Werkers Welt

Ein großes Vergnügen ist es für mich, am Sonntagabend in der Sonne im Cockpit zu sitzen und zuzuschauen, wie andere Yachties ihre 7 Sachen einpacken und nach Hause fahren müssen. Ich kann bleiben, davon hatte ich immer geträumt, ein Hochgefühl! So leeren sich am Sonntag auch die Parkplätze, Normalität kehrt ein, und wir fahren mit dem Auto zum Discounter, ein paar frische Lebensmittel einkaufen. Die Tage davor hatten wir uns nicht getraut, unseren Parkplatz aufzugeben, er wäre sofort weg gewesen. Am späten Nachmittag geht es nach Oldenburg, das Auto abgeben und mit dem Fahrrad zurück nach H’hafen.


Das Fahrrad-Navi führt uns über den längeren Weg mit der schöneren Landschaft, blühende Rapsfelder, die blaue Ostsee mit den weissen Segeln der Boote im Blick. Es ist warm und sonnig, der Ostwind pfeift kräftig und wir sind froh über die surrenden kleinen Helfer, die uns die Hügel sanft hinaufschieben. Diese warmen Tage entschädigen uns für den kalten Start der Saison im April, wir unternehmen ein paar Fahrradtouren in die Umgebung, haben rasch das Gefühl, dass es nun immer so weitergeht, jeden Morgen das Luk öffnen und der Himmel ist tiefblau. Die Stunden rauschen nur so dahin, das Boot wird zu Werkers Welt, wie der Baumarkt in H’hafen heißt. Ein Tritt als Aufstiegshilfe am Bugkorb wird angebracht, eine Abdeckung auf dem Gasherd angepasst als Standplatz für die neue Kaffeepadmaschine – Angelos Kaffeebar – , Befestigungsösen im Achterschiff angeschraubt zum sicheren Festzurren der neuen Fahrräder in ihren Taschen, der Drucker bekommt einen festen Platz, Backskisten werden neu organisiert, die eng sitzenden Bodenbretter im Salon, etwas, was uns an unserem Schiff von Anfang an nicht gefällt, hochgenommen und die Kanten abgeschliffen. Die darunter befindliche Bilge ist riesig, wir können sie nicht nutzen, da die Bodenbretter viel zu sperrig sind und zu schwer herausgenommen werden können. Wir brauchen den Stauraum aber! Nachdem sie abgeschliffen sind, geht es besser und wir lagern solch banale Dinge wie Küchenrollen und Toilettenpapier ein. Küchenrollen kann man zwar überall kaufen, aber wir benötigen die schmalen, da die langen nicht auf die werftmäßig installierte Halterung passen. Deshalb schlagen wir zu, wenn es passende zu kaufen gibt. Die Arbeitsfock wird am 2. Vorstag angeschlagen und die frisch gewartete Rettungsinsel wandert wieder an ihren Platz im Heck. Trotz der vielen zu erledigenden Dinge bleibt noch Zeit, in der Stadt ein bisschen Geld auszugeben für ein paar nützliche Kleidungsstücke und und und… Der Strand ist so nah und lädt immer auf einen Spaziergang ein. Abends sitzen wir im Cockpit, knabbern ein Stück Baguette, etwas Käse, „Rügener Würmer“ und trinken ein Glas Dornfelder dazu. Was für ein schönes Leben! Selbst wenn uns der beständige Ostwind am Auslaufen hindert, denn genau nach Osten wollen wir, was soll’s; wir haben keine Eile.

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