Manic Monday

Kleinere Beanstandungen repariert der ,Chef‘ selbst, und so demontiert Angelo ein Plissee Rollo, bei dem die Spannung weg ist, unfreiwillig. In Ermangelung einer Anleitung für die Rollos, die es weder im Handbuch für unser Womo, noch im allwissenden Internet gibt, will er mal sehen, was man da machen könnte, und zack, schon liegt es auf dem Tisch. Unglücklicherweise ist es genau das an dem Fenster, über dem das TV installiert ist, also sehr schlecht zugänglich. Na, da es nun schon mal abgeschraubt ist, ist der Defekt rasch ausgemacht: die Feder, die die Bänder auf Spannung hält, ist rausgesprungen. Wieder rein und die Reinstallation geht besser als wir dachten, es hängt wieder an seinem Platz. Erleichtert erfolgt der erste Test, und zack, Feder wieder raus!Also nochmal abschrauben und diesmal die Feder rein und das Fach mit Sekundenkleber gesichert, derweil uns der Schweiss den Rücken runterläuft, so fummelig ist das Ganze. Aber die Reparatur ist erfolgreich. Schön! Am Montagmorgen warten, als wir vom morgendlichen Strandgang zurückkommen, zwei Spanier auf unserer Parzelle auf uns. Überraschung, wir waren nicht über den Termin informiert; sie kommen im Auftrag von Morelo, um die Undichtigkeit unseres Morchens zu beseitigen. Noch ahnen wir nicht, was uns der heutige Tag bringen wird, aber im Stillen denken wir, ob das wohl gutgehen wird? Einer der beiden ist groß und stabil, der ist der Gehilfe, der andere ist klein und schlank, er ist der, der sich auskennt, hoffentlich. Emsig gehen sie sofort ans Werk, gut wäre gewesen, uns zu informieren! Dann hätten wir Wasser einfüllen können, so dass man nun schon etwas sehen könnte…jetzt, da wir nur wenig Wasser im Tank haben, ist alles trocken. Da der Wasserdruck hier gering ist, dauert das natürlich. Rasch ist die Heckgarage ausgeräumt, die Trennwände abgeschraubt, das Ladegerät und der Sinuswechselrichter sowie die ,bleischweren‘ Batterien abgeklemmt und herausgehoben.

Undichte Stelle

Undichte Stelle

Nun muss das Wasser erstmal seinen Weg finden, um zu sehen, wo es herkommt. Es tröpfelt aus einer Verschraubung am Tank. Bis hierher läuft alles gut, Angelo passt auf, dass die Beiden nichts tun, was wir alle später bereuen könnten. Sie sprechen fast nur Spanisch, der ,Macher‘ sehr wenig Englisch. Das macht es nicht einfacher. Die Beiden fahren los, um einen neuen Schlauch zu organisieren, Angelo glaubt nicht, dass das was bringt. Nach einiger Zeit kehren sie zurück und lösen unüberlegt die Verschraubung des Schlauchs, die Mutter auf der Innenseite des Tanks verschwindet in diesem auf Nimmerwiedersehen. Das war schlecht, es gibt keine Möglichkeit an oder in den Tank zu gelangen. Ratlosigkeit! Angelo ruft bei Morelo an, von dort gibt es nicht zielführende Tipps. Wir bereuen nun schon, das Problem bei Morelo kundgetan zu haben, hätten wir es lieber so belassen und mit wenig Wasser im Tank gelebt. Im Frühling auf der Heimfahrt hätte man im Werk dem Problem mit anderen Mitteln zu Leibe rücken können, hätte, hätte, hätte! Nun ist es zu spät, wir sind am Boden zerstört und geben die Hoffnung fast auf, dass sich hier alles zum Guten wenden könnte. So geht es weiter, bald sind wir überzeugt, dass wir einpacken und nach Schlüsselfeld fahren werden müssen. Die Telefonate gehen weiter, keine Lösung, man kommt nicht an den Tank heran von außen, es fallen Worte wie Aufsägen, ein Loch in den Boden sägen, uns geht es schlecht. Die beiden Monteure machen unbeirrt weiter und um 15 Uhr haben sie den Tank nach hinten rausgezogen und er liegt auf dem Boden vor dem Womo.

ausgebauter Frischwassertank

ausgebauter Frischwassertank

Oh je! Ob man den wieder eingebaut bekommt, unsere Verzweiflung nimmt zu. Nun wird Wasser eingefüllt und so lange geschraubt und gewartet, bis die Anschlüsse dicht sind. Das dauert seeeehr lange. Mittlerweile hat sich einer der Chefs von Morelo eingeschaltet, der fließend Spanisch spricht und dem Monteur Anweisung gegeben. Angelo wird gebeten, alles gut zu beaufsichtigen, damit kein Unglück passiert. Als sie den Tank wieder hineinschieben wollen, ein echter Kraftakt!, stören die Kabel, die auf dem Tank drapiert waren. Sie sind nach unten gerutscht und nun lässt sich der Tank nicht weit genug hineinschieben. Der kleine Monteur, Miguel, robbt in den Zwischenraum und klebt die Kabel mit Panzerband am Zwischenboden fest.

Kabel sortieren im Zwischenboden

Kabel sortieren im Zwischenboden

Da das nicht so gut hält, will er eine Schraube verwenden, das kann Angelo gerade noch verhindern, denn dort im Zwischenboden verläuft die Fußbodenheizung! Gut, dass er aufpasst wie ein Luchs! Die beiden Monteure arbeiten emsig und ehrgeizig, ohne Pause, trinken und essen den ganzen Tag über nichts. Angelo auch nicht, so groß ist die Anspannung. Nachdem der Tank wieder an Ort und Stelle ist, hören die Probleme nicht auf: die Tankentlüftung muss wieder angeschlossen werden und die sitzt leider vorne. Kein Zugang, was tun? Wir denken daran, in ein Staufach ein Loch zu sägen, vielleicht kann man von dort herankommen. Aber die beiden Männer sind pfiffig und arbeiten mit allen Tricks. Mit Hilfe eines selbst erstellten Werkzeuges und einer 1,50 Meter langen stabilen Stange, vom Nachbarn Herbert zur Verfügung gestellt, fädeln sie geschickt die Belüftung wieder ein, geschafft! Mittlerweile ist es dunkel und kühl, es wird konzentriert weiter geschuftet, alles wieder eingebaut, verschraubt und angeschlossen. Angelo leuchtet ihnen und passt auf, dass kein Teil und keine Schraube übrig bleibt. Um 19:30 Uhr ist das unmöglich Erscheinende vollbracht, unser Womo ist repariert. Hätten wir nicht geglaubt, die beiden Monteure haben einen Superjob gemacht und verstehen ihr Handwerk. Miguel hatte am Nachmittag gestanden, dass er erst 2 Morelos gesehen hat: einen in Barcelona und unseren. Eine Aussage, die uns nicht gerade Mut gemacht hatte. Wir sind jetzt platt, ausgepowert, stärken uns noch mit etwas Käse und Pur Pork, dann um 21:30 Uhr liegen wir schon in der Koje. Angelo sortiert seine Knochen, einen ganzen Tag Stehen ist er nicht mehr gewöhnt. So eine kraftzehrende Aktion brauchen wir eigentlich in unserem ruhigen Ruhestandsleben nicht mehr. Am nächsten Morgen, nach einer ordentlichen Mütze Schlaf werden wir bestimmt wieder fit über den Holzweg zum Strand wandeln.

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