Zugvögel

Nachdem wir mit der Familie die Geburtstage der Eltern gefeiert haben, machen wir uns am Samstagmorgen früh auf und ziehen wie die Zugvögel los Richtung Süden. Die letzten Tage waren geprägt vom Packen, Wohnung „winterfest“ machen, Arzttermine wahrnehmen, Einkäufe tätigen, immer vom Gedanken getrieben, bloß nichts zu vergessen. Zur Krönung des Ganzen bekommen wir einen Brief von Dometic, der eine Rückrufaktion bezüglich unserer Abzugshaube auf dem Womo beinhaltet. Das hat uns noch gefehlt und gefährdet unseren Abreisetermin massiv. Angelo ruft bei der Firma an und erhält eine ermutigende Auskunft. Die Schrauben könnten eventuell zu kurz sein, das könnte man leicht selbst überprüfen. Die Dame will passende Schrauben per Express rausschicken, dazu eine Anleitung. Natürlich kommen diese nicht rechtzeitig an. Also steigt Angelo dem Womo auf’s Dach und überprüft, ob die Haube fest sitzt, nicht dass sie unterwegs abhebt und dem folgenden Auto in die Scheibe knallt. Sie sitzt bombenfest, so beruhigt fahren wir los. Unser erstes Ziel ist Trier, die Fahrt dorthin wunderschön. Wir rollen bei schönem Herbstwetter durch den goldenen Oktober und genießen das Farbenschauspiel. Auch das Nadelöhr Köln schaffen wir ohne Stau, das war unsere grösste Sorge. Dann müssen wir eine Umleitung bei Meckenheim fahren, dort ist eine Baustelle mit Stau. Dennoch kommen wir gut durch, später hören wir im Radio, dass man dort mit 1,5 Stunden Verzögerung rechnen muss. Also hat sich das frühe Aufstehen gelohnt. Gegen Mittag laufen wir im Womo Stellplatz Treviris in Trier ein, der ist gut organisiert und zentrumsnah. Der Weg zur Stadt führt an der Mosel entlang unter goldenen Bäumen, sehr schön.

Porta Nigra

Porta Nigra

An den Sehenswürdigkeiten der ältesten Stadt Deutschlands und im Zentrum herrscht reges Treiben, Touristen aus aller Herren Länder bestaunen die schönen alten Gebäude. Das Traumwetter lädt zum Sitzen in den Straßencafés ein, in der Sonne ist nichts frei, nur noch im Schatten. Da ist es uns zu kühl, wir setzen uns in eine große nette Pizzeria, essen leckere Gerichte und trinken dazu einen köstlichen, lokalen Riesling. Der Wein ist so gut, dass wir uns das Weingut gleich für spätere Einkäufe notieren. Spätnachmittags wird es so warm, dass wir mächtig durchgeschwitzt auf den Womoplatz zurückkehren. Am Ende sind wir heute 16 km auf Schusters Rappen unterwegs gewesen, früh aufgestanden, gut gegessen und getrunken, zufrieden fallen wir todmüde ins Bett. Nach einem kleinen Frühstück am Sonntagmorgen ‚legen wir ab‘, rollen durch Luxemburg, wo der Diesel 1€ kostet. Es macht schon Spaß an der Tankstelle zu beobachten wie Liter-und Preisanzeige gleich schnell laufen. Leider wabbert dichter Nebel im Moseltal, so dass nicht viel von der Landschaft zu sehen ist. Das Land ist klein, ratzfatz sind wir in Frankreich. Bis Metz fahren wir noch Maut frei, dann passieren wir die erste Mautstelle mit dem Morelo und dem neuen Telepager, der Chauffeur cool, ich mit Schnappatmung. Es sieht sehr eng aus, aber wir kommen durch, muss schließlich gehen, die LKWs fahren doch auch hier durch, und mit welchem Tempo! Wir nicht, wir rollen sehr bedächtig, der Telepager funktioniert Gott sei Dank, es piept und die Schranke öffnet sich. Gut gemacht, Angelo, weiter geht’s auf den sauberen französischen Autobahnen, nicht so voll, gute Rastplätze, angenehm zum Reisen. Heute haben wir knapp 500 Kilometer vor der Brust, um 15 Uhr erreichen wir Mâcon an der Saône. Hier waren wir auch im letzten Jahr und kennen den Platz; dieses Mal haben wir Glück, die Dame an der Reception spricht Englisch. Die schönen Bäume auf dem Platz sind gefährlich für das Womo, wir suchen uns eine günstige Stelle aus, wo auch die Satantenne freien Empfang hat und parken ein, wobei wir von einem Holländer mit Klappcaravan genau beobachtet werden. Später plaudern wir ein bisschen, er ist angetan von unserem ‚Zuhause auf Rädern‘ und von meinem Niederländisch, was natürlich gut für mein Ego ist.

