Unwetter in Marstal

In diesem schwülwarmen windarmen Tagen wird die Pretty zur Arche Noah für die angeblich vom Aussterben bedrohten Insekten. Alles, was Flügel hat und brummen kann, landet bei uns, um sich auszuruhen. Was all diese Mücken, Fliegen, Wespen, Bienen, Käfer, Schmetterlinge und Hummeln so weit draußen auf dem Wasser treiben, ist uns ein Rätsel. Die Fliegen sind besonders eklig und gleich nach der Ankunft in einem Hafen gehen wir mit der Klatsche auf die Jagd. Die Falter sind uns willkommen, wir beobachten ihre Anflugmanöver und ihr Verhalten.

Distelfalter

Distelfalter

Die Körper haben einen richtigen zarten Pelz, überall sitzen sie in Lee und sammeln Kraft, um dann wieder davon zu flattern. Wir erfahren, dass es Distelfalter sind, die in Scharen im Norden einfallen. Auf dem Weg nach Bagenkop sucht eine irre große Hummel Unterschlupf in unserem Getränkehalter, sie ist sichtlich erschöpft.

Hummel

Hummel

Die ganze Nacht schläft sie dort, ich stelle das Teil unter die Spritzkappe, damit sie während des Gewitterschauers trocken bleibt. Am nächsten Morgen füttern wir sie mit Sirup, den sie mit ihrem Rüssel gierig aufsaugt. Noch ein paar Runden über die Pretty, um sich aufzuwärmen und sie schwebt laut brummend davon. Es war interessant, sie zu beobachten, während der langweiligen Motorfahrt. Wir wollten eigentlich bis nach Nyborg segeln, geben den Plan aber rasch auf. Das schaffen wir nie bei so wenig Wind. Keine Lust zu motoren. Wir streichen die Segel und fahren zur Insel Ærø. Lang ist die Fahrrinne nach Marstal, gleich daneben ist es sehr flach. Eigentlich wollten wir nach unseren schlechten Erfahrungen im Jahr 2014 dort nie wieder hin, aber man soll bekanntlich nie nie sagen. Der Hafen ist leer und wir legen in einer breiten Box am Kopf des Stegs Nr.10 an.

am Steg 10

am Steg 10

Es ist 2,30m tief und wir hoffen, dass das Wasser nicht fällt. Sollten die Meteorolügen diesmal richtig liegen, müssen wir am Samstag hierbleiben, es soll gewittern und sehr ergiebig regnen, dazu soll es natürlich ordentliche Windböen geben. Wir versorgen die Pretty wie es sich gehört und marschieren danach los zur obligatorischen Sightseeingtour. Warm ist es und überall an den kleinen dänischen Häuschen blühen alte Rosenstämme. Die Stockrosen sind noch nicht so weit und haben noch geschlossene Knospen. Wieder fällt uns auf, wie klein und bescheiden alles ist, die Fenster weit entfernt von in Deutschland üblicher Doppelverglasung. Einige der Scheiben könnte man sicherlich mit dem Finger eindrücken! Wir sinnieren darüber, ob die Dänen so glücklich sind, weil sie sich nicht um Vorschriften anderer scheren und einfach ihren Weg gehen. Die kleine Fußgängerzone ist belebt, überall sitzen die Menschen bei einem Getränk oder, selbstverständlich in Dänemark, mit einer riesigen Eistüte. Die Geschäfte sind klein und die Waren kommen nicht aus Fernost wie bei uns. Sehr viele Secondhand Sachen und heimische Glaskunst werden angeboten, die Auswahl ist begrenzt, alles irgendwie nett anzusehen. Nur der Supermarkt ist groß und gut sortiert, mit vollen Taschen schleppen wir zurück. Und diesmal stimmt die Wettervorhersage, rasch bewölkt es sich und das schöne Wetter ist vorbei. Aus dem Südwesten zieht Regen und Wind auf, es klatscht unter unserem Heck. Ein paar Boote laufen noch ein und kämpfen bei Windböen mit 6 Bft. beim Anlegen in den Boxen. Da gibt es Clevere, die das echt gut machen, indem sie eine geschützte Box wählen, mit der Nase zum Wind und andere, da hat man echt Angst, dass es Bruch gibt. Aber die Nachbarn passen gut auf und eilen meist zur Hilfe. Wir schlafen so tief in dieser ungemütlichen Nacht, dass wir nicht mitbekommen, wie neben uns 3 Boote der Regatta Ærø Rund anlegen. Am Samstagmorgen ist der Hafen voll, überall haben die teilnehmenden Yachten aus der Kieler Förde festgemacht. Es wird der erste richtige Regentag ohne Pause, Gewitter, Starkregen, Wind, alles wie angekündigt. Wir machen es uns gemütlich an Bord, haben alles, was wir brauchen und zu gucken gibt es auch genug. Am Sonntag ist es wieder schön, ein toller Morgen. Hinter der Flotte, die gegen den Westwind Richtung Flensburger Förde motort, verlassen wir Marstal und hoffen an diesem schönen Sonntag auf genug Wind, um die 30 NM nach Nyborg zu segeln. Heute ist uns Rasmus hold, unser erster richtig guter Segeltag, Wind WSW, 3-4 Windstärken, erst noch geringe 5. Der Westwind hält sich und wir rauschen davon. Wenn genug Wind bläst, dazu noch aus der passenden Richtung vergehen die Stunden in 0 Komma nichts. Bald kommt die Storebælt Brücke in Sicht und wir fahren in den leeren Hafen hinein.

Nyborg

Nyborg

Im hintersten Becken legen wir an, ganz alleine liegen wir dort, der Wind total eingeschlafen. Auch Nyborg wirkt verschlafen, nur die Supermärkte sind geöffnet. Später leisten uns ein holländisches, ein kleines dänisches und ein deutsches Boot Gesellschaft. Am Montagmorgen laufen wir nach einer sehr ruhigen Nacht zum Remamarkt und kaufen uns Brötchen, die wir genüßlich zum Frühstück verzehren und freuen uns auf die Insel Samsø, unser nächstes Ziel.

__/)__