Schärengeschichten

Am nächsten Tag, dem Freitag, ist es vormittags nicht ganz so schön und man kann durchatmen. Das Geschiebe lässt etwas nach und auch im Hafen leert es sich, natürlich nur bis zum nächsten Ansturm am Nachmittag. Wir durchstreifen die Insel, klettern über schroffe Felsen und bestaunen die alten Holzvillen, den Blick über das Meer, hier so weit draußen am Rande des Schärengartens,

Käringön

Käringön

winzige Gassen, die alten Rosenstöcke, die bunten Stockrosen. Tage später erzählen uns Schweden in Varberg, was auf Käringön abgeht. Die Verhältnisse sind vergleichbar mit Sylt, astronomische Preise werden für die alten Villen erzielt. Wir genießen einfach die tolle Umgebung, schlendern zum in diesem Gebiet sehr bekannten Peterssons Krog, einem Restaurant,

Peters Krog

Peterssons Krog

wo besonders die Meeresfrüchte umwerfend sein sollen. Man sitzt auf einer Holzterrasse und glaubt über den Felsen zu schweben. Natürlich ist es ausgebucht. Uns ist klar, diese Insel ist das Highlight unseres Törns, nicht mehr zu toppen. Das Touristenbüro hat sich einen Marketing Spruch einfallen lassen, der mir gut gefällt: Käringön, Hard Rock Life since 1592. Wie das Leben aussah, als die ersten Fischer hier siedelten, übersteigt wahrscheinlich unsere Vorstellungskraft bei Weitem, sehr hart war es garantiert. Am Samstag legen wir ab und wollen weiter nach Skärhamn. In der Nacht auf Montag soll es ordentlich Wind geben, den hoffen wir dort sicher abzuwettern. Leider wieder kein erwähnenswerter Wind unterwegs, aber eine genußvolle Fahrt. Durch Mollösund, wo ordentlich Betriebsamkeit herrscht, an Hälön vorbei, den Kyrkesund, idyllisch und verträumt, die kleinen roten Fischerhütten bevölkert mit Wochenendlern, die gemütlich in der Sonne ihre Frokost genießen. Auf einem Steg wird ein Brautpaar fotografiert in der tollen Kulisse. Sie bringen uns bestimmt Glück. Viel zu schnell laufen wir am Zielort ein, der freundlich lachende Kirchturm von Skärhamn begrüßt uns.

Skärhamn

Skärhamn

Der Hafen überfordert uns etwas, wir überlegen, wohin? Viel weiter hätten wir hinein fahren sollen, das sehen wir erst bei unserem Rundgang später. Wir entscheiden uns, an einer 49er Bavaria längsseits zu gehen, es wären zu dieser Zeit noch genug freie Plätze da gewesen. Aber wenn man den Hafen nicht kennt, ist es manchmal unübersichtlich.

im Päckchen

im Päckchen

Die Schweden nehmen die Leinen an, haben aber in den kommenden drei Tagen, an denen wir ihre Nachbarn sind, kein Interesse an weiterer Kontaktaufnahme, sie haben auch eh ständig Besuch an Bord. Unser Platz ist nicht schlecht, wir haben eine prima Übersicht über alle aus-und einfahrenden Boote, viele deutsche Flaggen sind darunter. Der Ort hat nicht viel zu bieten, einen großen ICA Supermarkt, daneben ein Systembolaget, eine Bibliothek, können wir eh nicht lesen!,einen Wassersport Laden, in dem wir ausgiebig stöbern.

Seesterne zieren viele Felsen

Seesterne zieren viele Felsen

Gleich am Nachmittag bekommen wir eine dänische Bavaria 40 zur Seite, eingewiesen von Angelo: wir sind schon so oft von Dänen abgewiesen worden, aber sie dürfen natürlich bei uns anlegen. Die beiden gucken komisch, sind aber ruhig und unauffällig. Am Sonntag verlassen sie uns wieder, es kommen Neue. Vier junge Schweden mit einer 41ger Charterbavaria. Der Wind hat zugelegt und drückt auf unsere Seite. Deswegen wollen sie bei uns als 3.tes Schiff anlegen, obwohl noch einige Boote allein liegen. Aber dort, gegen den Wind, kommen sie nicht dran. Die Nervosität steht Ihnen ins Gesicht geschrieben, irgendwie legen sie an, Angelo hilft und-das alte Spiel- erteilt Ihnen gleich eine Einweisung. Der Wind bläst nun kräftig und nimmt in der Nacht noch zu. Zusätzliche Leinen auszubringen bringt nichts, da uns der Wind auf den Kai drückt. Aber das Wetter bleibt besser als gemeldet, es bleibt trocken, wir können draußen sein. Als die Schweden am Montagmorgen ablegen wollen passiert genau das, was Angelo schon dachte: wie kommen sie hier weg? Aber da er im tiefen Innern ein gutes Herz hat, erteilt er eine kleine Einweisung in das Ablegen unter Eindampfen in die Achterspring. Funktioniert wie immer und die jungen Leute sind sprachlos, eine Lektion für’s Leben. Überschwänglich bedanken sie sich und winken nochmal zurück. Eigentlich wollten wir heute Nachmittag in eine Ankerbucht verlegen, aber es soll ergiebig regnen. Also bleiben wir noch einen Tag hier. Dann erleben auch wir noch eine Überraschung; wieder eine Bavaria 40 geht bei uns längsseits mit einer merkwürdigen Flagge am Heck: rot, wie die dänische mit einem gelben Kreuz wie die schwedische. Wir nehmen die Leinen an und werden in lange Gespräche verwickelt bis wir nass und kalt sind. Die Bordfrau erklärt mir die schwedische Aussprache, Angelo erfährt vom Skipper, dass es die Flagge von Skåne, Schonen, ist und einiges mehr. Plaudertaschen, die beiden, dass es das gibt in Schweden. Wir sind sprachlos, was eher selten ist. Aber diese beiden halten locker mit, eine ganz neue Erfahrung, die wir da machen. Unsere letzte Nacht in Skärhamn wird ruhig, der Regen plätschert so schön auf das Deck, da kann man gut schlafen. Am Dienstagmorgen, mit dem letzten Aufbäumen des Westwindes, legen wir ab, um mal wieder entspannt ankern zu gehen in der nahen Bucht Utkäften.

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