In Moss, Norwegen

Schwedens Westküste, die historische Provinz Bohuslän, zwischen Göteburg und Norwegen gefällt uns sehr gut. Es gibt viele vorgelagerte Inseln mit kleinen hübschen Siedlungen darauf, meist durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Die zahlreichen Felsen sind vom Meer glattgeschliffen und kahl, vom harten Wind gezeichnet. Da wo man offen zum Skagerak segelt, spürt man die Nordsee, die Wellen werden höher, der Wind kann ungehindert wehen. An der Ostküste sind die Schären oft bewaldet, es gibt ein oder ein paar kleine Holzhäuser, die meist nur in den Ferien bewohnt sind. Hier an der Westküste leben viel mehr Menschen, das merkt man deutlich. Wir meinen, dass die Leute offener sind, oft kommen wir ins Gespräch, sei es im Hafen, auf der Fähre oder im Supermarkt. Ein lohnendes Revier, auf dem Rückweg wollen wir uns Zeit lassen und noch viel anschauen. Heute morgen verlassen wir Strömstad früh und richten den Bug gen Norden. Gestern Abend gab es noch Unruhe, denn Peter hatte uns nochmal auf die Einreisebestimmungen von Norwegen aufmerksam gemacht. Mit dem Alkohol ist das so eine Sache, wir haben genug an Bord und wollen keinen Ärger.

Bestandsaufnahme

Bestandsaufnahme

Man darf nur sehr wenig einführen. Angelo findet eine Möglichkeit online, eine Zollerklärung auszufüllen; wir zahlen 50€ Zoll und sind nun auf der sicheren Seite. Wahrscheinlich werden wir nicht kontrolliert werden, aber falls doch, würde es teuer. Es geht durch die Schären, zick zack, der Wind aus S-SW, achterlich, schwach. Wir haben arge Bedenken, ob das Ziel Moss nicht etwas zu euphorisch gesteckt ist. Aber es geht besser als gedacht, wir segeln meist mit 5 Kts.,die Strömung hilft oft mit einem Kts mit. Falls der Wind nicht reichen würde, würden wir Fredrikstad anlaufen. Aber wir kommen gut voran und ziehen durch bis Moss, wo wir in einem Gästehafen entlang einem Kanal, der die Insel Jeløya vom Festland trennt, anlegen wollen. Die Einfahrt liegt direkt neben dem Fährhafen und dort herrscht reger Betrieb. Wir warten ab, bis die Fähren vorbeigezogen sind und fahren in den Kanal, wo man an einem Steg anlegen kann. Da die Windrichtung weiterhin Süd bleiben soll, dreht der Skipper unser Schiff im Eingang noch rasch um und wir fahren rückwärts hinein. Die Strömung ist enorm, es ist nicht so einfach, an den Steg heranzukommen und auch aufzustoppen. Dann die Leinen dicht, noch ein bisschen nach achtern und es ist geschafft. Hier werden wir nun eingeweht werden, denn der Wind soll in den nächsten Tagen wieder ordentlich wehen, vor allem soll es starke Böen geben. Auch die Le Corse trifft ein und wird ordentlich vertäut.

Le Corse &Pretty Belinda

Le Corse &Pretty Belinda

Es ist Sonntag und viele Motoryachten fahren durch den Kanal, denn sie können unter der Brücke, die zur Insel führt, hindurchfahren. Oft fahren sie zu schnell, man liegt recht unruhig hier. Der Wasserstand steigt und fällt um 30cm, der Skipper kontrolliert den Sitz der Fender häufig. Wir begeben uns auf den ersten Rundgang und überlisten den Bezahlautomaten, uns ein Ticket über das Hafengeld auszuspucken. Ganz zufällig gelangen wir zum Womo Stellplatz, direkt am Wasser, wo gerade ein Morelo, baugleich mit unserem, einparkt. Ein kurzer Austausch mit dem schweizerischen Eigner schließt sich an und ganz beseelt von der Begegnung, marschieren wir zurück. Wir planen zwei Hafentage ein und am morgigen Montag will ich einen Waschtag einlegen. Leider merke ich erst, dass der Trockner nicht funktioniert, als die Wäsche schon rotiert. Wär ja nicht so schlimm, aber es regnet und der Wind feuert. Irgendwie gelingt es trotzdem, die Wäsche an der Reling und in der Kuchenbude zu trocknen. Nachmittags gehen wir zum Einkaufszentrum, um Brot und ein paar frische Dinge einzukaufen. Wir wussten, dass Norwegen teuer ist und können uns nun selbst ein Bild machen: ja, es ist sehr teuer. Aber schlimmer ist die Optik der Industriestadt, wirklich deprimierend an diesem regnerischen windigen Tag. Am nächsten Morgen sieht es schon besser aus, die Sonne scheint wieder und wir machen einen Spaziergang zum kleinen Yachthafen. Das ist schön, hübsche gepflegte Wohngegend mit tollen Häusern und Gärten. Eine nette Katze lässt sich kraulen, meine Welt ist wieder ok. Ich füttere die Möwen mit altem Brot, direkt unter einem Schild, dass das Füttern von Schwänen verbietet, was wir erst später beim Betrachten des Fotos feststellen.

Mövenfütterung

Möwenfütterung

Der Hafen ist zu klein für uns, die grössten Boote sind 12 Meter lang. Der Fischer in unserem Kanal verkauft seinen Fang, hauptsächlich Krabben, direkt vom kleinen Kutter, die Kunden erscheinen zahlreich. Wir kaufen uns Scampis im Supermarkt, denn wir wollen nicht pulen. Die Scampis sind superlecker und sogar recht günstig. Als wir am Dienstagnachmittag bei einem Sektchen mit Angelika und Peter im Cockpit sitzen, kommt eine ältere Norwegerin aufgeregt zu uns und spricht norwegisch auf uns ein. Wir zeigen auf die deutsche Flagge, die am Heck weht. Dann wechseln wir zum Englischen und sie fragt, ob sie auch hier anlegen können. Wir bejahen und sie fragt, ob wir ihr Schiff fahren können. Wir verneinen vehement und bieten an, beim Anlegen ihrer 47 Fuß Yacht zu helfen. Sie ist völlig aufgelöst, denn es sei so windig und sie hätten keine Erfahrung. Wir sind sprachlos. Unsere Empfehlung: vorwärts in den Kanal fahren, recht weit vorne anlegen und morgen, wenn der Wind schwächer ist, rückwärts wieder raus. Dann kommen sie, eine Beneteau 473, und sind deutlich entspannter als die alte Dame am Steg. Wir stehen parat, weisen ein und nehmen die Leinen an. Sie sind so froh als sie fest sind, dass sie Beifall klatschen. Was man alles so erlebt, aber man hilft gerne und tut, was man kann. Morgen sehr früh, 7 Uhr, legen wir ab, das Törnziel ganz nah, noch 35 NM bis Oslo!

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