Albtraum im Navis

Eigentlich wollte ich am Sonntag in der Navis Marina so richtig klar Schiff an Bord der Pretty Belinda machen, Staubwischen und – saugen , feucht aufwischen, Wäsche waschen, Betten beziehen, damit alles auch ordentlich ist, falls ein Einbrecher kommt. Mein Körper gebietet mir Einhalt, seit Monaten zum ersten Mal meldet sich mein Rücken. Ich sehe aus wie ein Fragezeichen, vielleicht habe ich mich verrenkt als ich die Boje nicht erwischt habe. Wie wir am Morgen vom Beiboot aus festgestellt haben, hat auch die Bordwand der Pretty den Kontakt mit der Boje nicht unbeschadet überstanden. Eine scharfe Schraube hat dicke Kratzer hinterlassen. Wir ärgern uns, wer entwirft solche Bojen mit scharfen Kanten, der hat doch keine Ahnung gehabt. Aber dann werden wir Zuschauer eines Albtraums für jeden Skipper und sind froh, dass wir nur einen so kleinen Schaden erlitten haben, der einfach zu reparieren ist.

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Wir sitzen im sonnigen Cockpit und schauen einem finnischen Segelboot zu, das die Box tadellos verlässt. Als es losfahren will, steht dahinter ein Beneteau Motorboot, 44 Fuß, ein richtig schönes Teil, im Weg. Wir schauen auf die uns völlig unbekannte Flagge am Heck und Angelo meint so beiläufig, der muss sehen, dass er dort wegkommt, gleich ist er auf Legerwall. Der Wind hat es heute Morgen in sich, ordentlich böig. Und da passiert es auch schon, das Motorboot wird immer weiter auf die Hecks der dort vertäuten Yachten gedrückt und verfängt sich in den Leinen, die zu den Heckbojen geführt sind. Es kommt Bewegung in die Boote, die Eigner drücken die Motoryacht ab, aber die hat sich schon so in den Leinen verfangen und versucht verzweifelt mit dem Bugstrahlruder abzudrücken.

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Zu spät, 3 Bojen hängen mit samt der Leinen unter dem Rumpf!! Jemand ruft den Hafenmeister an, alle gaffen, was kann man tun….der Hafenmeister macht sein Boot klar und versucht die Beneteau nach achtern rauszuziehen, aber sie sitzt irgendwo fest, nichts geht. Ein Finne von einer Oceanis Yacht macht sein Beiboot klar und hilft mit, indem er schiebt und mitdrückt, 2 Bojen kommen so wieder frei. Die 3 sitzt fest. Überhaupt haben wir während unseres Törns einen guten Eindruck von den finnischen Seglern gewonnen, die wir als besonnen und seemännisch kennengelernt haben. Er vertäut den Bug des Havaristen nach vorn an einer freien Boje und der Hafenmeister verlässt kopfschüttelnd den Ort des Geschehens. Er ist, Gott sei Dank, auch Taucher, zieht seine Ausrüstung an, geht ins Wasser und schneidet das Schiff frei. Der Finne geleitet das große Boot nun zu einem Liegeplatz, die Eigner sind so durch den Wind, dass sie nur mit Hilfe ihr Schiff angelegt bekommen. Das kann man verstehen! Das schöne Schiff hat ordentliche Kratzer abbekommen, aber immerhin noch Glück im Unglück gehabt, weiter ist nichts passiert, es hätten durchaus auch noch andere Schiffe beschädigt werden können. Die unbekannte Flagge, das googeln wir später, ist die von Namibia. Nach diesem Intermezzo, das dennoch glücklich ausgegangen ist , machen wir bei uns an Bord, so gut es mit dem Handicap geht, weiter. Prima ist es hier auf der Ostsee, dass alles schön sauber geblieben ist, Deck schrubben entfällt, keine Mücken, keine Spinnen.
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