Mâcon, Frankreich

Mâcon, Frankreich

Gleich packt Angelo die Stühle aus und wir trinken einen ‚Anlege-Aperol‘ in der Sonne. Später schlendern wir zu Gifi, mal sehen, was es in Frankreich so zu kaufen gibt. Wir haben einen Igel in der Tasche, beschließen, dass wir nichts brauchen. Auch bei einer Fastfoodkette ist unser Besuch nicht von Erfolg gekrönt: der Burger, auf den wir Appetit haben, ist aus…..selbst hier ist es in Frankreich anders als wir es kennen. Angelo ist bedient, wir gehen zurück und er wirft den Grill an. Ich richte die Tomaten an und höre Stimmen von draußen. Ein älteres Paar aus Hamburg hat den BBQ Chef angesprochen und so bekommen die Bratwürstchen eine schöne braune Farbe! Die Zeit in Mâcon ist sooo schnell vergangen und nach einem Einkauf beim Lidl am Montagmorgen, sitzen wir in den Sitzen und steuern nach einem Tankstopp die Autobahn an; wieder liegen ca. 470 km vor uns bis zum Mittelmeer nach Gruissan geht die Reise. Die Fahrt wird anstrengender, denn am Montag sind reichlich LKWs auf der Strecke, wir fahren durch die belebte Stadt Lyon mitten hindurch, windig ist es auf den Bergen, Seitenwind schüttelt uns durch. Man muss gut aufpassen und sich konzentrieren. Segeln ist entspannter, erfordert weniger Aufmerksamkeit, wenn man im offenen Wasser dahingleitet. Aber die Landschaft, bergauf, bergab, ist hübsch, wird immer südfranzösischer, Weinreben überall, die typischen terrakotta farbenen Dörfer in den Tälern. Und dann der erste Ausblick auf das Mittelmeer, darauf haben wir uns gefreut. Auch in Gruissan waren wir schon einmal auf dem Rückweg von Spanien im Frühjahr. So finden wir die Zufahrt zum Stellplatz ‚Les 4 vents‘, die 4 Winde, einfach.

Maskottchen und wir in Gruissan

Maskottchen und wir in Gruissan

Wacker ‚festgemacht‘ und schon ist Sightseeing angesagt. Leider ist es sehr bewölkt und natürlich windig, wie der Name es sagt. Ist halt eine Lagune, über die die Winde peitschen. Schön ist es, durch die Yachthäfen zu streifen,

Gruissan

Gruissan

Yachten anzusehen und den Duft des Meeres zu atmen. Da geht dem Segler das Herz auf! Leider sind die Restaurants alle nicht auf: Montag = Ruhetag! Verlassen sieht es aus hier, die Trottoirs hochgeklappt, schade! Also essen wir frisches Roggenbrot, Angelos Lieblingsbrot, vom Discounter, mit Schmalz und wie immer, obligatorisch! Tomaten. Voll ist der Platz wieder am Abend, Womos jeder Marke, viele mit Anhängern und kleinen Autos drauf, Heimkehrer aus Spanien, an der Bräune zu erkennen und Überwinterer, Zugvögel, wie wir, auf der Flucht vor dem Winter.

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