Malheur

Grebbestad soll der Wendepunkt unseres Sommertörns sein, über die norwegische Grenze wollen wir nicht segeln. Unsere Bordbar ist noch sehr gut gefüllt und da Norwegen nicht zur EU gehört müssten wir wieder, wie im letzten Sommer, jeglichen Alkohol verzollen, wozu wir keine Lust haben. Nach dem Frühstück verscheuchen wir unsere beiden “Beiboote” und legen ab. Das Wetter ist noch nicht so schön, aber endlich mal haben wir guten Wind aus dem Nordwesten, gute 4, manchmal noch niedrige 5 Windstärken. Es geht gut ab, die Pretty rennt, wir haben Spaß. Segeln ist doch etwas ganz anderes als das leidige Motoren. Wieder fahren wir durch den Hamburgsund und sind entzückt von dem schönen Anblick, heute bei Sonnenschein. Alle Stege sind geentert von Norwegern, sogar an einem Wrack hat einer festgemacht.

Ankerplatz Wrack

Ankerplatz Wrack

Die Pretty segelt weiter nach Bohus Malmön zu unserer bevorzugten Bucht Sladholmen, Näverkärrskilen. Wir ankern, grillen und genießen den Tag, wie viele andere Boote, die uns Gesellschaft leisten.

„Fika“ in Näverskärrskilen

„Fika“ in Näverskärrskilen

Am nächsten Morgen müssen wir weiter, obwohl wir gerne noch blieben. Aber der Wind geht am Mittwoch wieder auf Süd, also kommt er von vorne. Wir segeln bei gutem Wind aus Südwest, 3 Bft., mit der Genoa durch die Felsenwelt. Es ist wie auf einer vierspurigen Autobahn, nur halt auf dem Wasser. Der Verkehr ist unbeschreiblich dicht, wenn keine Felsen zum Skagerrak abschirmen, entsteht sofort mäßiger Seegang. Sobald ein paar Felsen vor dem Fahrwasser sind, ist das Wasser glatt, wenn nicht gerade Motorboote und-Yachten dicht vorbei rauschen. Eine kleine Linjett Yacht segelt ein Stück parallel zu uns, kommt aber nicht vorbei. Da entdecken wir einen treibenden Fender und fischen ihn auf. Die Linjett nutzt die Gelegenheit und ist vorbei. Später in der Ankerbucht sehen wir uns wieder. Wir verstauen die ‘Beute’, segeln und schaukeln weiter im Wellenschlag der Rennyachten bis nach Gullholmen. Dort rollen wir die Genoa ein und starten den Motor um durch das Gewimmel der Boote und Yachten zu fahren. Es ist noch viel voller als vor 8 Tagen bei unserer Hinreise. Eine kurze Minute überlegen: versuchen, einen Platz zu erhaschen? brauchen wir denn etwas? Nein, wir sind uns einig, weiter zur Ankerbucht vor Hermanö. Dort wird es sehr eng, es gibt zahlreiche Ankerlieger und eine große Gruppe von Segelschülern, die dort trainiert. Optis und Laser mit teilweise ganz kleinen Pimpfen üben und werden von älteren Jugendlichen in Schlauchbooten betreut. Wir schleichen uns hindurch und werfen den Anker, eng ist es und die Wellen vom Hauptfahrwasser kommen in die Bucht. Wir hatten schon bessere Plätze, es klatscht unters Heck, die Pretty schaukelt und springt. Unsere Hoffnung ist, dass der Verkehr am Abend weniger und es ruhiger wird. So ist es auch und einige Probleme erledigen sich von selbst, eine kleine Yacht dicht vor uns lichtet den Anker, wobei sie sich reichlich ungeschickt anstellen, denn sie meinen, wir würden über ihrem Anker schwimmen und sie kämen uns beim Aufnehmen zu nah. Angelo startet vorsichtshalber die Maschine, um nach vorne zu fahren, es besteht aber gar keine Gefahr. Ein Motorboot fährt auch weg und schon haben wir reichlich Platz. Nachdem wir ein leckeres BBQ zu uns genommen, danach wieder klar Schiff gemacht haben, wollen wir den Abend eigentlich gemütlich ausklingen lassen…..aber mit meinem dringenden Bedürfnis leite ich ein ausgesprochen unangenehmes Ereignis ein, mit dem niemand rechnen konnte. Die Toilette saugt nicht mehr ab, sowas von garnicht! Da der Skipper die Pumpe gerade erst gereinigt hat, kann sie es nicht sein. Wir verdächtigen den Schlauch zum Fäkalientank schon länger, denn es war uns schon aufgefallen, das die Toilette schlechter als früher absaugt. Also die Toilettenschüssel ausgeschöpft, den Schlauch abgeschraubt und versuchen ihn freizubekommen. Dabei bräuchte man eine Nasenklammer, der Gestank ist nicht zu beschreiben und ruckzuck hat er sich dezent ausgebreitet. Die Ablagerungen im Schlauch sind hart wie Beton, wir bekommen ihn so auf keinen Fall frei und grübeln, was man zum Stochern entfremden könnte. Es hilft nichts, der Schlauch muss raus, bewegt sich aber nicht einen Millimeter hinter der Verkleidung,

Eingeklemmter Schlauch

Eingeklemmter Schlauch

egal wie wir ziehen und würgen. Mittlerweile ist es 23 Uhr, eine Rolle Küchenpapier verarbeitet, den Gestank in der Nase, immerzu riechen wir an uns, weil wir ihn nicht loswerden. Ein Chaos im ganzen Schiff, unbeschreiblich.

Chaos

Chaos

Wir räumen auf, so gut es geht, schließen die Tür zur Nasszelle und trinken noch ein Glas Wein um uns zu betäuben. Dann fallen wir todmüde und entnervt in die Koje.

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