Traumziel Anholt

Es hilft nichts, wenn wir nach Anholt wollen, und das wäre schon schön, kommen wir an Grenaa nicht vorbei. Der direkte Weg ist zu lang bei der geringen Windstärke, es ändert sich nichts in der aktuellen Wetterprognose. Der Weg wird beschwerlich, der Himmel grau und der Wind-wer ahnt es nicht?- von achtern mit mit 2-3 Bft. Wir betreiben Motorsegeln: Segel gesetzt und der Motor schiebt mit. Die ersten Meilen geht es noch ganz gut, dann wird der Wind immer schwächer. Und wenn man keine Lust auf das Ziel hat, ist man nicht so richtig motiviert. Wir haben Glück, die schwarze Wolke am Himmel bedroht uns zwar, aber kneift dann und zieht weg. Nur ein paar Tropfen, tut nicht weh. So geht es hinein in den ungeliebten Hafen von Grenaa und zur großen Überraschung ist der lange Holzsteg frei wie fast alle Boxen. Man hat überall fette Schilder angebracht: nur für Yachten von 46-53 feet und dazu noch rote Markierungen aufgemalt, wo diese Yachten dann liegen sollen. Stört aber keinen, fast alle einlaufenden Boote legen trotz der eindeutigen Hinweise an dem Steg an. Genügend Platz lässt man sich auch, Aufschließen ist nicht so angesagt.

Gänse

Gänsefütterung

Wir gehen zum Einkaufen, den nicht üblen Weg am Kanal entlang, wo es Gänse, Enten und reichlich von ihrem süßen Nachwuchs gibt, zum Automaten die nicht geringe Hafengebühr (50€) bezahlen, rasch zurück, denn die nächste Regenfront droht.

Seepferdchen

Seepferdchen

Nun geht ein ordentlicher Gewitterguss nieder, danach wird es wieder ganz nett, nur kühler. Bald ist der Steg belegt und es kommt, wie es kommen musste: eine 54 Fuß Oyster Yacht mit österreichischer Flagge läuft ein und weiß nicht, wohin. Also bei uns längsseits gehen! Da platzt Angelo der Kragen, nein, auf keinen Fall! Die kleinen Boote können in einer Box anlegen, es sind reichlich freie Boxen vorhanden, dann ist genug Platz für große Schiffe! Immer dasselbe in den Häfen. Der Österreicher ist beleidigt und findet unser Verhalten unsportlich, doch wir haben nichts falsch gemacht, aber die Anderen, die unfassbar abgezockt einfach weggucken. Keiner macht Anstalten den Platz zu räumen, ein Hafenmeister ist, auch wie immer, nicht zugegen. Eine 12 Meter Yacht, die hinter uns liegt, weist ihn auch ab, ihr Skipper geht aber zu dem kleinsten Schiffchen und fragt, ob er nicht Platz machen kann. Das macht er auch, legt aber, der Unverschämtheit sind keine Grenzen gesetzt, ganz hinten in einer kleinen Lücke wieder an. Nun helfen alle, wahrscheinlich aus schlechtem Gewissen, der Oyster beim Anlegen auf dem freien Platz. Wir sind die Buhmänner, nicht sie, alle gucken betreten. Angelo geht später zu dem Österreicher und versucht ihm zu erklären, warum er ihn nicht hat anlegen lassen, aber der versteht es nicht. Wir wollen es uns aber nicht mehr gefallen lassen, dass an allen Plätzen für große Boote die kleinen liegen und wir wissen nicht, wohin. Die Aversion gegen Grenaa wird nicht geringer, kein Internet, die Stadt weit entfernt, alle Restaurants geschlossen, die Sanitärräume stinkig und besser nicht zu erwähnen und das Duschen noch nicht mal im Preis inbegriffen. Hier weiß man, dass der Hafen der Absprungspunkt für Anholt ist und da wollen halt alle hin. Deshalb kommen die Segler trotz des schlechten Services und des hohen Preises. Am Freitagmorgen legen wir ab und starten den Törn nach Anholt, erst mit richtig gutem Wind, der sich schnell abschwächt, so dass wieder der Motor tuckert. Immer wieder versuchen wir zu segeln, das Vergnügen ist meist nur von kurzer Dauer. Die Vorhersage stimmt wieder nicht, es sollte mit 4 Bft aus Ost auf Anholt blasen! Passt ja toll. Wir zockeln am Windmühlenpark zwischen Djursland und der Insel entlang und witzeln, dass die Mühlen den ganzen Wind wegsaugen.

Windpark Anholt

Windpark Anholt

Nachdem wir die letzte Windmühle passiert haben, gehen wir höher an den Wind und hoffen nun, segeln zu können, die Hoffnung stirbt schnell. Hinter uns türmt sich eine richtig fette schwarze Front auf, aus der auch schon der Regen auf die Küste fällt. Lieber nicht umsehen, schau nach vorn ins blau über der Insel und freu dich drauf! So fahren wir in den Vorhafen und machen Fender, Leinen und Bojenhaken für das Anlegemanöver klar. Wenigstens ist es noch nicht zu voll auf der schönen Insel, etliche lange Bojen sind noch frei. Ich picke eine davon und eile zum Bug, wo schon zwei nette junge Dänen warten, um die Vorleinen anzunehmen. Juchhu, geschafft, wir sind da, auf der herrlichen Insel mitten im Kattegat, die werden wir genießen!

Anolt

Anholt

Und die schwarze Front ist tatsächlich seitlich abgezogen! Die Windvorhersage verlangt, dass wir unbedingt morgen früh weiter müssten, um den günstigen Wind zu nutzen und nach Schweden zu segeln. Wir werden unsere Weigerung wieder mit Motorgebrummel bezahlen müssen. Wir verdrängen das heute und folgen unserem Bauchgefühl: auf Anholt muss man einfach einen Tag bleiben, den weißen Strand, das türkisfarbene Meer, das einmalige Licht, die Atmosphäre aufsaugen!

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