Melancholie

Unser nächster Stopp nach Neustadt soll Grömitz sein, um 7:30 Uhr legen wir ab, denn der Wind soll rasch zulegen und auch in den nächsten Tagen sehr stark bleiben. Es sind nur 8 Seemeilen, die Hälfte davon müssen wir gegenan, dann können wir mit halben Wind segeln. Der Hafen ist voll, viele Bootseigner sind aus dem Urlaub zurück und liegen in ihrer Box, denn für das Winterlager ist es noch zu früh. Wir fahren durch die Reihen, aber die Boxen, die grün sind, behagen uns nicht. Wir entscheiden uns für den Kopfsteg, an dem wir schon einmal gelegen haben. Nicht so ideal, denn das Wasser fällt bei kräftigem SSW Wind um 60 cm und der Steg ist nach unten nicht geschlossen, so dass wir mit dem Deck darunterrutschen könnten.

Wasserstand
Niedrigwasser

Der Skipper zieht deshalb das Heck stramm an den Pfahl, so dass der Bug etwas weiter vom Steg weg kommt; gut abgefendert und wir liegen sicher. Das Wetter ist bis auf den Wind recht sonnig, wir bummeln über die lange Promenade, erkunden Ecken, an denen wir noch nie vorher waren und genießen die Tage. Es ist sehr voll überall, reichlich Urlauber schieben sich entlang, sehr viele mit Hunden aller Rassen.

Grömitz-Strand
Promenade Grömitz

Bei strammem Gang kommt man sogar ins Schwitzen, die Sonne wärmt noch. In einem Restaurant direkt am Hafen essen wir Fisch, sind jedoch enttäuscht über die unfreundliche Bedienung, das war im letzten Jahr besser. Am Freitagmorgen müssen wir früh aus den Federn, denn ein Monteur kommt an Bord um unseren Motor zu warten. Leider verspätet er sich und wir sind sauer, gehen Brötchen kaufen und frühstücken erst mal. Den Service macht er aber gut und wir werden sehr gelobt für den prima Pflegezustand unseres Diesels, des Skippers liebstes Kind. Der restliche Tag wird wieder schön sonnig und warm, wir gehen nochmal auf Erkundungstour. Am Samstagmorgen ist es sehr bedeckt als wir nach Heiligenhafen aufbrechen. Erst ist der Wind wieder mal zu schwach um zu segeln, dazu drohen schwarze Wolken mit Regen. Sie bringen Wind mit und wir rollen die Segel aus. Später beginnt es zu tröpfeln und wir holen die Segel wieder ein, da sie nicht nass werden sollen. Irgendwie haben wir wieder Glück, die paar Tropfen, die wir abbekommen, sind nicht der Rede wert. Wir erreichen das Fahrwasser zur Fehmarnsundbrücke und müssen nun gegen den Wind und Strom motoren. Hier sind etliche Yachten unterwegs, natürlich viele Charteryachten. Wir fahren am Naturparadies Graswarder vorbei und betrachten die vielen Wasservögel, die sich dort niedergelassen haben. Unser Bekannter Christoph ist mit seinem Schiff heute ins Winterlager gegangen und hat uns seine Box reserviert, deshalb machen wir uns keine Gedanken über einen freien Liegeplatz. Aber, man soll sich nie sicher sein! Obwohl rot gekennzeichnet, liegt ein Schiff in der Box. Wir suchen eine freie Box und wollen gerade hineinfahren, da stellt genau in diesem Augenblick jemand das Schild auf rot!! Wir trauen unseren Augen nicht und stellen den “ freundlichen“ Segelkameraden am Steg zur Rede. Der stellt sich stur und so landen wir letztendlich in einer 20 Meter langen und 7 Meter breiten Motoryachtbox. Dort liegen wir ruhig, denn der Wind kommt von achtern. Dennoch machen wir uns beim Hafenmeister Luft über diese „Unfreundlichkeit“ und er verspricht, dem Segler die Leviten zu lesen. Dann treffen wir Ute & Udo, die ihr Schiff von Holland hierher überführt haben, um im nächsten Jahr auch auf der Ostsee zu segeln. Eine tolle Leistung, denn die Bedingungen waren nicht optimal in den letzten Wochen und ihr Boot ist nicht gerade ein Ozeanriese…Am Abend gehen wir gemeinsam zu Erika, einen Gourmetteller essen und sitzen noch lange an Bord zusammen und erzählen von der Saison 2015, die fast vorbei ist. Am Sonntag essen wir in der Fischhalle und dann wird es gemütlich an Bord der Pretty. Am Montag segeln die beiden weiter nach Burgtiefe. Wir fahren mit dem Bus zu dem etwas entfernt liegenden Einkaufszentrum von H’hafen um Frostschutzmittel zu kaufen. Zu unserer Freude treffen wir in dem Laden auf einen Mitarbeiter der Firma, bei der wir ins Winterlager gehen. Leider hat er gewechselt, schade, wir mochten ihn sehr und werden ihn vermissen. Andere Kunden ganz bestimmt auch!! Aber wir verstehen seine Beweggründe. Das Wetter ist nun sehr wechselhaft, doch gibt es auch immer wieder trockene schöne Stunden. Die nutzen wir, um draußen zu sein.

Hunde!
Hund am Steuer

Als wir zum Hafen zurückgehen, entdecken wir auf einem Parkplatz ein Wohnmobil mit einem Hund am Steuer und einem als Beifahrer. Urkomisch der Anblick! Als erste Vorbereitung auf das Winterlager verstauen wir unser Schlauchboot. Die letzte Station der Saison wird morgen Burgtiefe werden und so ganz langsam schleicht sich Melancholie in unsere Stimmung, vorbei mit lustig!! Die nächsten Tage werden arbeitsreich werden, das Schiff muss für das Winterlager vorbereitet werden, denn am Dienstag haben wir den Krantermin. Die schöne lange Saison ist nun definitiv fast vorbei.

__/)__