Rock’n Roll

Auf Bornholm verbringen wir drei angenehme Tage. In Hasle bleiben wir nur eine Nacht, erst als einziges Schiff im Hafen, später gesellen sich noch zwei Charterboote dazu. Der kleine Ort ist nicht hübscher geworden, das ehemals weisse Silo und eine Häuserzeile mit verrosteten Garagentoren sind keine Hingucker. Das Sanitärgebäude wurde halbherzig renoviert: es gibt neue Toiletten, Waschbecken und Armaturen. In der Rezeption, in der der Bezahlautomat steht, hat man die Wände mit Fotos von Hasle, damals und heute, tapeziert, ganz nett. Der den Ort dominierende Supermarkt ist geöffnet, gut sortiert und wird von uns gern aufgesucht. Einen Kai hat man den Segelgästen genommen, indem man dort Fischkutter untergebracht hat, wie schade! Alle Touristen und auch die Einheimischen sind an diesem Sonntagnachmittag bei Sonnenschein im Hafen, denn viel Besonderes gibt es in Hasle nicht und die Eisbude ist beliebt. Neugierig schlendert man Eis schleckend an unserem Boot entlang um einen Blick ins Innere zu werfen. Ein Schweizer Paar spricht uns an und fragt uns aus, sie kennen überhaupt nichts vom Wassersport. Der Wind nimmt zum Abend hin ab und die Nacht wird ruhig. Am Montagmorgen segeln wir bei wenig halbem Wind auf die andere Seite der Insel, um in Lee den angekündigten Starkwind aus West abzuwettern. Die Hälfte der 10 sm schaffen wir unter Segeln, dann müssen wir motoren und an der Spitze Bornholms, ‚Hammer Odde‘, steht der Wind auf der Nase. Leider sieht man nicht viel von der schönen Küste, denn es ist diesig und trüb. Das Wetter lässt während unseres Aufenthalts etwas zu wünschen übrig, ob und zu kommt die Sonne raus, aber meist überwiegen dicke Wolken.

Allinge

Allinge

In Allinge, unserem Hafen für die kommenden Tage, ergattern wir einen der letzten freien Plätze am Kai im inneren Hafenbecken. Leider liegen drei kleine Schiffchen an der Mauer, vergammelt und unbewohnt. Aufgrund ihrer Größe kann dort niemand längsseits gehen. Wieder Platz verloren für zahlende Gäste, warum werden diese Schiffchen nicht in eine Ecke gelegt, wo sie weniger stören?? In Allinge ist eine Halle abgerissen worden und der Platz wurde ordentlich hergerichtet. Der große Supermarkt mit dem Terrier wurde vergrößert, ordentlicher und ansprechender organisiert. Überall werden dicke neue Stromkabel verlegt. Wir gehen viel spazieren, machen ‚boatskeeping‘, chillen und kochen im Schiff.

Allinge Räucherei

Allinge Räucherei

Zweimal gibt es Fischfrikadellen aus der kleinen Räucherei mit Kartöffelchen und Sour Cream, obwohl uns der Duft aus der Pantry noch mehrere Tage erhalten bleibt. Sie sind einfach zu lecker!! An einem Abend schmausen wir gebratenen grünen Spargel mit Parmesan und Pasta, ach, es geht uns so gut! Ein langer Spaziergang führt uns entlang am Meer nach Sandvig, verträumt und ursprünglich. Schöne Garten, kleine einfache Häuschen, hyggelig halt. Der Hafen ist von Felsen umgeben, wir würden uns nicht trauen, dort hinein zu fahren, lieber nicht. Der Wind pustet ordentlich, an unserem von Häusern abgeschirmten Liegeplatz merkt man kaum etwas davon. Wir werden eifrig von Touristen beäugt, viele Deutsche wollen sehen, woher wir kommen. Man erkennt sie gleich an der besseren Kleidung, es ist uns noch nie so ins Auge gesprungen, wie einfach die Dänen angezogen sind, sie fahren ältere Kleinwagen, hier auf der Insel gibt es nicht solch einen Kommerz wie bei uns in Deutschland, so bescheiden und zufrieden mit dem Wenigen. Scheint was dran zu sein an den ‚glücklichen Dänen‘. Am Abend geht die Blauwasseryacht ‚Marlin‘ mit Skipper Wnuk in Sandvig vor Anker, die ganz Zeit haben wir sie per AIS verfolgt. So nah war sie uns noch nie. Gern würden wie sie mal von Nahem erleben, heute nur aus der Ferne; sie wird den ganzen Sommer auf der Ostsee segeln, könnte noch was werden. Am nächsten Morgen wechseln wir früh die warme Koje gegen den kalten Wind, bei 5 Bft. aus West setzen wir Kurs auf Utklippan. Der Strom bewirkt, dass wir mit halbem Wind segeln können, prima, denn die Dünung vom gestrigen Starkwind ist zwei Meter hoch und äußerst unangenehm. Pretty tanzt und rollt in den seitlichen Wellen und man kann sich kaum auf den Beinen halten. Ein mit uns ausgelaufenes holländisches Boot dreht ab, hat ihnen wohl nicht behagt. Wir kommen gut voran, bis kurz vor der Tiefwasserrinne der Wind immer mehr nachlässt, aber nicht der Seegang. Der Winddruck in den Segeln reicht nicht mehr aus, sie schlagen und knallen, fürchterlich! Wir probieren Motorsegeln, etwas besser, aber auch nicht schön. Ein Fischereifahrzeug auf Kollisionskurs lässt uns Gas geben, so kommen wir vorher. Die Wolken werden von der Sonne aufgelöst, wenigstens blauer Himmel. Dann doch, Rasmus hat ein Einsehen, der Wind kommt zurück und weiter geht’s, die Pretty nimmt wieder Fahrt auf. Die Dünung auch, weiter tanzen wir rock’n roll, das Wellenbild hat sich geändert, kabbeliger, eine Weile ruhig, dann kommen wieder ein paar Kawenzmänner. Utklippan kann man erst aus 8sm Entfernung ausmachen, denn der Horizont ist grau. Da ist sie, die Felseninsel mitten in der Ostsee, irgendwie immer ein Highlight, wenn sie auftaucht! Eine weitere Yacht, die wir den ganzen Tag auf dem Plotter gesehen haben, fährt nicht hinein, das gibt uns zu denken! Zu gefährlich, zu viele Wellen in der Einfahrt?? Wir nähern uns langsam, schauen in Ruhe, rollen die Segel ein und beschließen, hineinzufahren, die östliche Einfahrt ist sehr geschützt. Mit etwas Gas fährt der Skipper durch die Felsen, damit der Wind uns nicht verdrückt und schon sind wir im großen Becken. Der Skipper einer Hallberg Rassy, die dort schon festgemacht hat, hilft uns beim Anlegen. Das Wasser ist glasklar, was den Eindruck erweckt, es wäre nicht tief! Ist es aber, überall drei Meter, man sieht deutlich den Grund.

Utklippan

Utklippan

Die Idylle ist wie immer atemberaubend, nur der Wind pfeift und die Vögel machen ihre typischen Geräusche. Wir bereiten uns auf unser Ritual vor: Angrillen auf Utklippan.

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