In Oslo

Interessant finden wir, dass wir im Oslofjord nicht ein schwedisches Schiff gesichtet haben, merkwürdig, vielleicht zu teuer hier? Weder ein holländisches oder weiteres deutsches, nur ein winziges englisches Boot liegt uns gegenüber. Hier liegen viele große Yachten, mit 50 Fuß ist man nichts Besonderes. Angelo verliebt sich gleich in eine brandneue Jeanneau 51; die ‚Mirabelle‘, gefällt ihm sehr. Die Norweger scheren sich wenig um Vorschriften, viele sind ohne Nationalflagge am Heck und ohne Bootsnamen unterwegs. Aber wir lernen sie als freundlich und hilfsbereit kennen. Das Liegegeld in der Marina ist sehr hoch, 70,00€/Nacht, dafür gibt es Sanitäranlagen im Keller, nicht einladend, nur funktionell. In den WCs steht: nicht so viel Toilettenpapier verwenden, das verstopft die Pumpen. In den Duschen steht: nicht so viel Seife verwenden, das verstopft die Pumpen. Also am besten, garnicht benutzen!

Aker Brygga

Aker Brygga

Das Viertel Aker Brygge liegt direkt vor unserer Haustür, mondän und in. Hier kann man moderne Architektur bewundern, hohe Häuser mit viel Glas, Überhängen, allen Raffinessen, die das 21.Jahrhundert möglich macht. Wohnungen, Penthäuser, Büros, Geschäfte und Restaurants entlang einer langen Promenade. Es lädt ein zum Shoppen und Schlemmen, bis die goldene Creditkarte raucht. Wir lassen die Atmosphäre auf uns einwirken. Marschiert man am Fähr-und Kreuzfahrtterminal entlang, linker Hand die trutzige Festung, gelangt man zur Oper. Dort kann man ohne Treppen direkt auf das Dach gelangen, eine tolle Konstruktion.

Opera, Oslo

Opera, Oslo

Von oben hat man einen schönen Ausblick über die Stadt und den Fjord. Es wimmelt von Touristen, uns erscheinen die Asiaten in der Überzahl. Zurück gehen wir durch die Flaniermeile, die Karl Johann Gatan, am Parlament und der Universität vorbei zum Schloss.

Parlament

Parlament

Erstaunlich, dass man dort einfach so hin gelangt, keine Mauern, keine Absperrungen. Geschäfte, Cafés und Restaurants, an der Uni viele junge Leute, die ihren Abschluss geschafft haben, viele in Tracht. Viele Diplomaten Fahrzeuge, wir haben den Eindruck von pulsierendem Leben. Überall in der Stadt wird gebaut, Baukräne ragen in die Höhe, es wird gewerkelt und gebaut. Noch nie zuvor haben wir so viele Elektroautos gesehen, die meisten von dem aufstrebenden amerikanischen Hersteller, Tesla, hier fahren sie herum, wie Sand am Meer. Am Freitag füllt sich die Marina, viele Motoryachten treffen ein. Wir gehen zur einer Einkaufsmall, die uns nicht so gut gefällt, dazu gibt es etwas Nieselregen. Zufällig gelangen wir in den Hauptbahnhof, der wie eine eigene große Stadt ist.

Bahnhof

Bahnhof

Ein Bereich ist als großer Café- und Restaurantbereich abgetrennt, die historische Holzausstattung ist elegant und anheimelnd. Mit zwei dicken Kanelbullen in der Tasche machen wir uns auf den Rückweg, an Bord gibt es einen großen Kaffee dazu. Auf dem Rathausplatz findet am Abend ein Musikfestival statt, alles ist seit Tagen vorbereitet, wir stellen uns auf eine unruhige Nacht ein. Aber es bleibt sehr ruhig, von dem 100000 erwarteten Teenies merken wir nicht viel. Wir gehen später zum Platz vor der Bühne und es ist relativ wenig los. Zu unserem Erstaunen ist Punkt 22 Uhr Fini, alle gehen, wir auch, machen noch einen Rundgang durch Aker Brygge. Heute ist Midsommar, davon merkt man hier nichts, ausser, dass es kaum dunkel wird. Am Samstag ist das anders, heute ist die Promenade voll mit Menschen, es ist sonnig und sehr warm. Wir fahren mit der kleinen Fähre zur Halbinsel Bygdøy.

Im Hintergrund: Holmenkollbakken

Im Hintergrund: Holmenkollbakken

Am Yachthafen Frognerkillen steigen wir aus und wandeln ein bisschen auf den Stegen, viele tolle und chice Segelyachten sind hier vertäut. Dann gehen wir zum Folke Museum, vorbei an tollen Anwesen und Villen. Das Freilichtmuseum ist einen Besuch wert, Häuser aus allen Bezirken Norwegens und allen Epochen sind hier aufgestellt.

Norske Folkemuseum

Norske Folkemuseum

Die Ausstellung ist liebevoll zusammen getragen und absolut sehenswert. Besonders die Lebensumstände im 20. Jahrhundert, die eingerichteten Wohnungen mit Fotos ihrer früheren Bewohner, haben es mir angetan. Die winzigen Vorstadthäuschen mit den kleinen Stuben machen demütig, die Wohnungen der 50ger und 60ger wecken Erinnerungen an die eigene Kindheit.

60er Jahre

60er Jahre

Interessant und super gemacht. Ein toller Nachmittag! Abends gehen wir Pizza essen auf der Promenade in einem Lokal eines bekannten britischen Promikochs „Jamie Oliver“. Es ist sehr lecker und teuer. Auf unserem Steg ist abends Ramba Zamba, der Engländer hat sich mit den Norwegern von seinem Nachbarboot verbrüdert und gemeinsam singen bzw. gröhlen sie die englische Hitparade der Sechziger rauf und runter. Angefangen hat alles mit dem Fußballspiel Deutschland gegen Schweden, bei dem die Norweger natürlich für die schwedischen Nachbarn Partei ergreifen. Als die Schweden verlieren, wird es uninteressant und man konzentriert sich auf Beatles Songs, der Alkohol tut das Übrige. Verwundert beobachten wir Menschenmengen am Abend, die sich am Ufer sammeln und auf den Hafen und das Wasser blicken, als erwarteten sie etwas oder jemanden. Dann steigt Rauch auf und schon lodern Flammen. Nun verstehen wir! Am Rande des Hafenbeckens war ein schwimmender Turm aus Paletten aufgetürmt, darüber hatten wir uns schon gewundert, heute Abend hat man sie angezündet. Osterfeuer auf norwegisch! Im Netz lesen wir, dass es sich um das Sankt Hans Fest handelt, in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni werden Feuer angezündet, um die bösen Geister zu vertreiben, also garnicht so unähnlich unseren Bräuchen. Neben uns legt ein kleines Motorboot mit zwei Männern an, die bis in die Nacht laut Musik hören und um 3Uhr mal etwas den Motor testen. Wir beide haben einen gesunden Schlaf und nach dem Sightseeing Tag sind wir eh groggy und fühlen uns nicht gestört. Am Sonntagmorgen verlassen wir die noch schlafende Großstadt Oslo; sie wird uns als die Stadt der Baustellen und Elektroautos in Erinnerung bleiben. Wir wollen mal wieder in einer stillen Bucht vor Anker gehen, um die Ruhe und die Natur zu genießen.

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