Von Lysekil nach Mollön

So ein Kontrastprogramm, heute in einer einsamen Bucht (gibt es leider zur Zeit nicht, Hochsaison!), morgen in einer lebhaften Stadt, das mögen wir! Gegen den schwachen südlichen Wind fahren wir unter Motor die 6 NM nach Lysekil. Über uns der graue Himmel, ganz ungewohnt. Wenn wir wollten, könnten wir auch ein Stückchen segeln, aber für die kurze Strecke, lohnt sich nicht. Als wir den Hafen Havsbadet in Sichtweite haben, staunen wir nicht schlecht: ganz leer. Das hatten wir nicht erwartet. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen und legen längsseits am freien Steg an.

PB in der Marina Havsbadet, Lysekil

PB in der Marina Havsbadet, Lysekil

Den ganzen Tag über kommen kleine Motorboote, legen kurz an, gehen einkaufen und verschwinden wieder. Aber später legen Segelyachten an, meist Norweger und die bleiben über Nacht, voll wird der Hafen jedoch nicht. Das Liegegeld ist teuer, 50 Euronen, aber der Hafen ist ordentlich und gut organisiert.

Lysekil

Lysekil

Die kleine Stadt überrascht uns mit schönen alten Holzhäusern, einem Park mit blühenden Rabatten, einer alten Badeanstalt und einer großen Granitkirche.

Parkanlage Lysekil

Parkanlage Lysekil

Es ist eine Freude hier zu spazieren. Wir gehen zum Norderhamn, wo ein neuer kleiner Hafen und ein schickes Wohnviertel entstanden ist; der Rückweg führt durch die Gamla Stan, die Altstadt. Wunderschöne alte Holzhäuser aus dem 18. Jahrhundert atmen Geschichte, sofort ist er wieder da, der Gedanke: wenn diese Häuser erzählen könnten, was hinter ihren Wänden so passiert ist!!Die Einkaufsstrasse ist kurz, viele kleine nette Läden, ein hübscher Laden mit Accessoires, geschmackvoll, leider, alles was so schön ist, ist auch teuer! Wir stöbern in dem maritimen Zierrat, ausgewählte Sachen. Im großen ICA, unserem Lieblingssupermarkt in Schweden, kaufen wir ein und schleppen gefüllte Taschen an Bord. Dann noch zum Systembolaget, dem staatlichen Alkoholladen, 3L Weinboxen erstanden und ab damit in die Backskiste. Die Wolken sind mittlerweile verschwunden und es ist sonnig und schön warm. So kann es zur nächsten Ankerbucht gehen, nach Slubbersholmen, Insel Mollön, recht weit aussen in den Schären. Es ist natürlich wieder wenig Wind, als wir am Freitagmorgen die kleine freundliche Stadt Lysekil verlassen. Der Wind kommt aus dem SW mit knapp 3 Bft und ein paar Seemeilen können wir hoch am Wind segeln, aber immer wieder müssen wir Felsen umschiffen. Zu hoch am Wind, der Diesel muss helfen. Dennoch ist die Fahrt kurzweilig, 14 Seemeilen durch die schöne Schärenlandschaft. Als wir an Gullholmen vorbeisegeln, sind wir begeistert, das ist ein malerischer Ort.

Gullholmen

Gullholmen

Hier würden wir beim nächsten Törn versuchen, einen Platz zu ergattern. Auch Mollösund sieht nett aus aus der Ferne. Viele Yachten sind nun unterwegs, es ist Ferienzeit, leider auch Motorboote, die wie immer in Skandinavien Vollgas fahren und deren Wellen uns ordentlich durchschaukeln. In der Einfahrt zur Bucht Slubbersholmen gibt es dicke Felsen, die wir an Steuerbord liegenlassen und dann sind wir drin. Sie ist groß, es gibt 3 Bojen vom SXK, beliebt und besetzt. Ein kleiner Strand liegt auf der anderen Seite, besetzt von Motorbooten, auf den Felsen eine Skärgårdsmaja (Müll und Latrine). Wir ankern zwischen 2 Bojen, es ist 10 Meter tief und recht windig mittlerweile, so steckt der Skipper 30 Meter Kette. Die Schären hier draussen sind vollständig kahl, dem Wind, der im Winter drüber saust, geschuldet.

Sluppersholmen

Slubbersholmen

Wir werden an eine ‚Mondlandschaft‘ erinnert, rau und wüst. Viele kleine Motorboote legen mit Heckanker an den Felsen an, oft haben sie einen Hund an Bord, der gern an Land möchte. Das Festkommen ist nicht so einfach für sie, denn Bäume, an denen man die Vorleinen festmachen könnte, gibt es nicht. Also, interessantes Hafenkino für uns! Ausserhalb der Bucht liegt ein Dreimaster, der nur so tanzt im Schwell, man sieht nur die Masten hüpfen hinter den Felsen. Wir fragen uns, wie die Besatzung in der Nacht ein Auge zu machen will, ohne aus der Koje zu rollen. Das haben sie wohl auch gemerkt, am Abend sind sie weg. Die Wellen rollen von aussen an die Felsen, es rauscht und gurgelt, wir fühlen uns wie hinter einem Riff in der Karibik, ein heimeliges Geräusch. Unser Anker hält und wir chillen an Bord, später wieder Barbecue, heute leckere Burger. Am nächsten Morgen ist der Himmel bedeckt, wir frühstücken dennoch im Cockpit, es ist auch nicht kalt. Wir wollen heute am Samstag weiter hinein in die Schären, zur großen Bucht Utkäften, kurz hinter der populären Schäreninsel Marstrand gelegen. Beim Aufholen unseres Ankers Adrenalinstoss in der Morgenstunde: die Kette hat sich um einen Stein am Grund geschlungen und lässt sich nicht aufholen. Tief durchatmen und ein paar mal hin und her unter Motor. Dabei kann man auch Pech haben und sie nochmal drumschlingen. Aber Glück gehört auch dazu, als wir langsam nach vorn motoren, kommt sie endlich frei und wir können den Anker lichten. Puhh, das war ein Schreck! Nun aber rasch raus aus der Bucht und weiter geht’s!

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