Kibbelinge, Chipolata en Kaneelstengels

An diesem Montag ist das Glück auf unserer Seite: gemütlich rollen wir durch die sonnige Landschaft, ohne Stau kommen wir durch. Die Fehnroute entlang idyllischer Kanäle fährt sich ruhig und entspannt, die 350km bis Papenburg kommen uns nicht lang vor. Der Stellplatz vom Hotel Hilling liegt schön im Grünen und bietet alles, was wir brauchen. Es ist recht leer an diesem Montag, Platz genug; die Kosten sind mit 10€ gering, man kann die Toilette und den Müllplatz vom Hotel benutzen.

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Stellplatz am Hotel Hilling, Papenburg

Der Abend wird entspannt, nach dem Essen drehen wir noch eine Runde durch die nette Stadt mit den Kanälen, den Zugbrücken und der hübschen Bepflanzung.

Papenburg

Papenburg

Ein Bäcker ist gut zu Fuß zu erreichen, wir gönnen uns knusprige Brötchen am nächsten Morgen. Wir könnten uns gut vorstellen, noch einen Tag zu bleiben, aber unser Ziel soll Lemmer sein, dort wollen wir zügig hin. Auf unserer Fahrt passieren wir die riesige Meyer Werft, können durch geöffnete Tore einen Blick in die Hallen werfen und sehen die beeindruckende Norwegian Encore, das jüngste Kind der Werft, davor liegen. Bestimmt interessant, eine Werftbesichtigung, aber heute nicht. Nach Lemmer ist es nicht mehr so weit, 150km, gut zu fahren. Die Ortsnamen sind uns alle bekannt, wir fahren über das Tjeukemeer, oft sind wir früher hier gesegelt. Als wir Lemmer ‚anlaufen’ ist das ein Gefühl, wie nach Hause kommen! Wir fahren zum Binnenhafen, dort gibt es keinen Platz für uns, zu eng, zu kurz, alles belegt. Weiter geht’s zum Bungalowpark Tacozijl. Dort macht die Rezeptionistin gerade Mittagspause. Um niemanden zu behindern, parken wir auf einem freien Platz auf Wiesenuntergrund ein. Nach einem Rundgang über die Anlage haben wir uns einen großen Platz vor dem Hafen auf Beton ausgesucht. Hier vorne an der Hauptstraße ist es sehr laut. Als die Dame eintrifft macht sie keinen wirklich freundlichen Eindruck, sehr resolut, aber wir bekommen den gewünschten Platz und bezahlen für 2 Tage.

im Yachthafen Tacozijl

im Yachthafen Tacozijl

Heute ist es 32 Grad heiß, der gewählte Platz hat den Nachteil, dass man die Markise nicht mit Erdnägeln sichern kann. Bei der Hitze sind wir froh über unsere Klimaanlagen, die fleißig arbeiten. Mit dem Rad fahren wir in die Stadt, gehen bummeln und sehen uns den Ort an; viele Geschäfte gibt es nicht mehr, die Kade wurde modernisiert, Gebäude abgerissen. Wir kehren in unsere Lieblingspizzeria La Gondola ein, auch sehr modern jetzt. Die Klimaanlage läuft, es ist angenehm im Gebäude. Die Pizza ist immer noch vorzüglich, wir sitzen am Fenster und beobachten die anlegenden Yachten. Segelyachten sieht man kaum noch, für die heutigen großen Boote ist der Drempel der Lemstersluis mit 1,9m meist zu flach.

Lemmer

Lemmer

Motoryachten legen hier an, auch die sind heutzutage riesig, viele über 50 Fuß, vor 30 Jahren noch eine Seltenheit. Unseren Lieblingssupermarkt gibt es noch, rasch liegen altbekannte Leckereien im Wagen: Chipolata Pudding, Kaneelstengel, die geliebte Salami, jong Belegen Kaas, Douwe Egberts Koffie. Auch der große Action Markt ist noch da, ausgiebig wird dort gestöbert. Am neugestalteten Strand entlang, gut besucht an diesem heißen Tag, fahren wir zurück und machen es uns vor dem Womo bequem. Fast allein bleiben wir dort am Abend, auch angenehm. Am nächsten Tag, dem Mittwoch, setzen wir unsere Erkundungstour fort und besichtigen den Caravanpark. Dort hat man unserer Meinung nach viel falsch gemacht. Die uralten Mobilheime wurden an-und umgebaut, verbrettert, noch eine Bude angebaut, das hätte man unterbinden müssen. Wir möchten dort nicht mehr wohnen. Wir radeln zurück und essen leckere Kibbelinge im ehemaligen Fischladen von Beljons, darauf haben wir uns schon so gefreut. Zurück im Tacozijl chillen wir vor dem Womo und schwelgen in Erinnerungen. Der Stellplatz gefällt uns nicht wirklich, überall parken Autos; mehr Autos, meist mit deutschem Kennzeichen, gibt es hier als Boote. Er ist nicht gepflegt, keine Bepflanzung in den Blumenkästen, irgendwie traurig. Stellplätze sind rar in Holland, die niederländischen Wohnmobilisten fahren wohl in die Nachbarländer. Wir verlassen Lemmer und fahren an Urk und Lelystad vorbei auf dem Houtribdijk über das IJsselmeer nach Enkhuizen. Beim Anblick des VOC Schiffes Batavia, der Deko Marina, unseres ehemaligen Hafens, empfinde ich ein heimeliges Gefühl. Gern waren wir hier! Da, an der Flevo Marina entlang sind wir Samstagmorgen immer rausgesegelt, alte Zeiten! Die Fahrt mit dem Reisemobil über den Dijk ist komisch, sonst waren wir immer auf der anderen Seite auf dem Wasser unterwegs.

