Karlslund Marina

Der Wind pustet nach 2 Tagen Starkwind nur sehr verhalten und der Himmel ist grau als wir von der Tankstelle in Nynäshamn ablegen. Ein riesiger englischer Kreuzfahrer liegt am Kai, wir wundern uns immer wieder über die Heckboje, die so einen Riesen halten kann. Die Hoffnung stirbt zuletzt, wir setzen die Segel und für kurze Zeit schiebt der Wind ein bisschen, bis er den Dienst nach 6 schwerfälligen Meilen ganz einstellt. Unter Motor setzen wir die Fahrt zur Bucht Kolnäsviken an der Schäreninsel Ornö fort. Es sind reichlich Boote unterwegs, die Schweden sind aufgewacht, Midsommar naht. Ein paar Tropfen fallen aus den Wolken, dann siegt die Sonne, der Himmel klart auf. Die Einfahrt zur geschützten Bucht ist tricky, aber nach 3 Besuchen dort umrunden wir die Felsen ohne Probleme. Einige Boote liegen schon vor Anker und an den Felsen, so auch unser Nachbar aus Nynäshamn. Es gibt genug Platz, der Anker fällt. Einem ruhigen Abend mit einem leckeren BBQ steht nichts mehr im Wege. Leider bewölkt es sich bald wieder, der Wind schläft ein, auch wir schlafen in der Ruhe wie Babys. Am Morgen strahlt wieder die Sonne und wir genießen ein Frühstück im Cockpit. Die Aussichten für das Midsommar Wochenende sind nicht prickelnd und so verlassen wir die Bucht wieder um zum Gästhamn Karlslunds Marina zu motoren. Viele Schiffe kommen uns entgegen, die den Hafen verlassen, auch viele Taxiboote, die Menschen auf ihre Schären bringen. Vorsichtig fahren wir hinein und finden ein Hafenbecken, das für Gäste vorgesehen ist. Wir legen längsseits an und sind zufrieden mit unserer Wahl, der Hafen ist gut ausgestattet mit allem was der Segler braucht.

Karlslund Marina

Karlslund Marina

Hier können wir Wind und Regen abwettern. Den ganzen Tag über beobachten wir einen Mann, 2 Frauen und 2 Hunde, die auf einer ‚Rennziege‘ vor uns einen Törn vorbereiten, an sie werden wir uns immer erinnern. Sie packen und schleppen, trinken eifrig Bier dabei und so vergeht der ganze Freitag. Wir hätten nicht gedacht, dass sie noch ablegen, aber nachdem wir in der Kabine unser Essen gekocht und genossen haben, bemerken wir, dass sie fort sind. Es ist ruhig im Hafen, wir wissen bereits, dass der Midsommarafton in Schweden im häuslichen Umfeld begangen wird. Der Hamnkrog, das Hafenlokal, hat geschlossen, der Hafenmeister hat die Schotten dichtgemacht. Wir feiern den längsten Tag des Jahres mit einem leckeren Hugo. Es gießt die ganze Nacht lang, für uns endet diese um 4 Uhr mit einem mächtigen Adrenalinstoß. Ein lauter Knall, Geschepper und wir stehen senkrecht in der Koje. Der Skipper stürzt barfuß, nur mit hastig übergeworfener Regenjacke an Deck, ich folge ihm in die Kuchenbude. Die ‚Rennziege‘ ist zurück und uns ans Schiff geknallt, die Stromsäule liegt umgelegt auf dem Steg. Sie haben versucht ihren Liegeplatz vor uns wieder einzunehmen, was nicht geklappt hat. Die beiden Frauen sind völlig panisch, Angelo hilft das anscheinend manövrierunfähige Schiff in einer Box anzulegen, die genau voraus liegt, dabei gießt es wie aus Kannen. Angelo ist ein Eisblock als wir wieder in die Koje krabbeln und braucht lange um warm zu werden. An viel Schlaf ist eh nicht mehr zu denken, aufgekratzt wie wir sind! Nicht schon wieder das Schiff kaputt! Am nächsten Morgen inspizieren wir die Pretty und nicht nur wir atmen erleichtert auf. Der Krach kam wohl von der umstürzenden Stromsäule, ansonsten sind sie an unserem Anker hängengeblieben, der kann schon was ab. Das schwedische Boot hat eine richtig dicke umlaufende Gummileiste, auch der lange Bugspriet ist weich aus Gummi, das war unser Glück. Nur eine kleine Schramme am Bug der Pretty, die Angelo wegpolieren kann, wir sind erleichtert! Später erfahren wir, dass sie einen Ruderschaden haben, eins ihrer beiden Ruder steht schräg, so dass das Boot sich nicht steuern lässt. Sie hatten vor, auf Utö Midsommar zu feiern, konnten aber nicht in den Hafen hinein mit dem kaputten Ruder. So sind sie die ganze Nacht zurückgesegelt und dann mit dem lautstarken Anleger um 4 Uhr wieder angekommen. Auf diesen Schreck genehmigen die beiden Damen sich im Restaurant einen Midsommarschluck: Prost! An ihrem jetzigen Liegeplatz, mit dem Bug voran, ist es nun schwierig, die beiden Hunde an Bord zu hieven, man kann garnicht hinsehen. Die Standfestesten dabei sind die Hunde, die Gott sei Dank 4 Beine haben und absolutes Urvertrauen in ihre Frauchen. Hoffentlich geht nicht noch jemand baden, na ja, dann wären sie auf jeden Fall wieder nüchtern. Wir wollen mit dem Bus nach Dalarö fahren, ein bisschen Sightseeing machen wir gern und mein Fahrrad ist leider ausser Betrieb. Ich habe meine Kronar beim Einstieg parat, aber der freundliche Busfahrer klärt uns auf, dass man bei ihm nicht zahlen kann, sondern eine Fahrkarte vor Fahrtantritt im Internet kaufen muss. Das ist Schweden! Was nun?? Er lädt uns ein, fahrt einfach mit, auch das ist Schweden! Und wie kommen wir zurück? Er winkt ab, kein Problem!

Dalarö Hotelbryggan

Dalarö Hotelbryggan

So fahren wir mit und bummeln später durch den kleinen malerischen Ort mit bunten Holzhäusern und bunt blühenden Gärten, wobei der kräftige Wind uns kühl um die Nase weht.

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