Lübecker Bucht

Von Wismar aus segeln wir am Samstagmorgen nach Travemünde. Es ist mild und nur schwachwindig. Bei achterlichem Wind versuchen wir aus der Wismarer Bucht herauszukommen, schwierig… schaukeln mit schlagenden Segeln und fast keinem Vortrieb. Weiter draussen geht es besser, wir können höher am Wind segeln und es geht gut vorwärts bei mäßigem SO. Wir erfreuen uns an dem hübschen Küstenstreifen und der angenehmen Temperatur. Es sind bei dem schönen Wetter reichlich Yachten unterwegs und irgendwann bemerken wir die Dehler Yacht, die mit uns in Boltenhagen und Wismar gelegen hat. Nun aber, aufgepasst, wir wollen nicht überholt werden! Immer, wenn der Wind abnimmt, holt die Dehler 35 SQ auf, zieht der Wind an, sind wir schneller.

Travemünde
Passat Travemünde

Bald erreichen wir die Hafeneinfahrt von Travemünde, rappelvoll. Überall Yachten, über Topp und Takel geflaggt, Menschen schieben sich an Land, ein Shanty Chor singt. Etwa alles ein Willkommensgruß für uns?? Mitnichten, später erfahren wir, dass ein Weltumsegler aus Lübeck nach 5 Jahren heimgekehrt ist, die ‚ Resolute‘ . Sie ist etwa eine Stunde vor uns eingelaufen und von ihren Segelklubkameraden eskortiert die Trave herauf gefahren. Aufgrund des Trubels gestaltet es sich schwierig, einen Liegeplatz zu finden; wir legen am grün gekennzeichneten Platz, an dem sonst die ‚Südwind‘ liegt, im Yachtklub Fischereihafen, der Steg dick mit Möwenkot überzogen, an, in Ermangelung eines besseren. Auf dem Weg zum Hafenmeister kommen wir an unserer ehemaligen Bella Donna, jetzt Kajemi, vorbei.

Kajemi_1
SY Kajemi

Wieder, wie im letzten Herbst, niemand an Bord! Schade…Wir erzählen der Hafenmeisterin davon und sie ruft die neuen Eigner an. Als wir zurück vom Stadtbummel kommen, begegnet uns die neue Besitzerin und wir plaudern erst auf dem Steg, dann an Bord der Kajemi, dann an Bord der Pretty. Der Abend vergeht rasend schnell und es ist so schön, nochmal an Bord unseres ehemaligen Bootes zu sein. Viele Erinnerungen und Geschichten kommen wieder hoch. Am Sonntag treffen wir uns nochmal, diesmal mit dem Eignerpaar,Elfi und Axel, bestaunen die Investitionen, die sie in die Kajemi getätigt haben, und wieder wird es spät. Es freut uns sehr, dass sie so zufrieden und glücklich mit der Bavaria sind. Montagmorgen laufen wir aus, um nach Neustadt zu segeln, woraus leider nichts wird. Es ist diesig und die Luft ist regelrecht mulmig, bei schwachem achterlichem Wind ist nicht genügend Winddruck da, um die Segel zu füllen. Sie schlagen fürchterlich, zumal eine unangenehme seitliche Welle vom gestrigen starken Wind übriggeblieben ist. Nach einiger Zeit reicht es uns, wir rollen die Segel ein und legen die verbliebene kurze Strecke mit Wind aus dem Tank zurück. Die Arcona Marina lassen wir an Backbord liegen und fahren bis in die Stadt, wo wir an der Kaimauer, direkt vor einem Café, einen Platz finden. Hier liegen wir sehr geschützt, denn es soll kräftigen Wind aus SW geben. Einen ersten Bummel durch die gemütliche Stadt und ein paar schöne Einkäufe schaffen wir noch fast trocken, dann geht es los und regnet bis in den Abend. Gegenüber gibt es ein sehr hübsches Restaurant mit geschmackvoller Deko, dort sitzt man sehr gemütlich. Wir lassen uns gebratenen Dorsch mit einem leckeren Sößchen schmecken und haben es heimelig an Bord. Am nächsten Morgen ist der Wind da, dafür ist es trocken und wir können nochmal die kleine Stadt erkunden. Das Wasser ist durch den Winddruck einen halben Meter gefallen und wir müssen die Festmacher fieren, damit wir nicht an der Kaimauer hängen, ansonsten liegen wir hier sehr gut, wenn auch wieder einmal bestaunt von vielen Sehleuten.

Neustadt
Stadthafen Neustadt

Auf dem Rückweg kaufen wir uns ganz leckeren Kuchen und sündigen an Bord mit Kaffee, Kuchen und einem Gläschen Portwein. Dolce Vita! So gestärkt muss der Skipper dann bei einer Havarie helfen: ein Segler hat sich in eine ganz blöde Situation gebracht und hängt mit seinen Vorstagen an dem Klüver eines Botters fest als er in der Lücke davor anlegen will. Der Wind drückt kräftig, aber viele helfende Hände schaffen es, ihn frei zu bekommen. Das hätte anders enden können, aber er hat sich seine schöne Yacht ordentlich zerkratzt. So etwas tut uns immer weh. Am Mittwoch hoffen wir nach Grömitz weiterzukommen, das Wetter soll in den nächsten Tagen wechselhaft bleiben.
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