In Långedrag, 2.Anlauf

Eigentlich wollten wir nicht noch einmal nach Göteborg, aber am Montag soll es Gewitter mit heftigen Windböen geben. Also machen wir uns am Sonntagmorgen auf nach Långedrag, denn am Montag soll der Wind aus dem Süden wehen, heute kommt er aus NW, wir können mit halbem Wind segeln. Am Montag gegen den Südwind zu motoren ist nicht in unserem Sinn. Wir segeln gemütlich, es weht mit 3 Bft., mal mit halbem Wind und auch mal vor dem Wind. Es ist wieder warm und sonnig, wir haben keine Eile. Der Weg führt an der Schäre Ockerö vorbei, es gibt einige nett aussehende Häfen, aber sie liegen schon recht abseits, dort kann man nichts unternehmen. Viele Fähren sind unterwegs, die die Schäreninseln rund um Göteborg mit der Stadt verbinden. Sie fahren hier wie daheim die Linienbusse. Vor dem Hafen Långedrag kommen wir an einem Felsen vorbei, auf dem wir Schafe sehen, viele vierbeinige und auch zwei zweibeinige, die mit einem kleinen Motorboot da sind. Wir holen die Segel ein und bereiten die Pretty auf das Anlegemanöver vor, aus dem aber so schnell nichts werden soll. Im Hafen sind alle langen Boxen entweder rot gekennzeichnet oder meist mit einem kleinen Schiffchen belegt. Das bestätigt den Eindruck, den wir bei unserem ersten Besuch hier gewonnen haben. Schlecht organisiert, was nützt eine rot-grün Kennzeichnung, wenn sie nicht gepflegt wird? Wir fahren die nächste Gasse ab, nichts frei. Werden wir wohl oder übel eine zu kurze Box nehmen müssen! Da sehe ich eine junge Dame, die als Hamnwart tätig ist, auf dem Steg. Wir fragen sie nach einer Box, sie kann uns hier nicht helfen. Wir sollen zum Kurzzeitanleger vor dem Turm, der als Hafenkontor dient, kommen. Ganz langsam fahren wir dort hin, denn wir fürchten, dass es dort nicht so tief sein könnte. Ist es aber, 2,90m. Wir legen an und gehen ins Kontor. Dort bekommen wir zwei Boxen zur Wahl, beide rot gekennzeichnet, eine riesig. Der Skipper marschiert den weiten Weg zu der Brücke A, um sich für eine zu entscheiden. Wir nehmen die kleinere und fahren los. Dem Anlegen helfen zwei Däninnen, die auch mit einem viel zu kleinen Boot in der Box daneben liegen. Wahrscheinlich haben sie uns schimpfen gehört, denn sie sprechen deutsch, aber unsere Kritik ist schließlich berechtigt. An Steuerbord liegt eine französische Yacht, sieht man selten hier in Skandinavien. Und die Madame bestätigt unser Vorurteil nicht, sie plaudert sehr freundlich mit uns. Sie haben ihren Sommerliegeplatz hier im Hafen und der Monsieur ist geschäftlich kurz nach Frankreich, sie genießt die Muße und das schöne Wetter, bis er zurück ist. Der Badesteg am Hafen ist voll besetzt, alle Schweden sind inzwischen braun gebrutzelt und im Badefieber. Das finden wir auch gut, der Sommer hier ist kurz und sollte ausschweifend genutzt werden, denn der lange kalte Winter kommt bestimmt. Wir genießen unser Anlegealster im Cockpit, als wir dazu noch eine Hafenkino Vorstellung geboten bekommen, immer wieder schön, wenn man nicht selbst dabei mitwirken muss. Eine norwegische 44 Fuß Bavaria legt gegenüber in einer freien Box an, keine Leinen parat, das kennen wir schon. Die raus gekramten Leinen sind dann völlig vertötzelt, die junge Frau springt und rennt hin und her und kann es dem Skipper nicht recht machen. Achterleinen haben sie in dem Gerödel vergessen, um die Pfähle zu legen, er springt in sein Gummiboot, um den Pfahl zu belegen. Dabei hat er ein Riesenglück, mehrfach wäre er fast baden gegangen.

Harmonie

Harmonie

Die Gespräche werden heftiger, sie versteht ihn nicht und was er will, funktioniert nicht. Er will die Achterleinen über Kreuz legen, dafür ist die Box viel zu kurz. Am nächsten Tag sehen wir nichts mehr von den beiden. Wir fahren am Montag mit der Tram nach Göteborg, um den Slottskogen, den Stadtwald zu besuchen. Eigentlich ist es zu warm für solche Unternehmungen, aber wir hoffen auf schattenspendende Bäume. Einmal müssen wir die Tram wechseln, denn der Ticketautomat ist defekt, in der zweiten Tram funktioniert er. Dann einmal umsteigen und wir sind da. Der Slottskogen ist eine Oase in der City, ein riesiger Park.

Park

Slottskogen

Hier kann man ‚Meter machen‘, aber es ist sehr schön, leider geht es immer bergan, denn auch hier Felsen über Felsen. Es gibt Tiergehege mit Wild, Rentieren und Elchen. Ich möchte so gerne einen lebenden Elch sehen. Mein Wunsch erfüllt sich nicht, es ist wohl zu heiß für Elche, alle im Stall. Wie schade! Muss ich mich mit Pinguinen und Seehunden trösten.

Seehunde

Seehunde im Slottskogen

Die Wanderung bei der Wärme macht uns rasch müde, wir gönnen uns ein erfrischendes Eis und traben noch zum Lidl Supermarkt, der auf dem Weg liegt. Hier können wir unseren Vorrat an deutschen Rostbratwürstchen wieder auffrischen, einem BBQ in einer ruhigen Bucht steht nun nichts mehr im Wege! Zurück an Bord sind wir erledigt, aber trösten uns mit frischem Roggenbrot und Leberwurst von Lidl. Das Gewitter kommt tatsächlich, wird aber nicht so heftig. Endlich mal wieder der Staub vom Schiff abgespült, auch nicht schlecht. Die Nacht wird ruhig, es passiert wettermäßig nicht mehr viel, wir schlafen tief und fest.

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