Unter Norwegern

Das Wetter ist so herrlich, jeden Morgen, wenn wir das Luk öffnen, blicken wir in azurblauen Himmel, fast zu schön, um wahr zu sein. Dieser Törn 2018 wird höchstwahrscheinlich einmalig bleiben, einfach wettermäßig nicht zu toppen. Im Jahr 2011 haben wir uns das Bimini angeschafft und es hat Jahre gegeben, in denen es nicht einmal ausgeklappt war. In diesem Sommer ist es im Dauereinsatz, wir sind so froh, dass wir es haben! Ohne den angenehmen kühlen Schatten, den es spendet, könnte man es im Cockpit oft nicht aushalten; so auch heute am Samstag. Wenig Wind, warm, Ankerwetter! Unter Motor quälen wir uns aus dem Havstensund und hoffen, dass es da, wo sich die Schären zum Skagerrak öffnen, eine leichte Brise gibt. Ein paar Meilen können wir segeln, dann ist der Spaß schon wieder vorbei und unter Motor erreichen wir die Bucht Södra Dyvik, eh nur 12 Seemeilen entfernt. Wieder haben wir einen Seehund gesichtet, es scheint hier viele zu geben, was die Freude darüber an Bord nicht mindert.

Södra Dyvik

Södra Dyvik

Schön ist es in Södra Dyvik und nicht zu voll; gegen Abend füllt es sich natürlich, denn es ist Wochenende. An den meisten Schiffen weht die norwegische Flagge, denn das Land ist noch nah. Für die Norweger ist es in Schweden sehr günstig und das Revier mit Buchten und Schären reizvoll. Vor ein paar Jahren haben wir einen deutschen Segler getroffen, der in Schweden lebt. Er schimpfte sehr, dass an der Westküste alles fest in norwegischer Hand ist, auch viele Sommerhäuser, denn sie können sie sich leisten. Bis jetzt sind noch recht wenige Schweden unterwegs, uns ist es einerlei, ob wir neben Schweden oder Norwegern liegen, wir genießen die Sonne, die Ruhe, soweit keine Motorboote unter Vollgas unterwegs sind, grillen leckeres Fleisch und verbringen eine ruhige Nacht. Am nächsten windarmen Sonntag fahren wir weiter zur Bucht Dannemark mit einem Zwischenstopp im Hamburgsund, um im ICA Laden einzukaufen. Der Hamburgsund ist so ein herrlicher Ort, wir genießen die Durchfahrt, an tollen Häusern und Gärten vorbei, wo viele beim Frühstück auf ihren Terrassen sitzen. Wir finden einen Platz im Gästehafen, zwei freundliche deutsche Segler aus Hamburg helfen uns beim Anlegen. Beim Heineinfahren lacht mich ein dicker Betonklotz auf dem Grund an, an dem die Ketten vom Steg befestigt sind. Ich bekomme sofort Schnappatmung, hoffentlich kommen wir darüber hinweg. Aber die Wassertiefe täuscht und wir fahren auch nicht mit dem Kiel darüber, Entwarnung! Im ICA bekommen wir alles, was wir brauchen, zu vernünftigen Preisen und lernen mal wieder die Gelassenheit der Schweden kennen. Keine Hektik an der Kasse und für ein Klönchen ist auch noch Zeit. Macht nichts, wir sind auch nicht in Eile. Wir rechnen damit, dass es recht voll werden könnte in Dannemark, denn die Bucht ist populär. Viele Stellen, um an den Felsen anzulegen, sind hier nicht, also ist ankern angesagt. Viele Schiffe tun das, aber es gibt genug Raum. 5 Bojen vom Schwedischen Cruiserclub liegen hier aus, die Le Corse hat die Berechtigung erworben, eine zu nutzen. Sie haben Glück und erwischen die letzte freie. In der Bucht wächst viel Seegras, bei einigen Booten hält der Anker deshalb nicht und sie gehen auf Slip. Wir haben glücklicherweise eine sandige Stelle erwischt, auf die unser Anker gefallen ist und er hält.

Dannemark

Ankerbucht Dannemark

Mit dem Schlauchboot fahren wir zum Strand, das Wasser ist warm, nur leider schwimmen dicke Quallen umher. Also verzichten wir auf ein Bad, das Risiko ist uns zu groß.

Dannemark

Ankerbucht Dannemark

Schön ist es trotzdem, tolle Natur, Felsformationen und -natürlich- leckeres BBQ. Später sitzen wir noch mit Angelika und Peter beisammen und vernichten unseren letzten Sekt. Bald geht unsere gemeinsame Zeit zu Ende, denn ihr Besuch in der Heimat rückt näher und unsere Wege werden sich trennen. Vom Cockpit der Pretty haben wir einen tollen Blick auf Generationen von Beneteau Yachten: die älteste eine Clipper 42 mit Mittelcockpit und grünen Persennigen und Kappe, dann eine Oceanis 50, noch mit grünlich getönten Fenstern, etwas älter als unsere Pretty, die PB, dann die Le Corse, schon mit dem Bügel und dem neuen Layout, und eine brandneue Oceanis 38, über deren Optik man geteilter Meinung sein kann. Nichts ist beständiger als die Veränderung, auch im Yachtbau! Am Montagmorgen wollen wir die nächste Bucht anpeilen, aber entschließen uns letztlich doch nach Bohus Malmön zur Marina zu segeln, um mal wieder an die Steckdose zu gelangen und unter der Dusche die Patina abzuspülen. __/)__

1 Kommentar zu “Unter Norwegern”

  1. Hans Hemschemeier

    Liebe Susanne,
    ich lese jede deiner Kapitel ! Da kannst du zum Abschluß bestimmt ein Buch von machen :-)
    Mach bitte weiter so ! Schöne Geschichten und schöne Fotos !
    Viele Grüße aus Osnabrück !
    Ilse und Hans-J.