Schwedenpremiere

Unbarmherzig klingelt der Wecker am Dienstagmorgen um 5 Uhr. Der innere Schweinehund sagt “ bleib‘ liegen in der warmen Koje“, aber wir wollen auf keinen Fall in K’holm eingeweht werden. Also, heissen Kaffee in die Thermobecher eingefüllt, warm angezogen und los! Vorbei gehts unter Maschine an den imposanten Klippen der Insel , Moens Klint, der Himmel grau und das Wasser auch, nur einen Tacken dunkler. Zwei weitere Schiffe folgen uns auf unserem Kurs, nicht ahnend, wie wir, welches reichhaltige Programm uns der Tag bringen wird. Sobald möglich, setzen wir die Segel, der Wind ist sehr südlich, also ein achterlicher Kurs. Aber vorerst geht es ganz flott voran. Das ändert sich bald, der Wind schläft ein und der Wind aus dem Tank wird gestartet. So bleibt es den ganzen Törn, mal weht es mit 4 Bft, mal 0 Wind. Der Kurs variiert von achterlich bis am Wind, Süd bis Südost, alles dabei. Mal motoren wir und das Gross schiebt mit, mal segeln wir und der Diesel schiebt mit; mal leichter Strom von vorne, mal von achtern, mal ist das Wasser spiegelglatt, dann gibt es Wellen von der Seite, von hinten, unangenehmes Geschaukel. Ab und zu fallen ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke und lassen die Küste strahlen, willkommene Wärme an einem kalten Tag! Zu guter Letzt können wir noch fast eine ganze Stunde am Wind segeln, bevor er wieder ganz einschläft und wir kurz vorm Ziel noch ein paar Regentropfen abbekommen. Die See ist wie leer gefegt, wir begegnen ein paar Fähren, die Richtung Trelleborg fahren und 3 Frachtern, das wars. Auf der Nordsee unvorstellbar. Auch die beiden anderen Yachten sind mittlerweile im Dunst verschwunden. 

  
Nach 9 Stunden erreichen wir Ystad in Schonen und das erste Mal weht die schwedische Gastland-Flagge unter der Saling der Pretty Belinda. Im Yachthafen gibt es einen langen neuen Gästesteg aus Holz, ganz leer und wir legen bequem an. Keinerlei Metallteile, nichts was das Schiff beschädigen könnte, vorbildlich. Glück gehört auch dazu, kaum fest, gibt es einen kräftigen Schauer. Die beiden anderen Yachten laufen ein und wir nehmen die Leinen an. Sie erzählen, dass sie den ganzen Weg nur motort sind, wir konnten fast die Hälfte der 56 Seemeilen segeln und sind sehr zufrieden mit uns. Ein Segelboot ist schließlich, wie der Name doch sagt, zum Segeln gemacht! Bald klart es auf und wir machen einen ersten Erkundungsgang durch Ystad. Der erste Eindruck: eine sehr saubere gepflegte kleine Stadt. Der Frühling ist hier gerade erst angekommen, blühende Bäume, Tulpen und Narzissen. Wir fühlen uns wie in einer anderen Welt, das Geld fremd, die Sprache völlig unverständlich, hier gibt es viel Neues zu entdecken. Darauf freuen wir uns.

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