Neuland

So weit im Norden waren wir noch nie. Es folgen wunderbare Segeltage, leichte südwestliche Winde, viel Sonnenschein und milde Temperatur. Das Wetter hat sich geändert, nun ist es wärmer, aber die Luft ist nicht mehr so klar, milchiger. Von Ingmarsö aus passieren wir Finnhamn und sind mehr und mehr fasziniert von der unglaublich schönen Schärenlandschaft hier im nördlichen Archipelago. Hier gibt es Inseln über Inseln, meist nur ein kleines Sommerhäuschen mit Steg darauf, viele unbewohnt. Die Idylle scheint so perfekt, dass man verstehen kann, dass jeder Schwede von solch einem Sommerhäuschen auf der Schäre träumt. Wir ertappen uns auch dabei!! Aber jetzt ist es toll und was ist im Winter..??

Schärengarten

Schärengarten

Wir segeln gemächlich mit achterlichem Wind nur mit der Genoa und halten uns schön im betonnten Fahrwasser, denn überall ragen Felsen aus dem Wasser, der Verdacht drängt sich auf, dass unter Wasser auch welche sein könnten. Die Wahrscheinlichkeit, dass man außerhalb der Fahrrinne nicht weit kommen würde, ist groß. Einige Meilen sind wir ganz allein unterwegs und hängen unseren Gedanken nach, dann erreichen wir den Stämmarsund, wo deutlich mehr los ist. Hier gibt es viele große Häuser an den Ufern, die ganzjährig bewohnt werden und auch geparkte Autos sieht man auf den Grundstücken.

im Stämmarsund

im Stämmarsund

Von herrschaftlichen Villen bis zu kleinen Häuschen ist hier alles zu bestaunen. Nun müssen wir motoren, die Schären halten den Wind gut ab. Am Ende des Sunds geht es flott weiter, wir segeln mit Vollzeug bei halbem Wind. Einige Yachten kommen vom Wochenendtörn zurück und haben es eilig, den Heimathafen zu erreichen, wir segeln gegen die allgemeine Richtung. Eine große Fähre ist auf ihrem Weg nach Åland und wir haben Sorge um unsere Bugplattform in den dicken Wellen, aber die sind eher lang. Unser Ziel, Fejan, liegt fast verwaist, nur eine schwedische Yacht hängt an der Muringleine am Steg. So ist das, wenn die Bücher schon ein paar Jahre alt sind, es sind zwischenzeitlich Muringleinen angebracht worden, nur noch wenige Heckbojen sind am südlichem Steg geblieben. Leider gibt es keine neuere Auflage.

Fejan

Fejan

Der berühmte Krog, in dem man so gut essen konnte, ist auch verschwunden, blanker Fels und ein Bauzaun lachen uns an. Später erfahren wir, dass die so beliebte Gaststätte im letzten Sommer abgebrannt ist. Baustellen begleiten uns auf dieser Reise: erst Utklippan, dann in Kalmar, in der Bucht Paradiset und nun hier. Etwas ratlos ziehen wir eine Runde, dann entscheiden wir uns für eine Boje und legen an. Hier gibt es nur schöne Natur, ansonsten sind alle Facilitäten geschlossen. Dafür liegen wir kostenlos und können ungestört den Grill anwerfen. Am nächsten Morgen ziehen wir weiter zur Schäreninsel Arholma, die Fahrt wieder gemächlich bei achterlichem Windchen, die Landschaft traumhaft schön. Viel zu schnell haben wir die paar Seemeilen zurückgelegt und laufen in den Österhamn, seit ewigen Zeiten ein geschützter Rückzugsort für Seefahrer, ein.

vor Anker in Österhamn, Arholma

vor Anker in Österhamn, Arholma

Wir ankern vor der Delskär und es ist wahrlich ein idyllisches Plätzchen. Hier ist viel Verkehr: ein stetiges Kommen und Gehen von Yachten aller Nationalitäten. Wir machen uns fertig für den ersten Landgang, uns gefällt es sehr, dass man auf den größeren Inseln schöne Wanderwege entlanglaufen kann, in manchen Buchten kann man nur etwas auf den Felsen sitzen oder herumklettern. Die populäre Insel Arholma steht unter Naturschutz; die saftigen Wiesen blühen in bunten Farben mit wilden Blumen, wir sehen Reste von Hofanlagen aus dem 18. Jahrhundert und Sommerhäuser mit schön angelegten Gärten.

Vollmond Arholma

Vollmond Arholma

In der Nacht bleibt es fast taghell und der dicke Vollmond steht am Himmel. Arholma ist der Absprungsort zu den nur 30 NM entfernten Åland Inseln und auch wir starten bei wenig Wind, machen uns ein wenig Sorgen, denn einen Motortag wünschen wir uns nicht. Aber es geht ganz gut, halber Wind aus Süd, Südwest. Leider hält der Spaß nicht lange an, wir entschließen uns, wie schon eine mit uns ausgelaufene holländische Yacht, den Gennaker zu setzen.

unter Gennaker nach Mariehamn

unter Gennaker nach Mariehamn

Die Überfahrt verläuft unspektakulär, die See ist glatt, wenig Welle, wenige Yachten. Aber die Ålandsee ist an manchen Stellen sehr tief, über 200 Meter! Das kennt unser Lot nicht und ist völlig verwirrt: es blinkt nur noch. Meine Voreingenommenheit gegen den Leichtwinder, der oft nicht gut steht, muss ich revidieren: wir segeln prima bis fast in den ÅSS Hafen von Mariehamn und kommen hinter einer der dicken Fähren an.
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