Planänderung

Am Freitag, den 13. März passieren wir die spanisch-französische Grenze und alle schönen Pläne sind dahin. Palamós, Roses, gern hätten wir dort verweilt, aber die Nachrichten über die Ausbreitung des Corona Virus machen uns Sorgen, der C’platz LM lässt inzwischen niemand Neuen mehr auf den Platz. Die Überwinterer dürfen bleiben, der Consum ist -noch- geöffnet. Unsere Fahrt läuft gut, gegen 16:30 Uhr erreichen wir den Camping La Nautique und landen vor dem geschlossenen Tor. Entgegen der Infos im Internet öffnet der C’platz erst Ende Mai! Ebenso der gegenüberliegende Les Mimosas. Mist, wir suchen im Internet nach einer Alternative, alles hat noch zu. Also treten wir die Reise nach Marseillan Plage an, dort wissen wir, dass der Platz, den wir eigentlich nicht anfahren wollten, geöffnet hat.

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Stellplatz Marseillan Plage

Für 4€/24Std gibt es nichts außer Wasser und Entsorgung. Es gibt noch reichlich Platz dort, wir parken und machen uns sofort auf den Weg zum Meer, nachdem wir den ganzen Tag im Auto gesessen haben. Es ist ausgestorben wie immer in der Vor-und Nachsaison, obwohl einige Läden anscheinend die Eröffnung vorbereiten. Der Anblick des blauen Meeres

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Am Strand von Marseillan Plage

und der rote Sonnenuntergang versöhnen uns mit dem ungeplanten Ausgang des Tages und das Abendbrot ‚an Bord’ hilft auch. Die ganze Zeit sind wir ständig nur unweit von Christina, Biggi, Herbert und Ulli entfernt, die auch unterwegs sind; dennoch ergibt sich ein Treffen nicht. Heute Abend sind sie in Vias, nur einen Katzensprung weit weg. Wir hoffen, dass wir irgendwo noch aufeinander prallen werden. Am nächsten Morgen wollen wir weiter nach Lyon, auf dem Plan steht der Camping Des Barolles. Ein Mann spricht uns an, nach einem Moment erkennen wir ihn: er war unser Nachbar im Bonterra Park im Oktober und will auch so schnell wie möglich zurück nach Deutschland auf der Flucht vor der ungewissen Lage. Was er uns erzählt, klingt nicht gut. Überall Reisemobile, die heimkehren wollen, und nicht auf die Plätze gelassen werden. Teilweise sollen sie nachts auf den Supermarkt Parkplätzen kampieren. Wir freuen uns über die Begegnung und beeilen uns mit der Abfahrt. Dann die Ernüchterung: Morchen springt schlecht an. Die Nacht ohne Strom hat ihm nicht gut getan. Da haben wir Glück gehabt, dass der Motor läuft und legen gleich los, schließlich haben wir 500km vor uns. Auf der Autobahn bekommen wir immer mehr Probleme: die Starterbatterie wird nicht geladen und immer schwächer, davon abhängig sind Systeme wie die Federung. Es blinkt und piepst und wir machen uns Sorgen, auf der Autobahn stehen zu bleiben! Wieder im Internet nach einem Stellplatz suchen, der eine Stromversorgung anbietet. In 18km gibt es einen, ins Navi eingehackt und die nächste Ausfahrt genommen. La Roche de Glun heißt unser Ziel, es kommt uns vor, als ginge es ans Ende der Welt! Aber wir schaffen es dorthin, auf einer Insel zwischen der Rhône und der Isère. Als wir den Ort erreichen, zweifeln wir, hier soll es einen Stellplatz geben? Es wird immer enger, kein Platz in Sicht! Da entdecken wir ein Hinweisschild, folgen diesem und -Gott sei Dank- da ist er. Wir besitzen sogar noch eine Zugangskarte für die Stellplätze des Betreibers. Die Zufahrt ist ein Alptraum, Angelo schafft es, guter Chauffeur! Da sind wir, allein unter Franzosen, die entgeistert gucken, was wir mit dem großen Teil hier wollen. Wir parken, Stecker rein und erstmal laden. Dabei das Umfeld checken: der Zufall geht Wege, da kommt die Absicht garnicht hin! Ein toller Ort, Frühlingsluft, Ruhe, blühende Kirschen, einfach schön. Unter anderen Umständen wäre es noch besser. Die ausgewählte Parzelle gefällt uns nicht, dank des Stromanschlusses können wir starten und stellen uns auf einen Platz ohne Bäume direkt in die Sonne.

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Stellplatz La Roche de Glun

Angelo nimmt Kontakt mit unserer Pannenhilfe Versicherung auf und wir bekommen Besuch von einem Abschleppdienst, der nur französisch spricht. Er kennt sich mit Elektronik garnicht aus und kann uns nicht helfen. Würde er uns auf den Haken nehmen, würde er wahrscheinlich umkippen! Und wir kämen niemals durch die vertrackte Einfahrt. Außerdem wohin? Das brächte uns nicht weiter. Was weiterbringt ist der Google Übersetzer. Mit dessen Hilfe kann Angelo sich mit dem Herrn unterhalten. Guter Service, hat uns leider nicht geholfen. Um runterzukommen erkunden wir erstmal das Umfeld bei kühlem aber herrlichen Wetter. Es ist ein richtig netter Ort und es gibt sogar einen gut sortierten Einkaufsladen mit vollen Regalen. Erdbeeren, französische köstliche Salzbutter, ein Baguette wandern in die Einkaufstasche. Dann kochen wir Spaghetti Bolognese für die Seele und gönnen uns als Appetizer einen Mojito in der Sonne. Beim Anbraten des Hacks bekommt Angelo dann doch noch Besuch von einem deutschen Wohnmobilisten, der auch heim fährt. Er hat den Winter in Marokko verbracht und von dem ganzen Chaos noch nicht soviel mitgekriegt. Am Sonntagmorgen ist er noch vor uns weg, ist nun wohl doch besorgt. Wir verlassen den schönen Platz, nach einer Nacht an der Steckdose startet der Motor gut. Raus aus der Einfahrt geht es besser als rein und los geht’s. Noch tanken mit laufendem Motor, hupende Franzosen ignorierend. Dann rollen wir über die Autobahn durch Lyon, vorbei an Mâcon, wo wir so gern an der Saône wandeln würden. Das Wetter ist toll und lockt unglaublich, irgendwo bleiben und den Frühling genießen, das wäre schön. Heute sind so viele Womos unterwegs, wie wir es nie zuvor auf der Heimreise erlebt haben, deutsche, holländische, belgische Kennzeichen, es wirkt wie eine Flucht. Die News aus Spanien, die wir von Nachbarn aus LM erhalten, sind auch wirklich besorgniserregend, gut, dass wir gefahren sind! Wir wollen über die Grenze, heute noch nach Deutschland, das erscheint uns besser in diesen unkalkulierbaren Tagen. Wohl auch dank der Sonne, die heute unsere Batterie kontinuierlich lädt und der anderen Einstellung unseres Boosters, die Angelo vorgenommen hat, fahren wir ohne Probleme 500km später in Mulhouse über die französisch-deutsche Grenze. Wir werden nicht kontrolliert, die Fahrbahn ist zwar einspurig und zwei Polizisten schauen durchs Fenster, dann sind wir durch. Noch vor kurzem hätten wir es nicht für möglich gehalten, dass wir mal froh sein würden, wieder deutschen Boden unter den Füßen zu haben. So kann sich alles ändern!

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