Abwettern auf Donsö

Es weht ein nettes Windchen, Angelo rollt das Groß aus und nimmt den Gang raus, um zu testen, ob es zum Segeln reicht. Als er den Vorwärtsgang wieder einlegen will, gibt es ein lautes unangenehmes Geräusch und der Drehflügelpropeller will sich nicht für die Vorwärtsfahrt einstellen lassen. Wir sind sofort in Alarmstellung, was ist das? Den Rückwärtsgang versuchen, wieder ein böses Geräusch. Angelo schaut in den Motorraum, ob sich die Antriebswelle dreht. Was tun, was kann das sein? Hat sich etwas um den Propeller geschlungen, ist das Getriebe von der Verstellschraube kaputt, ein Zahn abgebrochen? Die grauen Zellen beginnen zu arbeiten. Was ist zu tun? Den Motor auf jeden Fall anlassen, nochmal vorsichtig versuchen den Vorwärtsgang einzulegen, es klappt, uns fällt ein Stein vom Herzen, aber die Ungewissheit bleibt. Wir rollen die Segel wieder ein und wollen nun ganz schnell in den Hafen. Bloß keine Experimente, erst sicher anlegen. Und dann? Den Hafenmeister nach einem Taucher fragen, der am Unterwasserschiff nachsieht. Ja, so machen wir das. Wir kommen gut an und ein passender Platz am Steg ist auch frei. Ein dänisches Seglerpaar hilft beim Anlegen und schleppt dann noch eine Holztreppe heran, damit wir bequem absteigen können. Wir bedanken uns brav und beginnen gleich, den Motor hin-und her zuschalten, was problemlos und geräuschlos funktioniert. Wir sind ratlos, was war das bloß, wenn so etwas passiert, wenn man auf den Motor angewiesen ist…..katastrophal. Nun denn, wir müssen sowieso erst einmal länger hierbleiben, erstmal zur Ruhe kommen. Als wir losgehen, um das Hafengeld zu bezahlen, entdeckt Angelo eine zerfledderte Zwiebeltüte direkt am Rumpf der Pretty, die eben nicht da war.

der Übeltäter

der Übeltäter

Er fischt sie aus dem Wasser und sie ist aus Deutschland. Haben wir die an unserem Propeller aus Deutschland mitgebracht? Ist sie für unsere Probleme verantwortlich, schon in Bagenkop? Wir gehen davon aus. Angelo ist ziemlich neben der Spur und braucht Ablenkung, er baut die neuen Lautsprecher ein. Ein Unterfangen, das einige Tricks erfordert, denn es mangelt an Werkzeug. Die Einbauausschnitte müssen ein kleines bisschen vergrößert werden, er bohrt sehr viele Löcher, eng an eng, und bricht das GFK dann aus. Das Ganze macht Krach und Dreck, aber heute braucht er das, obwohl die Nachbarn von der Störung nicht begeistert sind bei dem wunderbaren Wetter. Es gelingt, die Lautsprecher funktionieren und sehen chic aus, leider muss saubergemacht werden nach der Aktion und danach ist es zu spät zum Grillen. Das Wetter bleibt klasse, warm und sonnig, dementsprechend wird es sehr voll an diesem Wochenende im Hafen von Donsö.

auf Donsö

auf Donsö

Eine Seglerin auf einer neuen schwedischen Jeanneau Yacht grüßt uns freundlich, wir winken überrascht zurück. Dann spricht sie uns auf Deutsch an und wir erkennen sie wieder. Im letzten Jahr haben wir uns in Klintholm getroffen und nett unterhalten, da hatten die beiden noch eine Bavaria 40. Nun sind sie mit ihrem neuen Schiff, einer Sun Odyssee 440, unterwegs, gerade 14 Tage alt. Wir werden eingeladen und am Samstag helfen wir beim Umlegen und trinken mit der ganzen Familie Kaffee an Bord der ‚Stellar II’; herrlich,

Stellar II

SY Stellar II

so ein neues Schiff, stylisch und sehr modern. Am Abend grillen wir auf dem Kai, in Gesellschaft einer alten Dame, die sich von uns und unserem Cobb Grill nicht abschrecken lässt und weiter ihre Kreuzworträtsel löst.

