Highlights im Archipelago

Heute muss ich Acht geben, dass ich nicht zu sehr ins Schwärmen gerate….die vergangene Woche war herrlich, wunderbar warm, sonnig, angenehm, wir können dünne Sachen tragen und lange draußen sein. Am Dienstag segeln wir am Wind bei 3 Bft.,wie nun immer aus Süd- SW, von Furusund nach Rödlöga, einem sehr populären Ziel der Stockholmer Segler. Den Weg zwischen den zahlreichen Felsen hindurch legen wir lieber unter Motor zurück, sind erstaunt, wie klein es doch hier ist zwischen Megeskär, Högskär und Rödlöga ist. Wir lassen den Anker fallen, vor uns und hinter uns bleibt noch genug Platz zur Durchfahrt. Es ist unglaublich idyllisch hier, der Ausblick von unserem Ankerplatz in die Felseninseln ist traumhaft. Wir machen uns hübsch, Angelo trägt helle Geox, ich neue, noch weiße Turnschuhe und rudern an Land.

Inselweg zum Kaufmann

Ein markierter Weg führt über die Insel zum Fähranleger, wo auch der Kaufmannsladen “ Rödlögaboden “ ist. Im Wald ist es kühl und es duftet nach Nadelgehölz, es geht über Stock und Stein, über sumpfige Bereiche sind hölzerne Stege gelegt. Das kleine Örtchen am Laden liegt schattig unter alten Bäumen, an denen Schaukeln angebracht sind, keine Zäune trennen die Gärten, wo Felsen direkt an der Terrasse stehen. Pfingstrosen und Heckenrosen blühen, wir denken, schöner kann es nicht mehr werden!

Rödlögaboden

Der Kaufmann spricht exzellent Deutsch, Auswahl gibt es nicht, man nimmt, was da ist und hat letztlich alles, was man braucht. Braune Brotlaibe, dicke Kanelbullen (Zimtschnecken), frisches Gemüse, Räucherfisch, Fleisch, ein toller Tante-Emma-Laden. Zurück an Bord widmen wir uns der Reinigung unserer Schuhe, die lecker aussehen! Nun wird uns klar, warum die Schweden mit Gummistiefeln im Wald verschwinden.

Midsommar-Suse

Dann, hören wir richtig??, der Pretty Belinda Song klingt zu uns herüber!! Von der Terrasse eines der Sommerhäuschen grüßt man uns auf nette Weise, wir antworten über Lautsprecher kurz zurück, tanzen und winken aus dem Cockpit, wie schön, dass in Schweden jemand den Song kennt. Genüsslich grillen wir am Abend und haben eine Hafenkinovorstellung: Charterschiffe versuchen mit Heckanker am Felsen anzulegen, kann man nur daraus lernen. Am Morgen fahren wir mit dem Schlauchboot nochmal zum Kaufmann und erstehen kleine Potatis (Kartöffelchen) und Räucherlachs für einen grillfreien Abend, dann geht es weiter hoch am Wind in kurzer Hose durch die traumhafte Landschaft. Wir segeln an einer Beneteau vorbei, sind uns nicht sicher, im Nachherein stellt sich heraus, dass es die „Le Corse“ war, die wir in Kopenhagen getroffen haben. Schade, haben wir uns leider verpasst. Unser Ziel ist die Bucht von Lådna, Hemviken. Es geht tief hinein in einen engen Schlund, den wir wieder unter Motor passieren, unglaublich schön hier. Vorbei geht’s an einer Tankstelle mit Café und kleinem Lebensmittelverkauf, dann tief hinein in die rundherum geschützte Bucht. Ein paar Boote liegen an den Felsen, wir ankern mittendrin, von Wind ist hier nichts zu spüren, das Wasser hat 20 Grad und die Kinder springen jauchzend hinein. Wieder denken wir: schöner geht’s nicht mehr….Am Donnerstag wollen wir früh los und die 6 NM nach Grinda motoren, denn dort wird es schwierig sein, einen Platz zu ergattern, auf der beliebten Insel ist es immer rappelvoll. Schön ist die Fahrt, wir genießen den Schärengarten, hier sind schon mehr Schiffe unterwegs, auch reichlich Fähren, die hier fahren wie bei uns die Omnibusse. Es gibt noch genügend Platz als wir ankommen und wir nehmen eine Heckboje neben einer Oceanis 473. Der Kapten steht im Cockpit und schaut zu, hilft uns nicht, begrüßt uns aber dann mit „Välkommen“! Die Hamnvards, junge Leute, wahrscheinlich Studenten, verteilen die Plätze und kassieren das Hafengeld, ihnen entgeht hier nichts.