Abschlußdeich zwischen Isslmeer und Marker Ward

Abschlußdeich zwischen Ijsselmeer und Marker Ward

Wasservögel schwimmen längs der Straße, es sind riesige Bautätigkeiten in Gange, zur Marker Ward hin werden Vogelinseln aufgeschüttet, viel Erde wird bewegt. Da die Marker Ward immer mehr versandet, will man dort Naturreservate schaffen. Wir fahren durch das Krabbersgat Naviduct, über uns laufen die Schiffe in die Schleuse ein, das ist Holland! Enkhuizen sieht so schön aus in der Sonne. Unser Navi führt uns über unbekannte Wege zum Camping Enkhuizer Zand, direkt hinter dem Zuiderzee Museum. Wir checken ein und bekommen einen guten Platz für die nächsten 2 Tage.

Camping Enkuizerzand

Camping Enkhuizerzand

Wir wandeln in der malerischen Stadt, sitzen am Hafen, essen -natürlich- Kibbelinge met Patatjes en Ravigotte Saus und genießen die Atmosphäre.

Kibbelinge met Patat

Kibbelinge met Patat

Unser Platz liegt so herrlich im Grünen, die alten Bäume auf dem Stadtwall sorgen für ein kühles angenehmes Klima. Und trotzdem sind wir in wenigen Minuten in der Stadtmitte, wo man beim Wandeln durch die historischen Bauwerke die Faszination des Gouden Eeuws, des Goldenen Zeitalters, als Enkhuizen sehr reich war, immer noch spürt. Jeden Morgen, gehen wir über den Wall zum Companieshaven, um frische Brodjes zu kaufen, und jeder -wirklich jeder- der uns begegnet, grüßt. Welch ein Unterschied zu Skandinavien! Ein gutes Gefühl. Am letzten Tag in der Stadt genießen wir nochmal leckeren Fisch auf der Terrasse von Viszaak Van Veen, wo man so einen schönen Ausblick hat. Dohlen lauern, sind so zahm, die intelligenten Vögel würden gern etwas abhaben. Schade, dass wir am Samstagmorgen den schönen Platz schon verlassen müssen, wir wollen den Rückweg halbieren und Station im Naturpark Hoge Veluwe machen. Das Wetter ist immer noch so schön, aber angenehm, nicht mehr heiß. Ein Stopp bei einem großen deutschen Discounter, um pfandfreies Dosenbier zu bunkern und wir überqueren das IJsselmeer, unser alter Heimweg. Nichts hat sich verändert, das flache Land, ideal um im Womo zu reisen, Felder, Störche, die Bäume, die gewachsen sind , die Randmeere, überall dümpeln die Boote. Bald erreichen wir den großen Vakantiepark Het Lierderholt und checken in der Rezeption ein. Wir fragen nach einem Platz auf dem C’platz, nicht auf dem Womobereich. Einmal geht es über den ganzen Platz, wunderschön mitten im Wald. Ein Holländer hilft uns unsere Parzelle zu finden, da diese nicht gekennzeichnet sind. Wunderbar stehen wir dort, Idylle pur.

Camping Hooge Veluwe

Camping Hooge Veluwe

Der Park ist wirklich toll, gepflegt, aufgeräumt, schön gestaltet. Wir sind begeistert, viele der Bewohner des Parks sind es von unserem „Morchen“. Immer wieder steht jemand staunend da und bewundert unser Womo. In Holland sieht man wenige große Reisemobile, denn man braucht dafür einen entsprechenden Führerschein. Ein zünftiges BBQ hat uns noch gefehlt in dieser erquicklichen Woche, das findet heute statt. Es gibt, typisch holländisch, Slavinken, Rundervinken und Steaks. Sehr lecker! Danach ein schöner Rundgang über den Park, hier kann man es wirklich aushalten. Dann passiert es doch noch, ein ordentliches Gewitter. Alles nass und durchgeweicht und es zeigt sich der Nachteil der malerischen Lage im Wald. Vor der Abreise muss das Stromkabel und der Teppich, sowie alle Schuhe erst gesäubert werden. Gut, dass wir so clever waren und Stühle, Grill und Tisch nach dem Essen noch eingepackt hatten. Beseelt von den tollen Erlebnissen der Woche in Holland treten wir die Heimreise an. Schön ist diese auch! Die blühende Heidelandschaft Hoge Veluwe ist herrlich anzusehen. Daheim findet ein Bauernmarkt in der Stadt statt, der Womostellplatz gut voll. Ein einziger langer Platz ist noch frei, Angelo parkt ein und nun wird es ernst: jetzt ist Auspacken angesagt. Ein paar Wochen daheim liegen vor uns.

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