Sturmtief „KALLE“

Rostock gefällt uns, es gibt einige sehenswerte Häuser und Kirchen, ein Stückchen Stadtmauer, Stadttore und eine lange belebte Fussgängerzone in der ehemaligen Hansestadt. Die Stadt ist schon recht groß und überall wird gebaut. Viele Neubaugebiete mit recht hohen Wohnkomplexen entstehen und davon profitiert man auch als Segler: unweit vom Stadthafen entstehen auf der „Holzinsel“ einige Mietskasernen. In Aussicht auf die neuen Bewohner sind zwei Supermärkte, Bäckerei, Drogeriemarkt und etliche Restaurants schon eröffnet und man kann prima einkaufen.

Rostock1
Rostock Hafen

Der Hafen ist nicht so gepflegt; erst ein Mal in unserem langen Seglerleben haben wir für den Toilettengang bezahlen müssen, das war auf Helgoland und nun hier. Das ist eine Sache, die uns unverständlich ist. Das Sanitärgebäude wird auch als öffentliches Toilettengebäude genutzt und Angelo lässt mich dort am Abend nicht allein hingehen. Am Donnerstagmorgen verlassen wir Rostock und fahren über die Fahrrinne die Warnow hinauf bis Warnemünde. Der Morgen ist wunderschön, mild, sonnig und windstill und wir genießen die warmen Sonnenstrahlen. In Warnemünde liegen zwei riesige Kreuzfahrtschiffe am Kai, die man schon von Weitem sieht. Hinaus gehts auf die Ostsee, die Segel gesetzt und den Kurs Richtung Kühlungsborn angelegt.

Warnemünde1

Kreuzfahrer Warnemünde

Erst segeln wir gemächlich bei Süd bis SO Wind. Dann bezieht sich der Himmel immer mehr und dabei frischt auch der Wind auf, nun kommen wir gut voran. Hoch am Wind lassen wir die Pretty laufen und flutschen unter den Regenschauern durch. Einige Segelyachten sind unterwegs, da wir nicht hoch am Wind kneifen, kommen wir etwas vom Kurs ab und müssen noch einen Schlag zum Land hin machen. 2 Seemeilen vor Kübo dreht der Wind weiter durch und wir würden noch mehr Richtung Ost versetzt, deshalb motoren wir die restliche Strecke. Das ist gut so, denn nun bekommen wir doch noch etwas Regen ab und es wäre nicht schön, wenn wir die Segel nass einrollen hätten müssen. Die Einfahrt in den Bootshafen ist wie immer ruppig, die restlichen Vorbereitungen zum Anlegen, erledigen wir deshalb erst im Hafen. Wir legen in einer freien Box, mit dem Bug zum Westen hin, an, denn von dort soll der starke Wind in den nächsten Tagen kommen. Das Wochenende wollen wir hier verbringen, wir gehen bummeln, einkaufen, an den Strand, essen Kult-Currywurst, Angelo schrubbt das Deck; die Zeit wird uns nicht lang. Hier gibt es viel zu sehen, es ist nun Saison für Urlauber ohne Kinder, dafür mit Hunden. Das Wetter ist besser als erwartet, der Wind kommt wie angekündigt mit 6, in Böen 8 Bft., aber der Regen hält sich in Grenzen.

Kübo
Sturm bis 8 Bft.

Bei starkem Wind ist es schön, am Strand den Surfern und den schäumenden Wellen zuzusehen und sich die steife Brise um den Kopf wehen zu lassen. Am Sonntagnachmittag scheint herrlich die Sonne und alles drängt an die frische angenehme Luft. Hubschrauber kreisen über Kübo, der Seenotkreuzer quält sich durch die hohen Wellen; zwei Angler aus Berlin werden vermisst. Sie werden nicht gefunden. Auch in Warnemünde ist ein Angler ertrunken. Im Hafen bleibt es ruhig, vernünftigerweise ist kein Segler unterwegs. Am Montag hat der Wind weiter abgenommen, die See ist immer noch aufgewühlt und die Angler wurden nicht gefunden. Wir gehen zum Bahnhof und rumpeln, stinken und fauchen mit der Schmalspurbahn Molli nach Bad Doberan. Die Fahrt bei dem sonnigen Spätsommerwetter ist herrlich und wir genießen die Landschaft, die Felder, den Wald.

Molli
Molli in Bad Doberan

Bad Doberan ist verschlafen und beschaulich, das Backsteinmünster, der zentrale Punkt des Ortes, ist riesig und schön anzusehen. Wir laufen drumherum, es gibt Nebengebäude, einen Klostergarten und in der Sonne ist es schön warm. Wir sündigen mit Pommes und einem dicken Softeis, dann erklimmen wir wieder die Molli und steigen in Heiligendamm wieder aus. Ein schöner Rundgang führt uns zur Seebrücke, vorbei an den verfallenen ehemaligen weissen Villen der sogenannten Perlenkette, 7 früher einmal fantastische Strandvillen.

Heiligendam
Heiligendamm

Man kann es nicht begreifen, wie diese Juwelen vor sich hin gammeln. Nach einer Stunde geht es zurück zum Bahnhof und mit der schmucken Molli nach Kübo. Zurück an Bord ist der Hafen mittlerweile voll geworden, viele Charteryachten hatten auf das Abflauen des Windes gelauert und sind am Montagmorgen gleich losgesegelt. Unser Plan ist, am Dienstag nach Boltenhagen zu segeln.
__/)__