Grinda

Der Hafen ist direkt an die Felsen gebaut und die Insel hat eine richtige Infrastruktur mit breiten beleuchteten Wegen. Nach dem ersten Rundgang im Hafenbereich kehren wir zurück an Bord, da sehen wir die Nikita B., eine englische Megamotoryacht von 23 Metern, die wir aus Kristianopel kennen. Wo soll die wohl liegen können?? Natürlich nur da, wo wir liegen!! Und schon klopft der Hamnvard auf unser Deck und bittet uns, Platz zu machen. Wir bekommen einen Platz längsseits innen am Steg, die Engländer kommen mit dem Beiboot und lösen unsere Bojenhaken für uns, 2 junge Männer nehmen unsere Leinen an. Nun liegen wir noch besser, denken wir!, nur heißt unser Ausblick nun Nikita B.! Später bekommen wir die Wellen der großen Fähren direkt von der Seite, Schubladen gehen auf und man bangt um die Gläser auf dem Tisch. Die kleineren Boote neben uns rollen derartig hin und her, dass die Augen der Eigner in die Takelage wandern, da sie fürchten mit den Salingen zusammenzustoßen. Gott sei Dank ist der Spuk bald vorbei, später fahren keine Fähren mehr vorbei, dafür sausen dann die Scooter, die zwar unangenehme, aber nur kleine Wellen erzeugen. Eine Wanderung führt uns über die Insel, es ist etwas bewölkt und auch ein paar Tropfen fallen vom Himmel.

 

Restaurant am Hafen

Hier gibt es einige Sommerhäuschen, die man mieten kann und einen Bauernhof mit einem glücklichen Schwein, viermal so groß wie die, die auf unseren Tellern landen. Es liegt seelig im Stroh und stinkt garnicht! Auch Pferde, Kühe und Schafe kann man ansehen. Die Natur ist wunderbar, viele traumhafte Wege laden zum Wandern ein. Auch hier wieder: ist das schön hier, schöner geht nicht! Abends ist die Steganlage voll belegt, bei uns gibt es Hafenkino und Räucherfisch mit Kartoffeln aus Rödlöga. Ich habe als weiteres Mitbringsel dicke juckende Quadeln an den Unterschenkeln, im Wald dort haben die Blutsauger zugeschlagen. Eine Wanderung zum Bestaunen der Riesenmotoryacht setzt sich in Gang, der Himmel nun wieder tiefblau. Nun ist es vorbei mit den Highlights, wir legen am Freitagmorgen ab, um nach Krokshamn zu segeln, eine Bucht, die wir bereits kennen. Hoch am Wind ist der Kurs, heute der Wind kräftiger mit 4 Bft., wir setzen die Arbeitsfock, später kommt noch ein Reff ins Groß. Wir sind richtig schnell, 7,5 Knoten im Schnitt, nur einige Durchfahrten durch die Felsen schaffen wir nicht und müssen den Motor kurzzeitig zur Hilfe nehmen. Dann kommt der Südwind immer mehr auf die Nase und wir befürchten, nicht mehr segeln zu können. Aber Petrus ist auf unserer Seite, wir können kreuzen, da der Wind nicht ganz gegenan ist. Später dreht er mehr auf Südsüdost und unsere Schläge werden richtig lang. Ein kleiner Segler, der parallel zu uns motort, kommt nicht schneller weg, als wir auf der Kreuz. Schon am Mittag haben wir den Abzweig nach Krokshamn querab und gehen weiter, da es so gut läuft. Ein paar dunkle Wolken ziehen auf, die aber nur wenige Tropfen bringen. Wie sagte der schwedische Segler neben uns, als ich vom kommenden Regen sprach: nobody knows!! Noch bevor es immer windiger wird, gemeldet sind 6 Bft. erreichen wir unser neues Ziel, die geschützte Bucht Kolnäsviken im Norden der Insel Örnö. Die Einfahrt ist nicht ohne, man muss einen dicken Felsen passieren und auch auf der anderen Seite liegen viele Steine. Genau an der Stelle steigt unser GPS aus, wie schon beim letzten Mal als wir in der Bucht waren! Nach einem kurzen Schreck ist er wieder aktiv, muss ein Senderloch hier sein! Wir schaffen die Einfahrt auch ohne, das Lot fällt nicht unter 3 Meter, und ankern in der ruhigen Bucht gut geschützt hinter bewaldeten Felsen.

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