Übeltäter enttarnt

In Napoleonviken liegen am Sonntag schon einige Boote vor Heckanker an den Felsen, aber es ist noch genug Platz, um zu ankern. Zwei finnische Yachten gesellen sich zu uns, eins rückt uns etwas nah auf die Kette, legt aber im Laufe des Abends nochmal etwas um. Später bewölkt es sich leider, aber wir grillen am späten Nachmittag und sitzen noch schön in der Sonne. Zwei Mädchen von einem Motorboot belästigen die Ankerlieger, indem sie unter Motor mit dem Schlauchboot in der Bucht herumrasen. Keiner beschwert sich, aber wir sind froh, als die Yacht am Abend die Bucht verlässt. Viele der kleinen Motorboote kommen nur auf ein Picknick in die Bucht.

Jugendgruppe in Napoleonviken

Jugendgruppe in Napoleonviken

Eine Gruppe jugendlicher Wasserwanderer segelt mit motorlosen Jollen und einem Begleitsegelboot herein, Hafenkino. Sie haben Mühe, paddelnder Weise an die Felsen zu gelangen, wenn es garnicht klappen will, hilft ein älterer Begleiter mit dem Schlauchboot. Sie bauen ein Biwak auf, kochen, baden und haben Spaß, eine prima Sache. Da Jugendliche unter 18 Jahren in Schweden keinen Alkohol trinken dürfen, bleibt die Atmosphäre fröhlich und gesittet, obwohl wir an die 20 Leute zählen.

Eismann mit dem Schlauchboot

Eismann mit dem Schlauchboot

Als der Eismann mit dem Schlauchboot kommt, hält sie nichts mehr. Wie eine Traube drängen sie um ihn, um an die kühle Leckerei zu gelangen, Schweden sind halt Eisliebhaber! Dann wird es ruhig in der Bucht, trotz der vielen Boote herrscht wunderbare Stille und wir schlafen tief und fest. Am nächsten Morgen ist der Himmel wieder blau und wir sind den ganzen Montag auf dem Wasser, um bei dem schwachen SW Wind nach Gällnö zu segeln. Es geht langsam voran, mit Genoa oder Fock, dem Grosssegel mal an backbord, mal an steuerbord, mal läuft der Diesel mit. Wir versuchen alle Tricks um die 20 Meilen zu schaffen. Für ein paar Meilen geht es höher an den Wind und sofort machen wir eine flotte Fahrt, denn das Wasser ist offener, der Wind kann frei wehen. Als Angelo in die Kabine geht, entdeckt er ein Wasserrinnsal, das vom Spülenschrank zum Niedergang läuft. Sofort sind wir alarmiert, können aber nicht erkennen, woher es kommt. Bald erreichen wir das kanalähnliche Fahrwasser, das nach Gällnö führt, haben den Wind direkt auf der Nase und müssen motoren. Wir umrunden einige kleinere Inseln und erreichen die Bucht Gällnö Hemfladen, Enttäuschung auf den Gesichtern. Der Wind soll auf NW drehen, dann liegt man völlig ungeschützt. Da die Ufer der großen Bucht recht flach sind, kann der Wind frei wehen, nein, das gefällt uns nicht. Weiter geht’s nach Lådna, einer sehr geschützten Bucht, so wie man sich eine Schärenbucht vorstellt, sehr idyllisch. Wir können noch kurze Zeit mit der Genoa segeln, es bläst mit 4 Bft. und geht recht gut. Den ganzen Tag war das Wetter schön, nun nähern sich dicke dunkle Wolken und dazu recht rasch. In der Bucht liegen schon zwei Boote an den Felsen, wir werfen den Anker mittendrin. Kurze Zeit später gewittert es, aber das Unwetter ist recht weit entfernt und der Regen hält sich in Grenzen. Zum Abendessen gibt es Hühnchen mit Currysauce und Reis, direkt nach dem letzten Bissen springt die Bilgenpumpe an. Angelo reisst das Bodenbrett hoch und tatsächlich, wieder Wasser in der Bilge, wo kommt das bloß her?, wir sind ratlos. Dann sitzen wir im Cockpit, der Regen ist vorüber. Wir spielen alle Möglichkeiten durch über die Herkunft des Wassers. Mir fällt nichts mehr ein, der Skipper schlägt alle meine Ideen in den Wind. Dann fällt ihm die Fusspumpe an der Spüle ein, die es uns ohne Strom ermöglicht, Wasser aus dem Tank oder direkt aus dem Meer zu pumpen. Da hat er noch nicht nachgesehen! Ich verdrehe die Augen, der Spülenschrank ist vollgepackt und ergebe mich meinem Schicksal, eine neue Baustelle wird eingerichtet.

umdichte Fußpumpe

undichte Fußpumpe

Volltreffer, unter der Pumpe steht das Wasser, sie ist kaputt. Heute sind wir durch die Wellen von einigen Fähren geschaukelt, so konnte etwas Wasser durch die Ritzen der Bodenbretter laufen und ein Rinnsal zum Niedergang bilden. Die Pumpe benutzen wir nie, aber egal, endlich ist der Übertäter gefunden, der verantwortlich für das Wasser in der Bilge ist. Bis 21 Uhr sind wir beschäftigt damit, die Pumpe auszubauen, das Ventil dichtzumachen und die Schläuche wasserdicht zu verbinden. Erleichtert räumen wir den Schrank wieder ein, endlich hat das Rätseln ein Ende. Noch ein bisschen beim wärmenden Schein der Öllampe im Salon sitzen und dann die Nachtruhe einläuten!

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