Von Seeland nach Fünen

Das wird mal ein Törn, am Wind bis 60 Grad zum Wind, Südwest 5-6, wir flitzen über das Wasser. Manchmal ist es glatt, manchmal etwas ruppig, je nach Strömung. Locker schafft die Pretty  9 Knoten. Erst noch einigermaßen trocken, dann holen uns die dunklen Wolken ein und es geht nicht mehr, so liegen wir auf der Backe. Im Windschatten einer vorgelagerten dicken Felseninsel reffen wir die Segel, nun können wir wieder besser segeln und die Krängung lässt nach. Die schwarzen Wolken bringen mächtige Böen und auch kräftigen Regen. Angelo fängt einen fiesen Brecher ein, direkt in den Nacken und über den Kopf. Aber das Segeln macht schon Spaß, wenn man so durch das Wasser pflügt. Die 38 Meilen bis Gilleleje liegen flott im Kielwasser, nun noch die Segel bergen, wobei sich der elektrische Fockroller ganz schön ins Zeug legen muss bei dem Winddruck, und wir laufen in den Hafen ein. Es ist voll hier und sieht irgendwie durcheinander aus, nicht aufgeräumt. Schon suchen wir nach einem passenden Schiff um längsseits zu gehen, da geht nach Steuerbord noch ein Becken ab. Wir fahren langsam hinein und könnten vor der Fiskeauktion anlegen, haben aber Bedenken, dass dort Fischkutter anlegen wollen. Am Kai direkt vor dem Hafenbüro ist eine Lücke, da passen wir genau hinein. Gesagt, getan, ein Schwede von einem Motorbötchen nimmt, obwohl es schüttet, die Leinen an. Kaum sind wir fest, reißt der Himmel auf und die Sonne scheint.

Gilleleje

Gilleleje

Sofort wird es warm, wir versorgen das Schiff und wollen uns den Ort ansehen. Da sprechen uns Dänen an, deren Enkelkind so gern mal in eine Yacht schauen möchte. Angelo schließt wieder auf und erfüllt ihm den Wunsch. Inzwischen plaudere ich sehr nett mit seinem Opa. Gilleleje ist schon recht touristisch, man hört reichlich deutsche Stimmen. Es gibt eine kleine Einkaufsstraße mit netten Geschäften. Nur der Hafen ist recht unübersichtlich, Yachten, Fischkutter, Angelboote, alle liegen hier in Eintracht nebeneinander. In der Infobroschüre wird genau das als das Besondere angepriesen. Die sanitären Anlagen sind nicht verschlossen und können von jedem benutzt werden, so sehen sie auch aus. Wir bekommen sofort eine Océanis 40 längsseits mit 4 Männern an Bord, die unser Schiff als Rennstrecke nutzen. Als sie am nächsten Morgen endlich ablegen, sind wir echt froh. Eigentlich wollten wir einen Tag lang bleiben, aber Angelo gefällt es nicht in Gilleleje. Wir kaufen uns Brötchen bei einem großen Bäcker, frühstücken und legen ab. Eine 54 Fuß Jeanneau lauert auf unseren Platz, ich hätte sie etwas schmoren lassen, aber Angelo ist immer so gutmütig. In Ermangelung von Segelwind fahren wir mit Wind aus dem Tank weiter um die Nordspitze Sjællands zum Isefjord, Hundested ist unser Ziel. Der Hafen überrascht, denn er ist nicht so groß, aber man kann auch im Gewerbehafen anlegen. Ein Däne von einem Segelboot, auf dem er zu wohnen scheint, zeigt auf den Kopf der alten Mole und sagt uns, dass wir dort liegen können.

Hundested

Hundested

Das machen wir, der Kai ist schön mit Holz belegt, das geht gut. Kleiner und übersichtlicher ist es hier als in Gilleleje, die Fähre fährt sehr oft, der Fährhafen liegt aber separat. Man hat die Möglichkeit gleich von der Fähre in den Zug zu steigen, der direkt bis auf die Mole fährt. Wir sind der Hingucker so vorn auf der Mole, viele stehen gegenüber und gucken die Pretty an. Es gibt ein paar Geschäfte und Lokale, direkt vor dem Hafen hat ein großer Aldi Markt wohl gerade erst eröffnet. Den suchen wir auf, kaufen ein und werfen auf der Mole, wo praktischerweise ein Grillplatz ist, den Cobb an.

