Am Mar Menor

Anfang Februar wird das Wetter deutlich schlechter und kälter. In der Nacht auf Donnerstag, den 2. Februar, ist es 3 Grad kalt, der Holzweg zum Strand ist weiß glitzernd vom Raureif und man muss sich hüten, um nicht auszurutschen. Mittags in der Sonne ist es natürlich wieder herrlich. Die nächste Nacht wird ungemütlich, es regnet Bindfäden, für die Natur und die Wasserreserven ein Segen. Wir fahren zum Einkaufscenter La Zenia zum Bummeln; da es nicht überdacht ist, bekommen wir auch ein wenig Regen auf die Mütze. Der Regen lässt erst am Nachmittag nach, als wir schon gemütlich bei einem Käffchen im Womo sitzen. Am nächsten Morgen ist der Himmel wieder tiefblau und die Sonne strahlt, man kann garnicht glauben, dass es gestern so geschüttet hat. Wir starten zeitig mit dem Fiesta zum Mar Menor, einer Salzwasserlagune, die durch die Nehrung La Manga (der Ärmel), ca. 25km lang, vom Mittelmeer abgetrennt ist.

Mar Memor

Mar Menor

Es ist schon ein Stück zu fahren, ca. 85km, aber die Fahrt ist interessant. An Orihuela vorbei führt die Strasse N 332, eine Urbanizacion folgt auf die nächste, wer wohnt hier bloß? So viele Häuser, Hochhäuser und Wohnungen, jetzt in der Vorsaison sieht alles verwaist aus. Ein Chinaladen neben dem anderen, Einkaufszentren, Restaurants, wie die alle überleben können? Wir fahren durch die Ortschaften Pilar de la Horadada, San Pedro del Pinatar, San Javier, Los Alcázares, Los Nietos, mal ganz nett anzusehen, hübsche Altstadtgassen, kleine Dorfplätze, mal nicht so schön. Aber so ist es in deutschen Städten auch, auch nicht alles Gold. Wir fahren entspannt, die Sonne scheint ins Auto und wärmt uns angenehm, auf der linken Seite das türkisfarbene Meer, an der rechten Seite die hohen Berge. Bald ändert sich die Landschaft: Gemüsefelder, sauber angelegt, Kohl, Salat, Mangold, soweit das Auge reicht. Der Boden ist tiefbraun, oft rötlich, schwer, wirkt fruchtbar. Überall arbeiten Leute auf den Feldern und ernten das Gemüse. Besonders schön leuchten die Felder mit rotem Salat, dem Lollo Rosso. Die Straßenführung ist verwirrend, oft fahren wir parallel der Autobahn, so nah, dass man zweifelt, ob man richtig abgebogen ist. So erreichen wir die Landzunge La Manga, hier heißt vieles ‚dos mares‘, weil man links und rechts vom Meer umgeben ist.

Landzunge Mar Menor

Landzunge Mar Menor

Die Zunge ist mal breiter, mal schmal. Und wir sind enttäuscht: wir haben uns mehr Natur vorgestellt, lange Strände und schöne Pflanzen. Nichts von dem gibt es hier, Massentourismus in Reinkultur, hier muss im Sommer ‚Land unter‘ sein, morbider Charme der 60,70,80; Bausünden, die in den Himmel ragen, viele Bauruinen, vieles verfällt so langsam, nicht schön anzusehen, gerade jetzt im Winter. Natürlich gibt es auch tolle Anwesen, große Villen mit eingezäunten Gärten. Wir fahren bis zum Ende der Nehrung, wenden und halten an einem Yachthafen an. Der Wind bläst kräftig, wir schlendern am Wasser entlang und über die Stege.

Yachthafen

Yachthafen TOMÁS MAESTRE

Das Klappern der Fallen ist Musik in unseren Ohren, herrlich, so muss das! Das Mar Menor ist relativ flach, recht warm und sehr salzhaltig, deshalb ist es beliebt bei Urlaubern und Wassersportlern, Surfern und Kajakfahrern. Der Schlamm soll sehr reich an Mineralien sein und wird deshalb zu Gesundheitszwecken verwendet. Wir fahren weiter, denn wir wollen uns noch den Campingplatz La Manga ansehen. Nun denn, muss man nicht hin.

Camping

Camping La Manga

Viele Mobilheime, zu festen Unterkünften umgebaut, dicht an dicht, wie Bretterbuden, eine echte Favela. Die meisten Plätze sind zu Dauerstellplätzen geworden, Dächer aus Brettern oder Planen über die Wohnwagen gezogen, sehr unaufgeräumt und das ist noch nett ausgedrückt. Einige wenige Stellplätze gibt es auch für Womos, die wieder wegfahren wollen; sicherlich, ein paar Tage könnte man hier stehen, aber den ganzen Winter? Das würden wir nicht wollen. Was haben wir es gut getroffen in La Marina! Dort hat man alles, was man benötigt, ordentlich, sauber und gepflegt. Oft sagen wir, wir fahren jetzt nach Hause, das sagt alles. Am Sonntagmorgen verlassen zwei Reisemobile unsere Straße, die Calle 29: die einen müssen wegen Terminen heim, die anderen wollen noch ein bisschen tingeln. Auch wir sind nun schon über 3 Monate hier und ob wir es wahr haben wollen, oder nicht, der schöne Spanienwinter neigt sich langsam dem Ende entgegen. __🚍__