Sommar i Sverige

Am Freitag um 5 Uhr legen wir in Visby ab, da die nächsten Tage nur sehr wenig Wind bringen sollen und wir keine Lust auf 60 Seemeilen mit Wind aus dem Tank haben. Erst geht es unter Motor aus der Hafenausfahrt, dann ein Stückchen unter Motor und Segeln, die mitschieben. Endlich nimmt der Wind zu und bei 3 Bft. aus SSO segeln wir am Wind oder mit halbem Wind. Wir kommen gut voran, machen 6 Knoten, mehr als wir zu hoffen gewagt haben. In der vergangenen Nacht war die Luftfeuchtigkeit extrem hoch, das Deck, Sprayhood, Cockpit, alles ist klatschnass. Die Sonne braucht recht lang um alles zu trocknen. Um ca. 8 Uhr schläft der Wind fast vollständig ein und wir nutzen die Zeit, um im Cockpit ohne Schräglage zu frühstücken. Eine Stunde später kommt der Wind zurück, sogar mit 3-4 Bft und die Pretty nimmt Fahrt auf. Nun schaffen wir zwischen 7 und 8 Knoten, nicht schlecht. Wir rauschen durch ekelige gelb-braune Algenfelder, die riesige Gebiete einnehmen. Fies und verwunderlich, da die Ostsee doch nicht gerade warm ist. Von Holland kennen wir grüne Algenteppiche bei Schönwetter-Perioden, wenn das Wasser warm ist. Hoffentlich verstopfen sie nicht das Filter vom Dieselmotor. Kurz darauf, ca.10 sm vor dem nördlichen Ende von Öland, kommt ein merkwürdiges Wolkengebilde in Sicht, grau und dicht. Schon ist es da und umfängt uns, Seenebel!! Sofort wird es kühl, unheimlich und finster, aber die Sichtweite ist noch o.k., eine halbe bis eine Seemeile. Der Skipper nimmt zur Sicherheit das Radar in Betrieb, nicht dass auf einmal die Fähre vor unserem Bug steht. Eine Stunde später ist der Spuk vorbei, als wenn jemand ein Tuch hochzieht, ist der Nebel wieder weg. Wir sind froh und den restlichen Weg legen wir ohne Zwischenfälle mit 6-7 Knoten zurück. Dann kommt der Moment der Entscheidung: in den Hafen von Oskarshamn, nicht sooo prickelnd, oder, trotz Gewitterrisiko in die Bucht Kiddeholmen? Da wir mittlerweile Buchtenjunkies sind, entscheiden wir uns für das Letztere. Eine gute Wahl, die Wettervorhersage in Schweden stimmt eh nie und Kiddeholmen stellt sich als richtig hübsch heraus. Zwar nicht so geschützt wie die Buchten im Stockholmer Skärgården, da die Felsen hier niedrig und knubbelig sind, aber da der Wind zum Abend ganz einschläft, nicht störend. Nur eine weitere Yacht legt sich an die einzige Boje, sonst haben wir hier die Ruhe und Einsamkeit gefunden. Ein Reiher hat hier sein Revier, Enten tauchen, Nebelkrähen hüpfen auf den Felsen und Fische springen aus dem Wasser, ein Naturparadies. Die Schweden tun das, was sie meist tun, sie hüpfen ins kalte Wasser, wir trinken ein eiskaltes Alster. Der Abend wird wunderschön und unser BBQ sehr lecker, wir schlemmen Tusk Bratwurst, Hamburgare, Braten, dazu köstliches Brot aus Visby, Salat, Potatis, Bonston Gurka ( eine Art Relish!) und Vino Tinto. Am nächsten Morgen gibt es wenige Tropfen Regen und wir verlassen die Bucht um 13 Uhr um nach Ödängla zu fahren, wo wir wieder einen Sommerabend vor Anker verbringen wollen. Es ist zu wenig Wind zum Segeln, dazu auf die Nase, und das Motoren gegenan ist blöd. Der Skipper muss sogar eine lange Hose und Jacke überziehen, so kühl wird es. Alles läuft gut, wir nehmen den Abzweig um in die Bucht zu fahren, hier sind die Schären sehr eng aneinander und es ist nicht so tief wie im Stockholmer Archipelago, wir erfreuen uns an den hübschen kleinen Schären, auf denen Schafe grasen und ein riesiger Greifvogel seine Beute auf einem Felsen zerrupft; alles läuft wunschgemäß, wie geplant. Dann, Schrecksekunde: Grundberührung!!; entsetzt schauen wir uns an! Alles richtig gemacht, gut navigiert, es soll hier 4 Meter tief sein. Der Bug der Pretty richtet sich auf, relativ zart laufen wir auf, das Lot zeigt 1,90 m als wir stehen. Glücklicherweise sind wir ganz langsam gefahren. Sofort geht die Maschine rückwärts, vorsichtig wenden, unter Deck in die Bilge schauen, Kielbolzen sind fest, kein Wasser! Wir motoren zurück und entscheiden, für die Nacht nach Borgholm auf Öland zu fahren. Dort angekommen, diskutieren und repetieren wir das Ereignis, schauen Satellitenbilder und können es nicht erklären. Wir müssen uns damit trösten, dass wir, wie es den Eindruck macht, unbeschadet davon gekommen sind. Zu allem Überfluss haben wir dann noch Wasser in der Segellast, verursacht von einem undichten Schlauchanschluss unserer Deckswaschpumpe, irgendwie nicht unser Tag heute. Das ist nicht genug: auf der Webcam von Visby sehen wir, dass die Star Clipper heute eingelaufen ist, zu früh abgelegt….das wäre was gewesen!!__/)__