Over and out

Am Mittwochmorgen folgen wir Ute & Udo nach Burgtiefe bei diesigem, leicht nebeligen Wetter und Windstärke 0. Gern hätten wir die Segel noch trockengesegelt, daraus wird nichts. Als kleine Entschädigung entdecken wir Schweinswale gegenüber dem Graswarder, 3 oder 4 der faszinierenden, vom Aussterben bedrohten, Tiere tummeln sich im glatten Wasser. Ein herrliches Schauspiel, das uns immer wieder in den Bann zieht. In Burgtiefe gehen wir gleich rückwärts in eine Box, damit wir gut auspacken können und unsere Habseligkeiten nicht über den hohen Bug schleppen müssen.

Burgstaaken_2015
am Steg 1 in Burgtiefe

Die nächsten Tage bis zum Montag bescheren uns herrliches warmes und sonniges Herbstwetter mit klaren kühlen Vollmondnächten. Am Donnerstag faulenzen wir nochmal nach Herzenslust, fahren mit dem Bus nach Burg und bummeln durch den Ort, durch den mitten hindurch die Hauptverkehrsstrasse führt! Am Abend werden wir von Anette & Christoph mit dem Auto abgeholt und verbringen einen gemütlichen Abend bei einem neuen Italiener in Burg in schönem Ambiente. Das Essen ist gut und es gibt viel von der Saison zu erzählen. Am Freitag müssen wir nun endlich loslegen, die Segel werden abgeschlagen, in eine Transportkarre gehievt, zum Parkplatz kutschiert und dort zusammengelegt. Dann retour und rauf damit aufs Schiff. Freitagabend gibt es leckeres Resteessen an Bord, der Kühlschrank muss geleert und abgetaut werden. Die Wasserleitungen und der Warmwasserboiler müssen geleert und winterfest gemacht werden, es wird gründlich unter jedem Polsterkissen gesaugt, denn jeder Krümmel schimmelt im Winter! Die Schaps durchgesehen, alles ausgeräumt und ausgewischt, die Bilge geprüft und ausgesaugt, die Pumpen entleert, in alle Backskisten gekrabbelt und kontrolliert. Es gibt genug zu tun. Zwei Herzen schlagen in unserer Brust: das Wetter ist so traumhaft, eigentlich viel zu schade, wollen wir wirklich ins Winterlager gehen?? Andererseits geht die Arbeit leicht von der Hand,wenn das Wetter so schön ist und man die Sachen schön trocken und sauber einpacken kann und dabei nicht frieren muss. Wir haben genug Zeit und können alles in Ruhe machen, haben jeden Tag auch etwas Muße, um die Sonne zu genießen. Samstag marschieren wir um den Binnensee herum, kraulen die Glückskatze von den Charchulas, bestaunen Schwäne, Enten, Möwen, Teichhühner, die sich in Scharen in dem Naturreservat einfinden.

Fisch
ein letztes Mal Fisch

In der Fischhalle von Burgstaaken schmausen wir gut gebratenen Fisch und sitzen auf der geschützten Terrasse in der Herbstsonne. In unseren Westen ist es uns sogar zu warm, wir kommen ins Schwitzen. Am Sonntag dann der Endspurt und am Montag folgt, nachdem wir selig schlummernd den „Blutmond“ verschlafen haben, das letzte leckere Frühstück an Bord, dann werden die Anziehsachen in die Seesäcke gepackt. Am Mittag nehmen wir unseren Leihwagen in Empfang, der etwas größer ausfällt als geplant, ein Ford Transit, 2,8 Meter hoch. Nun müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, dass wir unser Zeug nicht nach Hause bekommen.

Einpacken
Einpacken

Mit 2 Karren flitzen wir über den Steg und packen das Auto ein. 6 Mal laufen wir, also 12 Karren Gepäck! Dann fahren wir das Boot hinüber nach Burgstaaken unter den Kran von Weilandt und schaffen es noch, in der Fischhalle zum letzten Mal ein feines Fischfilet zu essen. Es folgt der Verdauungsgang zurück nach Burgtiefe, das Auto rüberholen. In der letzten Nacht an Bord der Pretty im Jahr 2015 schlafen wir tief und geschafft, um 7 Uhr heisst es raus aus den Federn, denn um 8 Uhr wird der Mast gelegt. Die Männer von Weilandt sind pünktlich und gehen professionell sofort ans Werk, nur auf den Mitarbeiter der Polsterfirma, der unsere Sitzpolster abholen soll, warten wir vergeblich. Es war vereinbart, dass diese um 8 Uhr abgeholt werden, damit sie mit neuem Schaumstoff ausgefüllt werden. Der Skipper ruft an, man hat uns vergessen! Das fängt ja gut an! Aber der Firmenchef schafft es noch irgendwie und es erscheint ein junger Mann, der die Kissen abholt.

Mastlegen
Mastlegen

In einer Stunde ist der Mast gelegt und wird auf einen Mastenwagen drapiert und die Pretty hängt im Kran. Gespannt schauen wir auf das Unterwasserschiff, als unser Schiff aus dem Wasser gehoben wird. Welche Folgen hat die unfreiwillige Begegnung mit den Steinen in der Bucht von Ödängla wohl hinterlassen? Wir atmen auf, nur am Kiel sind die Spuren der Steine zu sehen.Ruckzuck liegt die Pretty auf ihrem Trailer und fährt Richtung Waschplatz. Wir machen uns daran, den Mast für das Mastenlager fertig zu machen, Antenne, Windex ,Windgeber und Salinge abbauen, die Wanten und die Vorstage fest anbinden. Um 10:30 Uhr ist der Mast klar und wir fahren zum Schiff, um dort die restlichen Arbeiten zu erledigen. Beim Arbeiten wird uns ordentlich warm, das Wetter spielt wieder gut mit. Um 13 Uhr sitzen wir in unserem Transit und los geht die Fahrt, wir müssen unser Zuhause der letzten 5 Monate, unsere Pretty Belinda, zurücklassen. Über Heiligenhafen, wo wir unsere Segel zur Durchsicht und Einlagerung abgeben, fahren wir Richtung Heimat. Das Auto rollt gut, in 4,5 Stunden kommen wir an. Leider ist das Auto für die Tiefgarage zu hoch und ausserdem die Strasse gesperrt, so dass wir das Gepäck durch die Haustür zum Aufzug befördern müssen. Wieder einmal freuen wir uns über die Bequemlichkeit, die ein solcher Aufzug bietet! Da kein Parkplatz für das sperrige Leihauto frei ist, bringen wir ihn noch am Abend zurück zur Autovermietung und lassen uns als gemütlichen Abschluss ein riesiges Schnitzel in der „Zwiebel“ schmecken. Wir sind zurück in Westfalen!!
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