Sonnentage

Den Weg nach Bullandö legen wir halb unter Segeln zurück, das kanalartigen letzte Stück unter Motor. Den direkten Weg können wir nicht nehmen, denn es gibt eine Brücke nach Djurö, die nur 18,80 Meter hoch ist. Der Schärengarten ist hier dicht besiedelt, wunderschön gelegene Anwesen, Badestege, Villen, Badehäuser, Pavillons, schön angelegte Sitz- und Grillplätze ziehen die Blicke auf sich. Viele Boote sind unterwegs, meist kleinere Motorboote, die die Menschen zu ihren Schärenhäusern bringen. Der Hafen Bullandö ist groß, 1400 meist kleinere Boote liegen dort.

Marina Bullandö

Marina Bullandö

Wir bekommen einen Platz aussen direkt am Fahrwasser zum Gästhamn, dem Lebensmittelladen, dem Restaurant und der Tanke. Der Hafen gleicht schon ein bisschen den großen Yachthäfen in Holland, jetzt in der Hochsaison herrscht reger Trubel. Die größeren Boote liegen alle an unserem Steg, deshalb wird hier viel geschaut. Ausser der Marina gibt es auf Djurö nichts, so kommen viele Sehleute hierher, um das schöne sonnige Wetter zu nutzen, auf der Terrasse vom Restaurant zu sitzen und einzukaufen. Der Hafen ist wie eine eigenständige Stadt, es gibt alles, was man für den Wassersport benötigt, Gebrauchtboote, eine Eisdiele, einen maritimen Laden. Viele Schweden können gut deutsch und unterhalten sich mit uns, einer singt uns Pretty Belinda vor, während sein Hündchen an die Elektrosäule pinkelt. Eine Frau ist ganz entsetzt: schaut man von hinten in unser Cockpit, wirken die Leinen und das ganze Equipment auf nicht Wassersportler schon unübersichtlich. Die Pretty schaukelt den ganzen Tag in den Wellen der vorbeisausenden Boote, erst gegen 17 Uhr wird es immer ruhiger, die Einkäufe sind erledigt, die Boote kehren zu ihren Häusern zurück. Wir leben hier nicht schlecht, mit dem Laden direkt vor der Nase! Frische Brötchen, Kanelbullar, alles gibt es nur ein paar Schritte entfernt. Die Sanitäranlagen der Marina sind neu und gut, wir nutzen sie ausgiebig, füllen die Vorräte auf und fahren am Freitagmorgen zurück Richtung Gällnö. Und, als wenn es nicht genug Ausfälle an Bord gegeben hätte, steigt heute mal der Autopilot aus. Wir befürchten Schlimmes, es wäre anstrengend, den Rücktörn komplett selbst steuern zu müssen. Heute passt der Wind, wir ankern im Schutz einer kleinen Schäre, Angelo steigt in die hintere Backskiste, überprüft die Sicherungen der Steueranlage und rappelt an den Kabeln. Glück gehabt!! Funktioniert wieder. Die Sonne scheint, wir grillen gemütlich,

Siegerehrung bei den Kormoranen

Siegerehrung bei den Kormoranen

beobachten die Wasservögel und haben nach anfänglichem Motorbootgefahre eine ruhige Nacht. Beim Frühstück in der Sonne am Samstagmorgen, bemerken wir, dass bei einer klassischen Yacht neben uns der Anker nicht hält, der Skipper rudert hinüber und rüttelt die Eigner auf. Sie haben nur einen Plattenanker, der schlecht packt, immer wieder gehen sie auf Drift. Wir fahren drei Seemeilen weiter zur Insel Grinda und legen dort auch ein verunglücktes Ankermanöver hin. Den einzigen guten Ankerplatz hat eine 45 Fuß Yacht belegt, wir gehen daneben, aber da es 12 Meter tief ist, müssen wir viel Kette stecken und kommen zu nah an den Ankerlieger heran. Der Wind soll drehen, dann drückt er uns auf Land. Ein Fähranleger muss frei bleiben, dort können wir auch nicht so nah ran. Schade, hier fühlen wir uns unwohl, wir hätten gerne ein bisschen auf der Insel geguckt. So beschließen wir, zurück nach Gällnö, wo es reichlich Platz gibt, zu fahren. Beim Ankerauf Manöver rauscht Angelo die ganze Kette aus und noch 15m Leine, er hat zu kämpfen, um alles wieder hoch zu ziehen. Bestimmt schütteln die beiden an Bord der anderen Yacht heimlich den Kopf über die Unruhe, die wir verbreitet haben, um dann wieder weg zu fahren. Im Hemfladen, Gällnö, gehen wir dieses Mal auf der Südseite vor Anker, da der Wind aus dem Süden kommen soll. Hier ist am Samstagnachmittag richtig Betrieb, denn es gibt einen kleinen Laden mit Kaffee und gemütlichen Sitzplätzen unter alten Bäumen. Der Skipper macht den Aussenborder klar, den wir ewig nicht benutzt haben, er springt gleich an, braver Mercury! Wir fahren mit dem Schlauchboot zum Laden, bekommen noch ein kleines Plätzchen am Steg zum Anlegen, kaufen Tomaten, Fleisch, Brot, Käse. Schön ist es hier und voll, wir genehmigen uns ein Eis und beobachten die Menschen, so ein Schärengarten Krog ist sehr beliebt in Schweden. Zurück an Bord wollten wir eigentlich das gekaufte Fleisch grillen, aber daraus wird nichts, das Wetter verschlechtert sich rasant. Wolken ziehen auf, sofort wird es kühl. Wir verstecken uns in der Kuchenbude und trösten uns mit Kartöffelchen und Lachs im gemütlichen Salon. Auf einer First Yacht hinter uns ist eine total entspannte Bordkatze, eine Burmakatze. Wir beobachten wie sie cool ihr Revier abschreitet und das Leben an Bord für sie völlig normal ist. Am nächsten Morgen ist es diesig mit Nieselregen, eklig, kalt. Aus dem Frühstück im Cockpit wird heute nichts. Aber es soll noch sonnig werden, unser Ziel am heutigen Sonntag ist Sandhamn, die Hochburg der schwedischen Segelszene.

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