Frust

So wirklich glücklich sind wir mit dem schwedischen Wetter in dieser Saison nicht, es ist unglaublich wechselhaft, wie im April, Regenschauer, einen Tag bläst es, dann wieder 2 Tage 0 Bft. Ein Tief nach dem anderen jagt über Schweden hinweg, wo bleibt das riesige Russland Hoch??Die Tiefdruckgebiete bringen nur West-und Südwestwind mit, so dass der Wind beständig von achtern weht, nicht unser Lieblingskurs. In der Heimat 30 Grad, wir freuen uns über 18-20 Grad, aber das Positive am Wetter: keine Gewitter und nachts kann man herrlich schlafen. Ausfälle gibt es auch zu beklagen: nach der Bilgenpumpe, die mittlerweile erneuert ist, gibt in Kalmar die elektrische Luftpumpe, die nicht gerade preiswert war und jedes Jahr nur verwendet wurde, um das Gummiboot aufzupumpen, den letzten Röchler von sich und verendet kläglich. In Västervik gibt mir mein Gocycle Rad deutlich zu verstehen, dass ich lieber laufen sollte, macht alle Lampen aus und setzt sich zur Ruhe. Also geht’s per pedes weiter, Spazierengehen ist dort angesagt.

Västervik

Västervik

Unruhig ist es im Hafen durch die Renovierungsarbeiten, Björn von ABBA investiert hier in seiner Heimatstadt, ein hohes Apartmenthaus entsteht mit Blick über das Wasser. So bald der Starkwind nachlässt, fahren wir zu unserer Lieblingsbucht Spårö und ankern dort.

vor Anker in Spåro

vor Anker in Spårö

Ein kleines schwedisches Boot liegt schon dort, verlässt die Bucht jedoch wieder, ebenso ein Paar, das in dem winzigen Haus am Leuchtturm ein Feriendomizil hat. Nun sind wir allein, wunderbar, nur Vogelgezwitscher. Wir werfen den Grill an, Gott sei dank, frühzeitig, denn der Abend wird noch ordentlich nass. Wir machen es uns im Salon mit der Öllampe gemütlich und holen am nächsten Morgen den Anker auf, um nach Gryts Varv im Hummelviksfjärden zu segeln. Garnicht gut, der nächste Schreck, die Batterien im Bug, die den elektrischen Fockroller, die Ankerwinsch und das Bugstrahlruder versorgen, sind schwach und haben keine Kraft beim Aufholen des Ankers. Nun reicht es uns aber bald, woher neue nehmen, hier am Ende der Welt?? Es wird wieder so ein windarmer Tag, knapp die Hälfte der Strecke schaffen wir bei halbem Wind sehr gemäch, dann brummelt der Diesel wieder und wir machen lange Gesichter. Bald drehen wir den Bug hinein in die Schären, Neuland, hier waren wir noch nie, sehr einsam ist es.

Gryts Varv

Gryts Varv

Als Gryts Varv auftaucht, sind wir überrascht, sah irgendwie größer aus auf den Bildern. Niemand ist da, wir finden einen Platz längsseits an einem Holzsteg. Der Abend wird ruhig und sonnig, eine kleine deutsche Yacht und ein Hausboot gesellen sich zu uns. Unter einer modernen Fullservice Marina hatten wir uns, auch mit Blick auf die Toiletten, etwas anderes vorgestellt–dafür liegen wir kostenlos, niemand da, der kassieren kann. Weiter stecken wir den Kurs auf Arkösund, dieser Segeltag wird herrlich. Diesmal segeln wir den Weg durch die Schären, das ist zwar anstrengender, aber falls wir wieder motoren müssen, interessanter und gänzlich ohne Seegang. Sofort beginnt das schon bekannte Spiel: guck mal dort, die Felsen sind aber glatt, och, sind die rosa, da, ganz grau, ein Kullerstein von Asterix, dort nur ein Baum auf dem Felsen, dort, oh, wie grün ist der Fels, das Allerheiligenmoos dort, usw. usw. Die Schärenlandschaft hat so viel Erstaunliches zu bieten, wir philosophieren die ganze Fahrt, wie alt die Felsen doch sind, die sind immer noch da, wenn es keine Menschen auf der Welt mehr gibt! Irgendwie vergeht die Zeit wenn man segelt viel schneller, unter Motor kommen uns die Stunden endlos vor!

Arkösund

Arkösund

Leer ist es auch im Hafen von Arkösund, aber sehr hübsch, die schönen alten Holzhäuser, bunte Blumen; mit ein paar deutschen Booten liegen wir längsseits. Bezahlen ist wieder nicht, keiner da, man soll das Geld überweisen, wie das wohl gehen soll?? Unter den Seglern wird der Code für das Sanitärgebäude weitergegeben, so geht’s auch. Es gibt einen netten Lebensmittelladen im Ort, der gut besucht wird, auch von uns. Störend ist allein das Motorbootfahren der Schweden, immer wieder heizen die kleinen Dinger dicht am Hafen vorbei mit Vollgas, damit muss man sich hier wohl abfinden. Ein Transporter, der uns unterwegs schon mit seinen Wellen geärgert hat, jagt in den Hafen, böse Erinnerungen suchen uns heim, alle Skipper schimpfen. Das Wetter ist endlich sommerlich warm mit 23 Grad und viel Sonne. So geht’s am Samstagmittag weiter nach Oxelösund, wieder wenig Wind, aber schöne Schärenlandschaft. Die Stahlstadt hat nicht viel zu bieten, die Mitarbeiterin im Hafenbüro schließt vor meiner Nase die Tür ab, also wieder den Code für die Sanitärgebäude bei einem anderen Segler erfragen. Lange ist es warm, am Hafen steht auch ein Womo mit einem coolen Nummernschild: My Home. Eine riesige Segelyacht legt aussen an, als sie wieder ablegen will, eröffnet eines der Crewmitglieder unfreiwillig die Badesaison. Beim Bergen des Mannes fahren sie sich eine dicke weissleuchtende Macke in den dunkelblauen Rumpf…..Um 6 Uhr am Sonntagmorgen reiben wir den Schlaf aus den Augen und nehmen Kurs auf den Unglückshafen Nynäshamn, denn wir hoffen dort im Wassersportladen neue Batterien besorgen zu können. P.S.: die Batterie der Fernbedienung für den Autopiloten ist auch kaputt!

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