gut beim Vorbeifahren gefallen, da kommen wir wieder entlang. Am Aussensteg ist eine Lücke frei, wir versuchen hinein zu fahren. Ein Schwede kommt herbeigelaufen und zieht ein kleines Aluboot vor, damit wir mehr Platz haben, er nimmt die Leinen an. Ein freundlicher junger Mann läuft herbei und gibt sich als Hafenmeister zu erkennen. Wir sollen in den Hafen fahren und am Restaurant an einer Nauticat anlegen. Gesagt, getan, die Nauticat ist klein, 33 Fuß, der Hafenmeister legt unsere Vor-und Achterleine auf dem Steg fest, so dass wir die Yacht ‚umarmen’. Nur die Achterspring muss an das Schiff, sonst laufen wir zurück, hinter uns sind 3 MY vertäut. Als der Eigner erscheint, versucht er immerzu Dänisch mit uns zu sprechen, bis wir uns endlich auf Englisch einigen können. Er ist zufrieden mit unserer Leinenführung und wir plaudern sehr nett. Er fragt, wo wir die ‚Sturmwoche’ verbracht haben und erzählt uns, dass das wirklich ein sehr ungewöhnliches Phänomen für die Jahreszeit war.

Gullholmen

Gullholmen

Gullholmen ist ein toller Ort, kein Wunder, dass es hier so voll ist. Schöne Terrassen, ein Fischladen, überall sitzen die Menschen genußvoll in der Sonne. Wir schlendern über die Insel, die eigentlich aus 2 Inseln, Gullholmen und Härmanö, verbunden durch eine Brücke, besteht. Wunderschöne Holzvillen, blühende Gärten, schroffe Felsen. Wir besteigen die Felsen und sehen von oben über den Schärengarten, es ist zu schön.

Schwedenidylle

Schwedenidylle

Später kaufen wir im Supermarkt ein und plaudern mit einer alten schwedischen Lady, die versucht Englisch mit uns zu plaudern und immer wieder ins Schwedische zurückfällt. Sehr charmant ist sie. An unserer Seite legen zwei norwegische Yachten an, der sportlichen Art. Sie scheren sich nicht um Seemannschaft, entzünden zu unserem Erstaunen dreist den Grill an Bord, obwohl das strikt verboten ist. Der dafür vorgesehene Grillplatz ist extra mit Schotter ausgelegt, der Tisch aus Edelstahl. Frech ist das! Das vierte Boot unseres Päckchens hat dazu die Hafengebühren nicht gezahlt und die sind nicht gerade günstig. Spät klettert der Hafenmeister über die Schiffe und macht einen unentspannten Eindruck. Er fordert den Norweger zum Bezahlen auf, schnell flitzt dieser zum Automaten. Wie peinlich! Wir würden uns schämen. Er hat wohl gehofft, als 4.tes Schiff, so weit weg vom Steg, fällt es nicht auf. Am nächsten Morgen marschiere ich früh zum Supermarkt, um frische Brötchen und Brot zu kaufen. Die nette Bootsfrau von der Nauticat, an der wir alle hängen, fängt mich ab und sagt mir, dass ich mich nicht so vorsichtig auf ihrem Schiff bewegen müsste. Ich würde sie nicht stören. Aber es ist nicht meine Art, über fremde Schiffe zu stampfen. Ich versuche immer, niemanden zu belästigen. Die Brötchen sind super und das frische Sauerteigbrot schmeckt am Abend in der Bucht Sladholmen zum BBQ super. Dorthin brechen wir nach dem Frühstück auf.

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