In Hundige

Am Montagmorgen werden wir um 5 Uhr unbarmherzig aus dem Schlaf gerissen; Wind tendiert gegen 0, die Wettervorhersage kündigt sehr wenig Wind an für den ganzen Tag. Also, wieder in die Kissen gekuschelt bis 8 Uhr. Dann nach einem ruhigen Frühstück legen wir ab, setzen die Segel und schauen was geht. Es geht hoch am Wind mit West bis NW und 2 Bft Richtung Öresundbrücke. Wir genießen den kühlen Fahrtwind und freuen uns über die Strömung, die mit 1,5 Knoten mitschiebt. Vielleicht segeln wir heute nur bis Dragør, mal sehen! Der Wind dreht und kommt bald von vorne, der Diesel geht an und wir motoren gegen den Wind, der mittlerweile 3 Windstärken erreicht hat, zur Brücke und fahren durch eine 49 Meter hohe Öffnung hindurch.

Øresundbrücke

Øresundbrücke

Hinter der Brücke können wir abfallen, inzwischen bläst es mit 4 Bft aus NW. Wir setzen die Fock und machen 7 Knoten Speed. Am Himmel türmen sich dicke dunkle Wolken auf, die bringen Wind. Wir haben alle Wetterprognosen für diesen verrückten Montag studiert, keine davon bewahrheitet sich. Wir durchkreuzen die Køge Bucht, mit den Wolken Wind, also Fock, dann wird der Himmel blau, der Wind flaut ab, Genoa. So geht es bis in den Nachmittag hinein, wir kommen voran, aber nicht in die Richtung, in die wir wollen. Rasch haben wir Dragør hinter uns gelassen. Beim Schlag auf dem Backbordbug geht’s richtig voran, dann auf dem Steuerbordbug wieder zurück, so kommt es uns vor. Die Brücke lässt uns nicht los, sie wird garnicht kleiner! Große Flugzeuge donnern im Minutentakt über uns hinweg, sehr tief, auf dem Weg nach Kopenhagen. Wir kreuzen immer noch! Nun wollen wir in die Greve Marina, ein großes wolkenloses Loch tut sich auf am Himmel, der Wind schläft ein. Wir starten die Maschine und fahren die letzten 6 NM nun voll gegenan. Wolken treiben heran, der Wind legt wieder zu. Das letzte Stück vor der Einfahrt zur Marina fahren wir sehr langsam, denn es ist nicht so tief, bleibt aber um die 4 Meter, der Hafen ist mit 3 Metern Wassertiefe angegeben. In der Einfahrt ist die Fahrrinne betonnt.

Råå nach Hundige

Malmö nach Hundige

Dann werden wir böse überrascht, alle Boxen, die groß genug für uns wären, sind rot beschildert. Wir fahren den Hafen ab, kein Platz frei! Am langen Steg, an dem man längsseits festmachen könnte, liegen großzügig Boote verteilt, niemand an Bord. Da rufen uns zwei Paare, die auf der Brücke mit den großen Boxen neben einer Grand Banks MY stehen, und sagen, wir könnten eine der rotmarkierten Boxen, neben einer Contest, für 3-4Tage, nehmen. Also los, wir fahren hinein, es wird nicht einer unserer besten Anleger. Die Box ist lang, der Seitenwind drückt, die Achterleine, die wir um den Pfahl legen, ist rasch am Ende. Mit den Vorleinen hilft einer der beiden Paare, er hat kräftig zu ziehen, kann aber unglaublich gut Leinen fangen und werfen! Könnte ich das doch auch, ich bewundere ihn. Da passiert es, bei dem Geziehe fällt ihm seine Brille von der Nase! Welch ein Glück, sie fällt auf den Steg und nicht ins Wasser! Da bin ich froh, das hätte noch gefehlt. Den Achterpfahl in Lee haben wir nicht erwischt, macht nichts, mit dem Gummiboot legt Angelo die Leine drum. Nun nehmen wir andere Leinen und machen mit einem Palstek und über Kreuz fest. Geschafft, wir liegen gut, ein verrückter Tag auf dem Wasser hat ein Happyend gefunden. Der Yachthafen Greve liegt eigentlich näher an Hundige, hat ein gut besuchtes Restaurant, ein Eiscafé, wo die Menschen Schlange stehen. Hier gibt es einen an diesen Tagen rappelvollen Strand und einen ebenso voll belegten Womo Stellplatz. Ausserdem etwas ganz Besonderes, was wir noch nie vorher erlebt haben: man liegt in den ersten drei Tagen kostenlos hier, bezahlt nur eine Umweltgebühr und den verbrauchten Strom. Da kann man nicht meckern! Was natürlich nicht so toll ist, ist dass man so freundlich eingeladen wird und dann keinen Platz findet, weil niemand seine Box auf grün stellt. Alle rot gekennzeichneten Plätze bleiben in den nächsten Tagen leer, niemand kommt. Wir wollen hier die windarmen und heißen Tage verbringen, viel unternehmen kann man nicht, aber es ist eh zu heiß für tolle Aktivitäten. Direkt gegenüber ist ein Hundestrand, es macht Spaß den Hunden beim Plantschen und Tollen zuzusehen. Eiderenten schwimmen im Hafen und tauchen an den Pfählen nach Muscheln, zwitschernde Schwalben entern die Schiffe und schaukeln auf den Schoten, die sie als Sitzgelegenheiten entfremden. Ein Supermarkt ist nicht zu weit entfernt; 1,5 km vorbei an vertrockneten Wiesen, Kühe liegen unter den wenigen Bäumen im Schatten. Wir besorgen, was wir an frischen Sachen benötigen und lassen es dann ruhig angehen unter dem Bimini in der Marina von Hundige.__/)__