Tiefdruckgebiete

In Dalarö kaufen wir im ICA Laden ein und bummeln durch den kleinen Ort mit alten Holzhäusern und bunt blühenden Gärten. Schön ist es hier und viele Menschen genießen wie wir den sonnigen Tag mit dem frischen Wind. Es gelingt uns, ein Busticket mit dem Handy im Internet zu erstehen, nun wissen wir, wie man das macht und können in Schweden Bus fahren. Der Busfahrer ist derselbe, wie auf der Hinfahrt, er grinst als wir einsteigen. Es sollen 1300 Boote in der Karlslunds Marina liegen, dafür ist es erstaunlich ruhig. Der Parkplatz ist zwar voll mit Autos, aber in holländischen Yachthäfen wie Enkhuizen oder Stavoren herrscht an einem Wochenende deutlich mehr Trubel. Am Samstagabend gibt es im Hamnkrog live Musik, ein Sänger quält sich den ganzen Abend und singt sich zum Gitarrenspiel die Kehle aus dem Leib, Oldies und was auch immer, ein bestimmter Stil ist leider nicht zu erkennen. Es sind ein paar Gäste da, großer Andrang bleibt aber aus. Das Wetter ist gegen die Vorhersage recht gut, trocken, sonnig, ab und zu einige dicke Wolken. Der angekündigte Starkwind ist nicht kontinuierlich, nur die Böen feuern richtig rein. 2 weitere deutsche Boote, ein Norweger und ein paar Schweden laufen den Gästhamn an. Wie immer können die Motorbootfahrer nicht langsam fahren und erzeugen dicke Wellen im Hafen. Angelo werkelt ein bisschen, poliert vom Gummiboot aus, verlegt eine zusätzliche Steckdose in die Nasszelle im Bug, was er schon lange machen wollte. Ich putze den Cockpittisch von unten mit einigen Verrenkungen, wollte ich auch schon lange machen, und schmöker ein bisschen. Erst am Montag wird das Wetter richtig blöd, eine Regenfront zieht über uns hinweg, es gießt wie aus Kübeln mit ordentlichen Sturmböen, Blitz und Donner. Abends wird es jedoch wieder schön und am Dienstagmorgen ist der Himmel tiefblau. Wir werfen die Leinen los und retten dann noch das Bettzeug von einem schwedischen Boot vor dem Ertrinken, das sie zum Lüften über die Reling gehängt hatten und das wie ein Fallschirm im Wasser treibt. Das wäre eine kühle Nacht geworden ohne Zudecke! Wir setzen das Grosssegel und das reicht schon, die Pretty zieht davon in dem böigen NNW Wind. Auf ein Vorsegel müssen wir erstmal verzichten. Es ist, wie wir es schon kennen in den Schären, mal wird man komplett abgeschirmt vom Wind, dann, kommt man um eine Ecke, packt eine Bö zu, der Wind dreht, fällt ein, wird gelenkt, Düsen entstehen zwischen 2 Inseln. Hinter Dalarö, dem malerischen Sommerdomizil der Stockholmer, ist es geschützter, wir setzen die Genoa. Zwei Drittel der Strecke können wir segeln, dann kommt der Wind genau von vorn, Aufkeuzen im engen Fahrwasser mit der Pretty ist hier ein echte Quälerei, also geht der Motor an. So erreichen wir Napoleonviken, Ägnö, die vor allen Winden geschützte und beliebte Ankerbucht. Einige Boote sind schon da, hier liegt man nie allein. Wir lassen den Anker fallen und genießen die Natur, die Felsen ragen hoch auf, Enten schwimmen und Vögel zwitschern.

BBQ Napoleonviken

BBQ Napoleonviken

Später zünden wir den Grill an, das Fleisch ist saftig und zart, ein Glas Rotwein vollendet den Genuss. Immer wieder erstaunlich, wie geschützt man hier ist, man spürt nichts von dem Wind, der draußen weht. Und, obwohl viele Schiffe da sind, ist es so ruhig, dass man sein eigenes Blut in den Adern rauschen hört. Nur eine Charteryacht mit Deutschen an Bord, kann sich natürlich mal wieder nicht benehmen: während alle anderen ihr Beiboot rudernd fortbewegen, werfen sie den Aussenborder an und erklimmen johlend die Felsen. Peinlich! Am nächsten Morgen frühstücken wir genüsslich im Cockpit, beobachten auf einem schwedischen Motorboot, das am Felsen festgemacht hat, die gelb-weisse Bordkatze, die ihr Herrchen hingebungsvoll beschmust. Dann müssen wir leider den Anker lichten, obwohl wir in der idyllischen Bucht gern noch geblieben wären. Das nächste dicke Tief ist im Anmarsch und wir wollen im Gästhamn von Saltsjöbaden Schutz vor dem grauseligen Wetter suchen, das für die kommenden Tage angekündigt ist.

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