Kabbelwasser

Dyvig ist schon eine Traumbucht, die Vögel zwitschern so laut, ein Kuckuck ruft, der Wind malt Muster in die Ähren der Kornfelder. Es duftet nach Buschrosen, der Hafenmeister ist in Plauderlaune und am Morgen liegen die frischen Rundstykker im Cockpit. Das kann man aushalten! In kleinen Häuschen neben dem Hotel sind Badezimmer untergebracht, die allen Service bieten. Auch im kleinen Yachthafen gegenüber hat man viel verbessert, es sieht deutlich aufgeräumter aus. Wir grillen lecker im Cockpit und verbringen zwei entspannte Tage hier. Schön wäre es, wenn es ein paar Stellplätze für Wohnmobile gäbe!? Alle Voraussetzungen dafür sind doch erfüllt. Der Hafenmeister erklärt uns, dass er schon mehrfach eine Genehmigung beantragt hat, weil er den Gedanken auch verfolgt, aber nicht bekommt. Das kann man nicht verstehen. Gern würde man einfach hierbleiben und die Seele weiter baumeln lassen in der schönen Umgebung, aber wir wollen noch mehr sehen. So motoren wir durch die enge Einfahrt mit dem verwegenen Gedanken heute noch bis nach Bogense zu segeln. Erst klappt es segeltechnisch auch recht gut, mit Wind aus Ost bis NO gleiten wir durch den kleinen Bellt, aber der Wind schläft immer mehr ein. Wir müssen uns eingestehen, dass wir unseren Plan nicht einhalten können und laufen in Årosund in den Hafen ein. Wir finden einen freien Kopfsteiger und machen fest. Eigentlich muss man hier nicht hin, aber halt das Beste daraus machen.

Årøsund

Årøsund

Es ist sehr warm, der Wind, der eigentlich laut ‚Meteorolügen‘ aufbrisen sollte, ist nicht da. Wir raffen uns auf und marschieren zum Campingplatz, dem einzigen Ort, wo man hier etwas kaufen kann. Es gibt hier alles und wir erstehen Hackfleisch, um als kleinen Trost Spaghetti Bolognese zuzubereiten. Kaum durchgeschwitzt wieder an Bord, kommt der Wind. Wie blöd, für uns leider zu spät. Dafür gibt es köstliche Bolognese, dazu sehr internationale. Dänisches Hack, deutsche Eierspaghetti, spanische Tomato frito, italienischer Parmesan, ein Festessen. Am nächsten Morgen hält uns nichts mehr und bei frischem östlichen Wind segeln wir flott fast bis zur großen Brücke in Middelfart.

Brücke

Brücke

Dort kommt der Wind von vorn und wir holen die Segel ein, damit sie nicht so schlagen. Unter Motor geht es weiter, das Wetter, nun schon fast wie gewohnt, schön. Der enge Sund öffnet sich auf der Höhe von Fredericia und dem häßlichen Industriehafen zum Kattegat. Wir sind froh dadurch zu sein, denn die Strömung in diesem Bereich ist immens, 2 Knoten gegenan. Hier fällt der Wasserweg wieder ab, wir können segeln. Segel gesetzt, der Wind ist gut, wir müssen aufkreuzen, egal, besser als Wind aus dem Tank. Da erwischt es uns völlig unerwartet. Die Strömung läuft gegen den Wind, es entsteht ein derartiger Seegang, kurze, kabbelige Wellen von 2 Metern Höhe. Das Schiff schaukelt sich auf, das Wasser schäumt und geht über, man kann sich kaum auf den Cockpitbänken halten. Dann gibt es ein furchtbares Geräusch aus der Kabine? Ich stürze herunter: der Geschirrschrank hat sich geöffnet! Alle Plastikgefäße haben sich in den Salon ergossen, freundlicherweise ist das Porzellangeschirr drin geblieben. Glück gehabt! Einsammeln geht nicht bei dem Geschaukel, alles in die Dusche geworfen und den Schrank mit Klebeband zugeklebt. Weiter geht’s. Endlich sind wir durch das tosende Gestrudel hindurch und das Meer beruhigt sich wieder. Noch einmal wenden und wir können bei NO bis nach Bogense segeln. Dort finden wir einen guten Platz in dem langen Kanal im ehemaligen Fischereihafen und machen fest.

Bogense

Bogense

Nun erstmal aufräumen und den Verschluss des Schrankes reparieren. Dann ein Anlegealster und die Lage peilen, viel hat sich nicht verändert. Sogar die Möwe, die wir bei unserem letzten Besuch beobachtet haben, nistet wieder auf dem Dach. Damals hatten wir solche Angst um das Küken, das uns stark absturzgefährdet vorkam. Ob es dieselbe ist, wissen wir nicht. Wir gehen zum gut sortierten Supermarkt und kaufen Grillgut ein, das später auf dem Grill brutzelt. Die dänischen Pølser sind lecker und gut gewürzt, die dicken Svinekoteletter saftig. Ein würdiger Abschluss für einen wunderbaren Tag auf dem Wasser.

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