In Råå

Die Nacht zum Sonntag wird sehr unruhig. Der Wind brist gegen 2Uhr aus NW kräftig auf, 5 Bft. Da die Felsen nach aussen nicht geschlossen sind, entsteht ein Schwell in der Bucht, es klatscht und rumpelt am Rumpf der Pretty. Dazu schwojet sie stark an der Ankerleine, die Kette rutscht auf der Ankerrolle von links nach rechts und zurück, was ordentliche Geräusche verursacht. Angelo überprüft einmal die Situation, alles gut, der Anker hält. Mir geht es in dieser Nacht nicht so gut, habe Bauchschmerzen, irgendetwas ist mir nicht so recht bekommen. Der Sonntagmorgen ist grau mit einer frischen Brise aus Nord bis NW, für mich gibt es nur Tee und für den Skipper einen Pulverkaffee. Segeltechnisch wird es wieder ein wunderbarer Tag, nur die Sonne fehlt.

Landnase Kullen

Landnase Kullen

Bis zur Landnase Kullen segeln wir mit halbem Wind, ein Kurs, den wir und die Pretty lieben, mit 8 Knoten an der Küste entlang. Ich döse dabei die meiste Zeit, um meine Unpässlichkeit zu überwinden. Ab dem kleinen Ort Mölle müssen wir den Kurs ändern, wir gehen weiter vor den Wind. Da es mit satten 4 Windstärken weht, geht es weiter gut voran. Am Sonntagnachmittag hätten wir mehr Verkehr erwartet, ein paar Fähren, ein Transporter, zwei Lotsenboote und ein paar Segler sind unterwegs. Wir fahren in den Hafen von Helsingborg ein und dieser ist nicht sonderlich voll, trotzdem gibt es keinen Liegeplatz für uns. Die Boxen sind alle viel zu klein, am Kai liegen durchweg kleinere Motoryachten. Die Segelboote, die dort festgemacht haben, sind zu klein, um längsseits zu gehen. Ein Schwimmsteg ist frei, wir legen an und müssen feststellen, dass man dort nur bis maximal 8t anlegen darf. Unsere Pretty wiegt fast das Doppelte. Wir wälzen wieder unsere Bücher und entscheiden, es in Råå zu versuchen. Das ehemalige Fischerdorf liegt nur 6 NM entfernt und hat auch einen Gästhamn. Nur mit der Genoa segeln wir weiter, mittlerweile im strahlenden Sonnenschein, und fahren unter Maschine in den kleinen Fluß Råån, der dort in den Öresund mündet, hinein. Es sieht aus, als wenn auch hier keine Lücke am Kai für uns frei ist. Ein schwedischer Segler, der mit seiner Sun Odyssee 39 am Kai liegt, ruft uns und fragt, ob er ein wenig aufschließen soll, dann würden wir hinter ihm anlegen können. Prima, wir sind so überrascht, das hätten wir nicht erwartet. So eine freundliche Geste, ganz toll, es gibt sie doch noch, die Segler, die Seemannschaft pflegen. Wir legen an in der Lücke, der Wind ist auflandig und drückt, im Fluss strömt es. Am Steg ist eine Rettungsleiter aus Metall sehr günstig direkt aussen angebracht, der freundliche Segler und ich versuchen die Pretty nicht daran kommen zu lassen, dennoch passiert es: die Scheuerleiste schrammt an die Leiter. Eine kleine Macke nur an der Leiste, dafür ist sie schließlich auch da. Doch noch Glück gehabt und ein schönes Plätzchen gefunden, wir sind zufrieden. Mir geht es wieder gut und einer ruhigen Nacht steht auch nichts mehr im Wege.

Fischereihafen

Fischereihafen

Wir schlendern in dem kleinen Fischerdorf, weiter als geplant. Der Bezahlautomat ist defekt und ein weiterer steht auf dem anderen Flussufer im alten Hafen. Also müssen wir bis zu einer kleinen Brücke laufen, um den Fluss zu überqueren. Warm ist es und verschlafen, Holzhäuser, Fischerhütten, kleine Fischkutter und Angelboote. Direkt neben dem Hamnkontor wieder ein Womo Platz, die Schweden machen das richtig. Wenn schon alle Fazilitäten für den Hafen da sind, warum nicht auch von Wohnmobilisten nutzen lassen und Standgeld kassieren. Auch hier ist der Platz gut besucht. Der Abend wird gemütlich an Bord, Angelo sieht das Finale der WM im TV, Pytt i panna (ähnlich einem Bauernfrühstück) und Kötbullar brutzeln in der Pfanne. Mann, geht’s uns gut im idyllischen Råå!

__/)__