Grillen auf dem Kai

Grillen auf dem Kai

Unser Grillgut schmeckt vorzüglich, ein leckeres Glas Wein rundet das Mahl ab. Leider können wir uns mit der alten Lady aufgrund fehlender Sprachkenntnisse nicht unterhalten, erfahren aber, dass sie 92 Jahre alt und Tochter eines einheimischen Fischers ist. Ständig laufen Boote ein, auf der Suche nach dem einen Platz, den es nicht mehr gibt! Der Hafenmeister ist allgegenwärtig und verteilt Plätze, störend sind die kleinen Motorbötchen, die Platz wegnehmen, nur kurz bleiben und nicht bezahlen. Sie gehen einkaufen oder essen im Restaurant. Wir bekommen ein sehr kleines Segelboot an unsere Seite, nur für eine Fika, dann bleiben sie doch über Nacht, manch große Yacht wäre gern bei uns längsseits gegangen.

nur für eine kurze Pause angelegt

nur für eine kurze Pause angelegt

Später legt noch ein kleines Segelboot an. Lang wird unser Aufenthalt auf der schönen Schäreninsel, denn am Sonntag geht es los mit dem Starkwind. Früh legt die Stellar II ab, denn sie wollen noch vor dem heftigen Wind ihren Liegeplatz in Göteborg einnehmen. Ihre Offenheit hat uns sehr überrascht, sie haben uns ihren Platz angeboten, wenn sie nicht selbst dort sind und wir wollen in Kontakt bleiben mit diesen lieben Menschen. Über eine Woche bleiben wir im Hafen, langweilig wird es uns jedoch nicht. Wir durchstreifen die idyllische Insel, essen köstliche Pizza, wobei das Ambiente in der Pizzeria sehr zu wünschen übrig lässt, legen einen Waschtag ein, erleben interessante Leute. Ein pensionierter Kapitän und ein Schiffskoch, beide auf eigenem Kiel, über 70 und zusammen jeder mit seinem Boot unterwegs, sind deutscher Herkunft und herrlich anzuhören. Ständig geschäftig, unruhig, ihr Palaver hört man unentwegt, ein Singsang aus Friesisch, Schwedisch, Norwegisch, sie haben spannende Lebensgeschichten zu erzählen. Ein holländischer Stahlsegler legt hinter uns an, die beiden sind aus Delftzijl und wir ‚praten’ gern mit ihnen. Das Wetter ist, bis auf den böigen Wind, recht schön, sonnig und trocken. Dass so ein Wind tatsächlich 5 Tage anhält,

erstaunt uns doch, nur am Dienstag schwächt er etwas ab auf 5 Bft. um in der Nacht wieder so richtig aufzudrehen. Wir haben Glück, ein großes Schiff der Küstenwache beschert uns eine ruhige Nacht auf Mittwoch, es legt direkt vor uns, außen am Kai, an und schirmt den Wind gut ab. Sie könnten ruhig noch etwas bleiben, fahren aber am Mittwoch weg. Es richtig dicker 2Master aus Norwegen mit reichlich Passagieren an Bord läuft ein und bekommt auch einen Platz, das Hafenkino bleibt interessant, es gibt immer was zu sehen. Ein neuer Steg wird vorbereitet und ausgelegt, Boote mit dem Gabelstapler ins Wasser gesetzt. Als der Käpten und der Schiffskoch ablegen, nimmt ihren Platz eine deutsche Moody ein, die beiden sind aus dem Sauerland und lange Gespräche finden statt. Am Freitag laufen Grand Banks MY ein, die hier ein Treffen feiern wollen, es werden nicht so viele und geht recht gesittet zu, nur in der Nacht zum Sonntag wird es früh. Wir nutzen den abgeschwächten Wind und grillen nochmal auf dem Kai in der herrlichen Sonne und sitzen noch lange draußen. Der Sauerländer ist Akkordeon Spieler und gibt ein melancholisches Konzert dazu, eine tolle Atmosphäre im Hafen. Die Windstärke wäre nun passend um weiter zu segeln, aber die Windrichtung passt nicht, denn es weht aus dem Norden, dort wollen wir hin. Wir wälzen alle Unterlagen, suchen im Internet, sind ratlos. Umkehren? Wir beschließen abzuwarten, der Samstag soll verregnet werden, den sitzen wir noch aus auf Donsö. Und dann, wir werden sehen….

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