Saltsjöbaden

Der Weg von der idyllischen Bucht Napoleonviken nach Saltsjöbaden, dem Seebad der Stockholmer, beträgt nur 6 Seemeilen und wird unter Motor zurückgelegt.

Freibad Saltsjöbaden

Freibad Saltsjöbaden

Wir fahren an dem historischen Freibad vorbei, schön Frauenbad vom Männerbad getrennt; Angelo wird etwas geboten, viele nackte Schwedinnen aalen sich in der Sonne, aber er muss sich mit dem Kurs der anderen Lady, der PB, befassen. Ein kleiner Strand liegt dazwischen, an dem Kinder in der Sonne planschen. Der Hafen wird vom königlichen Segelklub betrieben und sofort eilen junge Klubmitglieder zur Hilfe, um uns einen Platz zuzuweisen und die Leinen anzunehmen. Wir haben Glück, viele freien Bojen gibt es nicht mehr, wir bekommen eine direkt vor dem Restaurant Holmen, das schon ab Mittag sehr gut besucht ist. Wir schenken uns das, sitzen genauso gut oder besser in unserem Cockpit, ausserdem ist es aussichtslos einen Tisch zu ergattern und recht teuer dazu. Am Donnerstag ist der beste Tag, sonnig, warm und jeder Tisch besetzt, die Besucher stehen Schlange für einen Tisch.

„Fika“ in Saltsjöbaden

Bei uns gibt es Kanelbullar und Kaffee, sehr gemütlich. Später gehen wir zum Supermarkt durch ruhige Wohngebiete, die edlen Holzvillen stehen hoch auf den Felsen,

"Schweden Villa"

„Schweden Villa“

erhaben, bestimmt mit fantastischem Ausblick, pflegeintensiv, oft blättert die Farbe ab. Weiter im Hinterland werden die Häuser bescheidener, viele unbewohnt, wahrscheinlich nur als Sommerhäuser benutzt. Imposant ist der Anblick des weissen Grand Hotels, jedenfalls von Weitem, aus der Nähe erkennt man, dass der Zahn der Zeit hier schon ordentlich genagt hat. Der Supermarkt ist gut sortiert, in dem Einkaufszentrum bekommt man alles, allerdings wirkt es nicht mondän. Mit vollen Taschen bepackt fahren wir mit dem Bus zurück, um sie nicht schleppen zu müssen. Am Samstag werden wir den Spaziergang nochmal machen, um wieder so ein leckeres Levain=Sauerteig Brot zu erstehen, diesmal ohne Sonne und ohne den Bus zu nehmen. Die Gärten sind wunderschön, blühen in den herrlichsten Farben. In Schweden ist alles naturbelassener, man lässt einfach wachsen und gibt der Natur Raum. Bis Freitag ist jedes freie Eckchen im Hafen mit einem Schiff belegt, es wird zusammengerückt, was eben so geht. Wir haben nette holländische Nachbarn, an Backbord liegt ein unbemanntes Boot. Die Holländer legen am Samstag ihr Boot an eine Boje und fahren weg, wir sind bald umzingelt von Finnen. Die erfüllen das Vorurteil, das Segler abgespeichert haben: unruhig, laut, eine Schar von Leuten ist ständig auf dem Boot und man weiss nicht, wohin sie gehören. Das jüngste der vielen Kinder brüllt lauthals, die anderen fahren Schlauchboot mit Vollgas im Hafen immer um die Bojen herum, was hier niemanden kratzt, denn die Erwachsenen machen es genauso: man fährt mit Vollgas, niemand nimmt Gas weg, ständig tanzen die vertäuten Yachten in den Wellen. Wir sind froh, als sie am Samstagnachmittag ablegen. Nun legen zwei finnische Motoryachten an, die beweisen, dass es auch anders geht, sauber, höflich, gesittet, freundlich. Man trinkt Prosecco aus Gläsern, nicht Schnaps aus Pappbechern. Wir werden nett auf Deutsch angesprochen, hoppla, aufpassen, sie verstehen uns! Ruhe kehrt ein, im Hafen und auch im Restaurant ist nichts mehr los. Anscheinend gehen die Schweden am Wochenende nicht aus zum Essen?! Am Freitag ist wettermäßig der schlechteste Tag, es regnet und stürmt, wovon wir hinter hohen Apartmenthäusern, ein paar Kiefern und dem Restaurant kaum etwas bemerken, so geschützt ist es hier. Als wir am Morgen nach dem starken Wind aus der Kuchenbude lugen, trifft uns der Schlag: das Deck sieht aus! Überzogen mit Spelzen und Rindenstückchen von den Kiefern, da haben wir genug zu tun. Ansonsten wird die to do Liste des Skippers immer kürzer, eine Baustelle nach der anderen kann er schließen, denkt er jedenfalls! Am Sonntagmorgen ist es wieder sonnig, der Himmel leuchtet blau und wir verlassen den beliebten Ort um zurückzukehren nach Napoleonviken, wo wir den Sommertag in der Idylle vor Anker und mit leckerem Fleisch vom Grill verbringen wollen.

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