grillen direkt am Achiff

grillen direkt am Schiff

Das ist mal ein Paradeplatz, alles im Blick. Ein wunderbarer Abend in Hundested, zufrieden lassen wir ihn ausklingen. Am nächsten Morgen wollen wir weiter segeln um die Spitze von Sjælland nach Odden. Wir setzen die Segel und es läuft ganz gut, 3 Bft. aus NO, am Wind. Das Wetter ist schön, die Sonne scheint, was will man mehr. Da wir so gut vorankommen beschließen wir, durchzuziehen zur Insel Sejerø, 40 NM. Um die Spitze von Sjælland, Sjællands Odde, zu packen, müssen wir 10 Meilen gegenan motoren, danach können wir wieder segeln. Der Wind legt sogar noch etwas zu und wir segeln flott an Sejerøs hübscher Küste mit dem schönen gelben Leuchturm entlang.

Leuchtturm Sejeroe

Leuchtturm Sejeroe

Im Hafen der Insel gibt es einen neuen Kai aus Beton, recht hoch, so dass er Schutz gegen Wind und Gischt bietet, schön angelegt mit Sitzplätzen, prima gemacht. Leider ist der gesamte Kai voll belegt mit kleinen Booten, großzügig angebunden, alle haben viel Platz zum nächsten Boot gelassen. Uns bleibt nur eine Helmsman 49, an der wir längsseits anlegen. Niemand ist an Bord, das Belegen der Leinen auf den Klampen schwierig. Die Leine muss durch eine Öse in der Aluleiste gefummelt werden, wobei sie sich selbst beklemmt, um dann auf die Klampe gelegt zu werden. Achtern liegt noch ein Festmacher auf der Klampe, das und das Fehlen von Fendern zeigt uns, dass die Eigner Päckchenlieger nicht so gerne möchten. Konversation zu machen ist etwas schwierig als die Eigner später erscheinen, aber dann reden wir doch noch miteinander. Ob und wann sie morgen ablegen wollen, wissen sie nicht.

Sejerø

Sejerø

Die kleine Insel ist hübsch und hat schöne Strände, gerade darum ist sie bei dem warmen Wetter gut besucht. Am nächsten Morgen verlassen wir unser ‚Gastschiff’ um in Korshavn, einem Naturhafen an Fünens Spitze, Fyns Hoved’ zu ankern. 23 Meilen bei 2 Bft. aus NO, das endet wieder in segelmotoren. Wir trösten uns mit dem schönem Wetter und dem Anblick der Küste, grün, sanft hügelig, Steilküste, schöne Häuser, Villen und Anwesen, sandige Strände. Kurz vor der Einfahrt zu Korshavn beobachten wir vier Schweinswale, die nach Fischen jagen und dabei sogar kleine Sprünge machen, nicht wie Delphine, aber immerhin. Obwohl wir schon oft Schweinis, wie wir sie liebevoll nennen, gesichtet haben, empfinden wir jedesmal große Freude bei dem Anblick. Die Einfahrt nach Korshavn passieren wir konzentriert, denn am Rand ist es flach. Die Bucht sieht von Weitem klein aus, ist sie aber nicht. Es gibt einen Hafen vom Odenser Segelclub, dort dürfen wir nicht anlegen, nur bis 12 Tonnen erlaubt. Wir werfen den Anker auf 4 Metern Tiefe. Die Bucht ist anders als die in Schweden, flach, sandig. Von einer Landzunge im Südwesten werden Angelboote geslippt, die Autos geparkt und abends wieder weggefahren.

Strandspaziergang

Strandspaziergang

Auf der anderen Seite ist ein flacher Strand, den wir mit dem Beiboot aufsuchen und im warmen Wasser waten. Am Abend grillen wir an Bord und verbringen den lauen Abend im Cockpit.

Sonnenuntergang im Korshavn

Sonnenuntergang im Korshavn

Den ganzen Tag über ist es windstill, kaum in der Koje, brist der Wind auf. Es bläst mit 5 Bft. und Angelos neue Leinenkonstruktion an der Ankerkralle macht unangenehme Geräusche. Wir drehen uns einmal um die Kette nach Südwesten und nach zwei Stunden lässt der Wind wieder nach. Am Morgen haben wir beim Frühstück einen herrlichen Ausblick auf die Steilküste von Fyns Hoved.

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